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WÜRZBURG
Klima-Demo: Schule droht Verweise an
Von Drohungen lassen sich diese Schüler nicht aufhalten. Sie basteln Plakate für die Demo für mehr Klimaschutz am Freitag.
Foto: Thomas Obermeier | Von Drohungen lassen sich diese Schüler nicht aufhalten. Sie basteln Plakate für die Demo für mehr Klimaschutz am Freitag.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:43 Uhr

Wie viele Studierende und Schüler am Freitag in Würzburg auf die Straße gehen, weiß momentan keiner. Aber deutschlandweit nimmt die Jugendbewegung „Fridays for Future– gemeinsam gegen den Klimawandel“ Fahrt auf. Waren im Dezember in einer Handvoll Städten Demos angemeldet, sind dieses Mal um die 50 Städte dabei. Und einen Freitag später geht es weiter.

„Wie viele Schüler kommen, hängt auch davon ab, ob ihnen Repressalien angedroht werden“, meint Josefine Feiler vom Veitshöchheimer Gymnasium. Die 17-jährige Schülerin hilft bei der Organisation der Demo mit. Nach Gerüchten, die unter Schülern kursieren, haben Schulleiter Verweise, Nachsitzen oder mehr angekündigt, wenn man am Freitag in der Unterrichtszeit demonstriert.

So hat zum Beispiel das Friedrich-Koenig-Gymnasium (FKG) den Eltern schriftlich Verweise für ihre Kinder angekündigt, falls diese streiken. Nach Informationen dieser Redaktion gibt es aber FKG-Schüler, die trotzdem demonstrieren.

„In anderen Städten bekamen Schüler bislang kaum Ärger“, sagt Benedikt Schürzinger, der die Würzburger Demo organisiert. „Fridays for Future“ ist keine Partei oder Organisation, sondern wird dadurch getragen, dass jemand aktiv wird und in seiner Stadt Mitstreiter für eine Demo sucht.

Angestoßen hat die Bewegung die schwedische Schülerin Greta Thunberg, die seit einem halben Jahr immer freitags für bessere Klimapolitik demonstriert.

Prinzipiell dürfen Schüler nicht streiken und deshalb nicht für die Demo von der Schulpflicht befreit werden. Darauf hat die Ministerialbeauftragte für Gymnasien die Schulleiter im Vorfeld hingewiesen. Allerdings kann jede Schule entscheiden, ob und wie sie ein mögliches Fernbleiben von Schülern ahndet.

„Wer zur Demo geht, bekommt einen Verweis“, sagt Marco Korn, Schulleiter des FKG. „Denn ich halte einen Streik nicht für die geeignete Form.“ Besser wäre zum Beispiel, ein Umweltprojekt an der Schule zu veranstalten. Andere Schulleiter sagen auf Anfrage dieser Redaktion nicht, dass sie konkrete Sanktionen angekündigt haben. „Das wird im Einzelfall entschieden“, sagt Klauspeter Schmidt am Röntgen-Gymnasium. „Über Konsequenzen muss ich mir noch Gedanken machen“, erklärt Hermann Berst vom Dag-Hammarskjöld-Gymnasium.

„Ich freue mich, wenn sich Schüler gesellschaftlich engagieren“, meint Dieter Brückner, Schulleiter aus Veitshöchheim. „Aber nach Schulschluss.“ Er will mit Schülern sprechen, die am Freitag streiken. Elisabeth Schässburger, stellvertretende Leiterin der David-Schuster-Realschule, findet die Unterscheidung wichtig, ob es Jugendlichen um den Klimaschutz geht oder dieser ein Vorwand zum Schwänzen ist. „Das erkläre ich unseren Schülern und versuche, eine pädagogisch sinnvolle Lösung zu finden.“

„Wir wollen politische Schüler“, sagt Schwester Katharina Merz, Leiterin des St.-Ursula-Gymnasiums. Eine Erlaubnis zu Streiken bedeutet das aber nicht.

Man habe einen Kompromiss gefunden: „Eine 9. Klasse, die sich gerade mit Klimawandel beschäftigt, wird gemeinsam mit ihrer Lehrkraft an der Demo teilnehmen und danach der ganzen Schule darüber berichten.“

Diesen Weg schlägt auch die Lehrergewerkschaft vor, die umweltpolitisches Engagement junger Menschen unterstützt. „Wir rufen die Lehrkräfte auf, ganz offiziell einen Unterrichtsgang zu beantragen und ihre Klassen zur Demo zu begleiten“, sagt Jörg Nellen, Geschäftsführer des Würzburger Kreisverbands der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Denn die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben stehe im Lehrplan.

Deshalb nimmt Horst Peter, Schulleiter der Grundschule Unterdürrbach, mit seinen Kollegen und über 100 Kindern ab der zweiten Jahrgangsstufe an der Demo teil. „Die Kinder interessieren sich unglaublich für Natur und Umwelt“, sagt Peter. „Wir wollen ihnen zeigen, dass viele Menschen das Thema ernst nehmen und wie eine Demo funktioniert.“

Warum die Demo nicht nachmittags stattfindet, erklärt Organisator Schürzinger. „Von Kindern wird vor allem eines erwartet: dass sie in die Schule gehen“, sagt der Student. Die Verweigerung dieser Pflicht sei ihr einziges Mittel, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. „Der Ansatz ist ja, warum für die Zukunft lernen, wenn die Zukunft gefährdet ist“, betont Schürzinger.

„Ich betrachte es als unsere Pflicht, den Druck auf die Politik zu erhöhen und ein klares Statement zu setzen“, erklärt der FKG-Schüler Jan Peter Schenke, warum er am Freitag zur Demo gehen wird.

Denn auch wenn diese nur ein kleiner Schritt sei, wäre sie wichtiger als Diskussionen im Unterricht, mit denen Schulen als Alternative zum Schulstreik argumentieren.

„Diese könnten das Umweltbewusstsein einzelner Schüler verändern, aber sicher keine für das Klima relevanten Entscheidungen von Politikern beeinflussen“, sagt der 15-Jährige.

 
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  • HumanTouch
    Meine Güte, was sind hier für anti-demokratische Law & Order Fetischisten unterwegs? 😰

    Da wacht eine Generation junger Menschen endlich auf, hält uns Verantwortlichen für die Zerstörung ihrer Zukunft den schmutzigen Spiegel vor, setzen sich FÜR IHRE EIGENE ZUKUNFT mit den Mitteln der Demokratie ein -- und Ihnen fällt nichts Besseres dazu ein, als nach Bestrafungen zu schreien? 😱😡

    Unsere Generation hat es versäumt dem Irrsinn der Zerstörung der Lebensgrundlagen auf diesem Planeten wider besseres Wissen Einhalt zu gebieten. Und Ihre Sorge gilt lächerlichen Regelverstößen? Die Ignoranz ist nicht mehr in Worte zu fassen.
    Solidarisieren Sie sich doch mit der vielleicht letzten Chance für eine Umkehr dieses Weges in die selbstgemachte Katastrophe. Das würde mir Respekt abnötigen. Und so manchem jungen Menschen Hoffnung auf die Einsichtsfähigkeit geben! 👍🏼
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  • Erding
    Die nächsten Regelverletzungen stehen unmittelbar bevor:
    An den Freitag vor den Ferien die Schule bewusst schwänzen um dann früher in den Urlaubsorten zu sein und nicht in den Staus auf Autobahnen und Flughäfen und vor den Hotels warten zu müssen. Teilweise werden da z.B. bei Flughäfen Eltern mit Schüler von der Polizei angesprochen und "registriert". Ob das nicht auch bei dieser obigen Demo der Fall sein könnte, ein "Eingreifen" der Polizei? Gäb´s dann da womöglich Kravalle? Fazit: Da geht´s es um mehr als nur um´s Klima. Demonstrieren außerhalb der Schulzeit passte sicher nicht ins Konzept. Da hätten die meisten Schüler nämlich keinen Bock! Am Nachmittag könnte man dann nicht Eislaufen, nicht .... , nicht ...
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  • jolu
    Gerade um in Zukunft in Würzburg noch außerhalb der Eisbahn Eislaufen zu können, sollten die Schüler demonstrieren zwinkern
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  • Doedi.wue
    Heute demonstrieren-morgen sich über Unterichtsausfälle,überhöhte Anforderungen während des Unterichtes und keine Freizeit mehr zu haben beschweren. Noch haben wir Schulpflicht und kein Demonstrationsrecht für Schüler. Keinen Satz mehr in anständiger deutscher Sprache bilden können aber auf der Straße johlend Plakate in die Luft recken. Und nicht vergessen- Mutti holt euch um 12:15 mit ihrem SUV vom Schlußkundgebungsplatz ab um dann fürs Mittagessenholen schnell bei Mc Donalds vorbeizuschauen. Man kann nicht früh genug mit dem Demonstrieren beginnen- zum Wohle unserer zukünftigen Gesellschaft. Dank Verdi auf deutschen Flughäfen ist ein enormer Rückgang der Luftbelastung durch Flugzeuge zu verspüren!!! Frün krümmt sich ,was ein Häkchen werden will.
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  • kej0018@aol.com
    Ihre Vorstellung von jungen Menschen heute sprechen Bände, über ihre Vorurteile brauche ich mich nicht äussern, da stellen Sie sich schon selbst ins Abseits.

    Ich finde es wichtig und richtig, daß man sich nicht nur Gedanken über das Klima macht und sich aktiv in das politische Geschehen einbringt. Den Schülern wünsche ich weiterhin viel Engagement und Zivilcourage!

    Die Andersdenkenden werden weiterhin in ihren SUVs die Luft verpesten und den Urlaub auf Kreuzfahrtschiffen verbringen, Überzeugungsarbeit nützt da eh wahrscheinlich nichts. Das ist leider so, aber die nächste Generation hat die Chance zur Veränderung.
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  • HumanTouch
    Danke für Ihre wohlwollenden Worte und die Stärkung der wenigen Stimmen der Unterstützung, die es hier noch im Forum der Verurteiler und Spötter gibt!

    "Ich finde es wichtig und richtig, daß man sich nicht nur Gedanken über das Klima macht und sich aktiv in das politische Geschehen einbringt. Den Schülern wünsche ich weiterhin viel Engagement und Zivilcourage!" 👍🏼✌🏼
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  • al-holler@t-online.de
    Ich hoffe nur, dass die demonstrierenden Schüler und sie begleitenden Lehrer auch auf den Skikurs und die Fernreise mit dem Flieger verzichten?!?!?!
    Ansonsten ist das alles nur grün-motiviertes tamtam und Wichtigtuerei.
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  • Arcus
    Ohne Regelverletzung wird’s keine Veränderung geben. So ist das. Also streiken, auch wenn man dafür einen Verweis kassiert. Hatte während meiner Schulzeit mehrere kassiert. Aus den blassen Braven, die immer gekuscht haben ist nichts geworden.
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  • five.angels
    Als ich vor knapp 40 Jahren gegen franz josef strauss während der unterrichtszeit demonstriert habe, habe ich auch einen Verweis kassiert. Trotzdem ist etwas anständiges aus mir geworden. Nur Mut!
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  • Erding
    Ich habe nicht demonstriert und trotzdem ist etwas Anständiges aus mir geworden!
    Also Mut zur Lücke und nicht hingehen. Wie sieht´s mit dem Schilaufen aus? Mit dem Fliegen in den Urlaub? Mit dem sich in die Schule fahren lassen von den Müttern? Jedes Jahr ein neues i-Phone? Und so weiter und so fort. Mit Zweitklässlern Grundschule zur einer Demo. Was ist, wenn einer verloren geht? Dann gibt´s Klimawechsel für Lehrkraft: Gesiebte Luft (Gitterzelle)! Das war´s dann mit dem etwas Anständiges gelernt - aber nichts g´scheit´s daraus gemacht! Wir kannten von damals noch den Spruch: "Stell dir vor, es ist eine Demo und keiner geht hin!" Andere haben bezahlte Stellvertreter mit Trillerpfeifen hingeschickt und sich einen schönen Tag gemacht. Fazit: Vorgezogene Faschingsumzüge das ganze, halt! Übrigens: Wir sehen, Sie streiken heute noch: Alles klein, statt Groß- und Kleinschreibung! Das nur so am Rande.
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