„Nein, bis Weihnachten werden wir die Eröffnung leider nicht hinkriegen“, verkündet Jürgen Athmer schlechte Nachrichten für Schlittschuhläufer. Der Geschäftsführer der Würzburger Bäder GmbH steht auf der künftigen Eisfläche der neuen Eisbahn am Nigglweg. Deren Betonboden ist ebenso fertig wie die neue Bande der 56,5 auf 26,5 Meter großen Fläche. Doch rundherum ist noch Baustelle, der Rohbau am Eingangsbereich, in dem unter anderem Technik, Kiosk und Kasse untergebracht werden, steht erst zu zwei Dritteln.
War die Eröffnung ursprünglich im Oktober/November geplant, hieß es dann im Oktober, dass die Eisläufer Ende des Jahres ihre Runden drehen können. Doch auch dieser Termin wird nicht zu halten sein. „Wir versuchen unser möglichstes“, bekräftigt Athmer. Dennoch ist fraglich, ob's mit der Eröffnung in diesem Winter überhaupt noch was wird. Zumal auch das Wetter die Planzeit ungewisser macht.
Bei den Baufirmen „bitteln und betteln“ gehen
Dass man dem Zeitplan hinterherhinkt, hat mehrere Gründe, wie Athmer erläutert. Für rund vier Wochen ungeplante Mehrzeit sorgten allein die archäologischen Untersuchungen. Bei den Ausgrabungen stieß man unerwartet auf historische Mauerreste, die erst freigelegt und dann kartiert und dokumentiert werden mussten.
Für die größere Zeitverzögerung ist indes ein eigentlich erfreulicher Umstand die Ursache. Die Bauwirtschaft hat volle Auftragsbücher, was für die Baustelle am Nigglweg ein Nachteil ist. „Es war und ist unwahrscheinlich schwierig Firmen mit noch freien Kapazitäten zu finden“, klagt Athmer. Teilweise habe man „bitteln und betteln“ müssen, bei den Ausschreibungen hätten manche Firmen überhaupt keine Angebote abgegeben. Kommen dann bei der angespannten Auftragslage noch Krankheitsfälle bei Mitarbeitern hinzu, wirbelt das den Bauzeitenplan zusätzlich durcheinander.
Preisaufschläge verteuern das 2,5 Millionen-Euro-Projekt
Die große Nachfrage bringt zudem Preisaufschläge mit sich. „Im Schnitt müssen wir zehn Prozent mehr als geplant zahlen. Da liegen wir vergleichsweise allerdings noch relativ gut“, sagt Athmer. Der Neubau der Anlage ist auf 2,5 Millionen Euro veranschlagt. Nun rechnet der Geschäftsführer des Bauherrn Bädergesellschaft mit einem Aufschlag von rund 200 000 Euro. Das sei ein „noch vertretbarer Rahmen“. Säumnisse bei der Auftragsvergabe habe man sich nicht vorzuwerfen, betont Athmer. Planerisch sei alles eingetaktet gewesen. „Von der Auftragslage in der Baubranche waren dann die Architekten und auch wir gleichermaßen überrascht.“
Die Verzögerung bringt „Eisbären“ und WERV in Not
Bis Ende Januar möchte man die Bahn zumindest soweit fertig bekommen, dass der Würzburger Eissportverein mit seinen Eishockey-Mannschaften dort trainieren kann. Wie berichtet, sind „die Eisbären“ in großer Not.
Wegen nicht vorhandener Eisflächen in Würzburg müssen sie nach Schweinfurt und Kissingen ausweichen und sogar die erste Mannschaft aus der Bezirksliga abmelden. Die dadurch entstandenen Finanznöte des Vereins versucht die Stadt mit einem 20 000-Euro-Zuschuss zu lindern. Auf Antrag der FWG-Fraktion wurde dieser in den Haushalt eingestellt. Diese Entschädigung soll letztlich die Bädergesellschaft übernehmen, die dafür auch Bereitschaft signalisiert hat.
Nicht sonderlich begeistert von der Situation ist auch der Würzburger Eis- und Rollsportverein (WERV). „Die Trainingsbedingungen sind bescheiden, um es vornehm auszudrücken, die Saison quasi schon gelaufen“, sagt Vorsitzende Kathrin Eulitz. Der Verein kann keine Werbung für Eislaufkurse machen. Lediglich samstags werde jetzt mit WERV-Nachwuchs auf der Schweinfurter Eisbahn Schlittschuh gelaufen.
Die Bande kommt aus Italien
Auf größere Provisorien für eine vorzeitige Inbetriebnahme der Bahn will Athmer allerdings verzichten. Diese kosteten Extrageld und außerdem soll auch von der Qualität her alles von Anfang an passen. „Die Anlage soll schließlich die nächsten 30 Jahre halten“, sagt er.
Die Voraussetzungen dafür sind gegeben, wenngleich fast, aber nicht alles neu ist: Die neue Eisfläche mit frostsicherem wie hitzeständigem Beton wurde im Sandwichverfahren auf den alten Belag aufgebracht, was energetisch von Vorteil ist. Ging bislang Kälte nach unten im Erdreich verloren, verhindert dies der alte Belag als Isolierfläche, auf dem die neuen Rohre liegen. Die Technik wurde von Ammoniak- auf umweltfreundlichere Sole-Kühlung mit Salzwasser umgestellt. Und mit der „neuen“ Bande hat man ein Schnäppchen gemacht: Sie kommt aus Südtirol und ist schon zehn Jahre alt, was man ihr aber nicht ansieht.