Es ist eine etwa drei Wochen alte Mail, die jetzt für Ärger sorgt: Am 28. November hat die Universitätsspitze unter Präsident Alfred Forchel eine Rundmail an Studenten und Mitarbeiter geschickt, in der sie sich zu der jüngsten Fridays For Future-Demo äußerte, die dann einen Tag später stattgefunden hat. Darin ist unter anderem zu lesen, dass die Universität Würzburg die Teilnahme ihrer Mitarbeiter und Studierenden an der Demo unterstützt und begrüßt – im Rahmen der Gleitzeitregelung beziehungsweise innerhalb der vorlesungsfreien Zeit.
JuLis: Aufruf zählt nicht zur Aufgabe einer Uni
Rund drei Wochen nach dieser Mail haben die Würzburger Jungen Liberalen (JuLis) und die Liberale Hochschulgruppe (LHG) jetzt einen offenen Brief veröffentlicht, in dem die Mail der Uni aufs Schärfste kritisiert wird. "Auch wenn der Grundgedanke dahinter gut gemeint war, so ist der Aufruf dennoch schlecht gemacht", finden die JuLis. Die Universität dürfe nur Informations- und Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen ihres Aufgabenbereiches betreiben. Dazu zähle laut Hochschulgesetz das wissenschaftliche Erarbeiten von Lösungen und der wissenschaftliche Diskurs. "Hierunter fällt jedoch nicht der Aufruf zur Teilnahme an einer Demonstration", meinen die JuLi-Vorsitzenden Tobias Dutta und Markus Bohn.
Wie die Uni reagiert
Was sagt die Universität zu dem Vorwurf, sie hätte unzulässig zu dem Streik aufgerufen? Dass sie die Teilnahme an der Demo unterstützt, verstößt laut Universitätsleitung nicht gegen das Hochschulgesetz. "Im Gegenteil: Universitäten und Hochschulen sind dazu aufgefordert, ihren Beitrag zu den großen gesellschaftlichen Herausforderungen als Gesamtinstitution zu leisten", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme auf Nachfrage dieser Redaktion. Die Unterstützung der Teilnahme an einer Demonstration könne dabei ein Baustein unter vielen sein, meinen Unipräsident Alfred Forchel und Unikanzler Uwe Klug.
Uni-Senatoren: Vorwürfe sind unbegründet
Unterstützung bekommt die Unileitung von den studentischen Senatoren Abdu Bilican und Dustin Kaiser. Auf Initiative von Bilican, der auch Mitglied der SPD Veitshöchheim ist, ging die Mail am 28. November an alle Mitarbeitenden und Studierenden. Abgestimmt war sie mit der Unispitze. Die Senatoren halten die Kritik der JuLis und der LHG für unbegründet und maßlos überzogen. Sie argumentieren unter anderem damit, dass es in der Mail um den konkreten Hinweis gegangen sei, dass die Universität die Teilnahme an der Demonstration in der Freizeit begrüße. Der Vorwurf der JuLis, die Uni hätte konkret zur Teilnahme an einer Demonstration aufgerufen, basiere auf einer "großen Unwahrheit".
Uni will Engagement weiter unterstützen
Kritik gibt es aber auch wegen einer anderen Angelegenheit in dem Zusammenhang. Allgemein finden die JuLis, dass es unfair sei, wenn die Uni "nur zu 'großen' Demonstrationen aufruft, aber andere gesellschaftlich bedeutsame Demonstrationen nicht unterstützt." Dem widerspricht die Unileitung: "Es ging nicht darum, eine 'große' oder 'kleine' Demonstration zu unterstützen, sondern eine Initiative, die weltweit eine breite Unterstützung von Wissenschaft und Gesellschaft erfährt". Aus ihrer Sicht spreche nichts dagegen, dieses Engagement auch in Zukunft zu begrüßen.
Diskussion in den sozialen Netzwerken
In den sozialen Netzwerken hat das Thema ebenfalls für Diskussionen gesorgt – größtenteils unter SPD und FDP-Mitgliedern. Die Gemüter erhitzt vor allem das Wort "begrüßt" in der Mail der Universität. Hier gehen die Meinungen darüber auseinander, ob dies als Aufruf zu verstehen ist oder eben nicht.