
Im Frühjahr 2014 war Grundsteinlegung für die markanten Betoneier auf dem Gelände der Würzburger Kläranlage an der Mainaustraße. Jetzt sind sie fertig und im Inneren läuft der Probebetrieb. Und das sehr erfolgreich, wie der städtische Tiefbauchef Jörg Roth bei einem Besuch auf der Dauerbaustelle erläuterte. 10 000 Kubikmeter Klärschlamm wird in den neuen Faultürmen gesammelt und hocheffizient getrocknet.
Es war ein weiter Weg von den alten Faultürmen mit veralteter Technik und einer Kapazität von 3400 Kubikmetern, bis zu der neuen Umwelttechnik, mit der es sich viel effizienter arbeiten lässt. Und ein Bonbon hat sich der städtische Entwässerungsbetrieb auch noch einfallen lassen: Die markanten neuen Wahrzeichen, die das Ende des Zeller Bocks als Einfallstraße nach Würzburg in die Zellerau zieren, bekommen eine LED-Beleuchtung, die ähnlich funktioniert, wie die Lichter in der Allianz-Arena des FC Bayern.
Eine Membran kommt über die Betoneier
„Wir stülpen eine Membran über die Betoneier und können sie dann ganz individuell beleuchten“, erläutert Roth. Schon im März sollen erste Probeläufe stattfinden. Und im Sommer werden die neuen bunten Lichter die Auto- und Radfahrer aus dem westlichen Landkreis dauerhaft begrüßen. Dann wird die neue Kläranlage auch der Öffentlichkeit mit einem Fest präsentiert.
Dazu gehören neben den Faultürmen auch ein neues Sozialgebäude und eine Fahrzeug- und Lagerhalle mit begrüntem Dach. Vorher, so Roth, waren die städtischen Entwässerungsbetriebe mit ihren Maschinen im Stadtgebiet verteilt. Nun lagert alles zentral. 22 Millionen Euro fließen in die Erneuerung der Kläranlage, in der bis zu 45 000 Kubikmeter Abwässer aus elf Umlandgemeinden aufbereitet werden. Bis zu 48 Stunden dauert ein Durchlauf, bis die Wässer der Zivilisation gereinigt sind. Die beiden alten Faulbehälter werden nicht abgerissen. Sie sollen eventuelle Überschüsse bei den Schlämmen aufnehmen.
Weniger Lasterfahrten durch Würzburg
Begeistert zeigt sich auch Betriebsleiterin Christine Neuland. Die voluminösen Eier laufen bereits im Probebetrieb und übertreffen die Erwartungen. Sie schaffen eine höhere Schlammreduktion als bisher errechnet. Das wirkt sich natürlich auch auf die vielen Lasterfahrten aus. Roth hatte vor einiger Zeit diese Rechnung aufgemacht: Durch die neue Technik spare man 4500 Tonnen Schlamm ein, das wären 200 Lasterfahrten weniger. Und bald steht dann wohl endgültig in genauen Zahlen fest, wie positiv sich die neue Technik auswirkt.
Dazu kommen noch drei neue Blockheizkraftwerke. Zwei der Anlagen laufen schon und produzieren Energie. Früher, so Roth, verpuffte das entstehende Faulgas einfach in der Würzburger Luft. Heute produziert das Biogas Wärme und Strom für den Betrieb der Kläranlage. 70 bis 80 Prozent des Energiebedarfs für die Aufbereitungsanlage an der Mainaustraße werden so selbst erzeugt.
Wer bezahlt gewaltige Investition?
Es ist eine gewaltige Investition. Und die muss ja jemand bezahlen. Roth erläutert die Vorgehensweise. Die Kosten für die Kläranlagen-Technik würden über 15 Jahre abgeschrieben, der Baukörper gar über 40 Jahre. Etwa 25 Prozent der Kosten treffen über einen langen Zeitraum hinweg die Gemeinden Rimpar, Kürnach, Estenfeld, Höchberg, Randersacker, Gerbrunn, Theilheim, Rottendorf, Eibelstadt und Reichenberg. Den Rest bezahlt der städtische Entwässerungsbetrieb über die Abwassergebühren.
Die Gemeinde Zell hat eine Sonderstellung, ist aber ebenfalls an der Mainaustraße angeschlossen. Der Anteil beträgt 1,25 Prozent und in der Höhe kommt dann auch der Investitionskostenzuschuss auf die Gemeinde zu. Roth ist sich sicher: Die Belastung aus der Investition für die Kläranlage fällt für den Gemeindebürger und den Städter bei den Wassergebühren eher gering aus.
Nächste Herausforderung: Rohstoffgewinnung
Ist nun ein Ende der Um- und Neubauten in Sicht? „Das nächste große Ding ist die Phosphat-Rückgewinnung aus dem Klärschlamm.“ Aus Abfall teure Rohstoffe filtern sei nämlich das Ziel der Bundesregierung. Binnen der nächsten 15 Jahre sollen größere kommunale Anlagebetreiber dafür sorgen, dass der im Klärschlamm enthaltene Phosphor zurückgewonnen wird.
Das sehe eine neue Verordnung der Bundesregierung vor, sagt Roth. Und Würzburg stelle sich darauf auch ein. Bisher gebe es schon einige Pilotprojekte, an denen man sich orientieren könne. Die Herausforderungen, die Würzburger Kläranlage in eine saubere Zukunft zu führen, werden also nicht kleiner.