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Würzburg
Kein Mietvertrag für Abgeordnete Barrientos
Eigentlich wollte die Linke in Grombühl ihr Wahlkreisbüro einrichten. Gegen die Vermietung  durch die Stadtbau GmbH gibt es jetzt Widerstand aus dem Stadtrat. 
Im leer stehenden Ladenlokal in der Grombühlstraße 18 will die Bundestagsabgeordnete Simone Barrientos (Linke) ihr Wahlkreisbüro einrichten. Die Vermietung durch die Stadtbau GmbH ist aber vorerst gestoppt. Foto: Patty Varasano
| Im leer stehenden Ladenlokal in der Grombühlstraße 18 will die Bundestagsabgeordnete Simone Barrientos (Linke) ihr Wahlkreisbüro einrichten. Die Vermietung durch die Stadtbau GmbH ist aber vorerst gestoppt.
Wolfgang Jung
Wolfgang Jung
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:59 Uhr

In der Grombühlstraße 18, wo einst ein Friseur seiner Kundschaft die Haare schön machte, will die  Bundestagsabgeordnete Simone Barrientos (Linke) ein Wahlkreisbüro einrichten. Halbtags besetzt, soll das Büro Anlaufstelle für Bürger werden und Barrientos‘ regionale Aktivitäten koordinieren. Vermieterin der Räume ist die Stadtbau GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Stadt.

Seit Anfang des Jahres, berichtet Barrientos, habe sie die Vermietung mit der Stadtbau „bis ins letzte Detail“ besprochen. Sie plante, die Räume im September zu renovieren und im Oktober, in der heißen Phase des Landtagswahlkampfes, zu eröffnen. Einen Teilbereich wollte sie an den Kreisverband ihrer Partei vermieten, der derzeit in der Matterstockstraße daheim ist.

Stadtbau GmbH stoppt Abschluss des Mietvertrages

Am 10. August mailte die Stadt ihr den Mietvertragsentwurf mit der Ankündigung, sich Ende August „zwecks Übergabe der Mietfläche“ und zum Unterschreiben des Vertrages zu melden. Am 14. August stoppte der Geschäftsführer der Stadtbau, Hans Sartoris, die Vermietung. Er schrieb der Abgeordneten, der Abschluss des Mietvertrags setze „eine Befassung unseres Aufsichtsrates mit den Vergaben von gewerblichen Flächen der Stadtbau Würzburg voraus“. Das Gremium werde sich am 25. Oktober damit befassen – nach der Landtagswahl. Die Stadtbau werde sich melden, sobald der Aufsichtsrat eine entsprechende „Vergabeleitlinie“ beschlossen hat.

Der Sinneswandel der Stadtbau geht auf ihren Aufsichtsratsvorsitzenden, OB Christian Schuchardt, zurück. Derzeit im Urlaub, ließ er unserer Redaktion ausrichten, bislang habe die Stadtbau nicht an „Parteien und Mandatsträger zu politischen Zwecken“ vermietet. „Eine Vorabfrage an die Aufsichtsratsmitglieder“ habe „ein geteiltes Meinungsbild“ ergeben. Die Frage, was für ihn so problematisch ist am Vermieten an Parteien, dass er die Vermietung stoppen und den Aufsichtsrat befragen ließ, beantwortete er nicht.

13 Mitglieder hat der Aufsichtsrat. Neun gehören dem Stadtrat an, vier von der CSU, zwei von der SPD und je eines von Grünen, WL und FWG, dazu der OB und der Stadtbaurat. Beratende Mitglieder sind nach Auskunft der Stadt der Stadtkämmerer und die städtische Sozialreferentin.

CSU-Stadtrat Roth setzt Linke mit AfD gleich

Wortführer der Vermietungsgegner ist der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Roth, der auch Mitglied des Stadtrats und stellvertretender CSU-Kreisvorsitzender ist. In einem internen Schreiben Roths an den Aufsichtsrat, das der Redaktion vorliegt, erklärte er, er könne sich vorstellen, dass die Stadtbau an CSU/CDU, SPD, Grüne und FDP vermietet, nicht aber an Linkspartei und AfD. „Auch wenn sich ‚die Linke‘“, so begründete er, „wiederholt umbenannt hat, so steht die ehemalige SED für soviel Leid und Unrecht, wie keine andere, der vertretenen Parteien.“ Er möchte, schrieb er weiter, „weder persönlich noch als Mitglied eines Aufsichtsrates mit der Linken ein (Miet)Verhältnis unterhalten“. Gleiches gelte für die AfD.

Dass diese Parteilichkeit problematisch sein könnte für ein politisch neutrales kommunales Unternehmen, ahnte er offenbar, als ihn die Redaktion, noch in Unkenntnis seines Schreibens, befragte. Da bestritt er, dass er sich explizit gegen die Linkspartei wendet, und erklärte stattdessen, er fände ein „Dauermietverhältnis“ von Parteien bei der Stadtbau „generell unangemessen“.

Barrientos ist erbost. In einem Brief an den Stadtbau-Chef erinnert sie an Artikel 48 des Grundgesetzes, nach dem Bundestagsabgeordnete nicht gehindert werden dürfen, ihr Amt auszuüben. Dazu gehöre „laut Abgeordnetengesetz Paragraf 12, Absatz 2, Ziffer 1 zwingend die Einrichtung von Wahlkreisbüros“.

 
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  • kerstin.celina@gmx.de
    Als GRÜNE werde ich mich jetzt nicht zu den Äusserungen der schwarzen Stadträte äussern, sondern hier nur generell ein ganz anderes Argument dazu: wenn öffentliche Stellen politische Arbeit - egal ob hauptberuflich oder ehrenamtlich - in die Schmuddelecke schieben und als "unerwünscht" kennzeichnen, ist das ein fatales Signal nach aussen. Politische Arbeit muss sichtbar sein und im öffentlichen Raum stattfinden! Wenn Stadträte der LINKEN ein Büro verwehren, drücken sie damit gleichzeitig eine Geringschätzung politischer Arbeit aus. Wie wollen sie denn dann noch Menschen davon überzeugen, dass es wünschenswert und positiv ist, sich aktiv für Politik in Parteien einzusetzen, die unsere Verfassung respektieren und dahinter stehen? Und wie weit werden diese Stadträte, die jetzt gegen die Bürovermietung an eine LINKE Bundestagsabgeordete sind, denn bei anderen Entscheidungen gehen, und welches Vorbild geben sie denn für dann für private Vermieter ab? Kein gutes, glaube ich.
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  • ba.stark@web.de
    @Kerstin_Celina: Und wie hätten Sie reagiert, wenn die AFD als Partei am anderen Ende des politischen Spektrums in genau der selben Situation ein Büro gesucht hätte bzw. gewesen wäre ?
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Da wäre das Gebrüll aber gross.

    Frei nach dem Motto:

    Was die Links (Extremen) dürfen, dürfen die Rechts (Extremen) noch lange nicht.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Vergessen Sie aber bitte nicht, wessen Nachfolger die Links-Partei ist.

    Und wie die Vorgänger-Partei mit Andersdenkenden umgegangen ist, sollte allgemein bekannt sein.

    Da ist das hier Pille-Palle ...

    Zumal auch die Links-Partei, wie die AfD, eine durchaus extremistische Partei ist.
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  • Depperle47
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • U4564@gmx-ist-cool.de
    Herr Roth und Herr Schuchardt bleiben Sie standhaft! Die Frau Barrientos soll mal schön schauen wo sie unterkommt! Ist sowieso rausgeschmissenes Geld, die Linke kommt zum Glück eh nicht in den Landtag!
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  • schuema@web.de
    Kann es sein dass die Frau Abgeordente so erbost ist, weil die Stadtbau-Mieten günstiger sind als andere am Markt ? Dann wäre es auch eine unzulässige Parteienfinanzierung.
    Abgesehen davon - auch ich würde Linke und AfD in einen Topf werfen!
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  • 2ostsee
    Dann hätte das Mietverhältnis von Anfang an abgelehnt werden müssen und die Klärung jetzt auf nach dem Wahltermin zu verschieben ist dreist und typisch CSU-Mandatsträger.
    Auch finde ich sollten von der Stadtbau entwender an alle oder keine demokratisch wählbare Partei vermietet werden dürfen.
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  • heinz1362
    Und soviel zur Demokratie: "Gleiches Recht für alle".
    Und nein, ich werde nicht "links" oder "rechts" wählen.
    Aber wenn eine gewählte Bundestagsabgeordnete, einer Partei die nicht als verfassungswiedrig eingestuft wird (?), und im Bundestag sitzt, keinen Mietvertrag von einer "Stadtbau GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Stadt." bekommt, dann ist es mit dem Demokratieverständnis, in diesem Lande, nicht gut bestellt.
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  • Franken48
    Die AfD wäre mir hundert mal lieber, als die Linken. Im Osten bekommt sie, bestimmt Büro Räume.
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  • doc80
    Es ist kein Zeichen von Demokratie sondern politischer Ignoranz und Populismus
    die Linke mit der AFD gleichzusetzen. Weder im Parteiprogramm noch in de Praxis seh e
    ich da Gemeinsamkeiten. Dies bestehen eher nach Aussagen führener CSU Politiker im Zusammenhang mit einer künftigen Koalition in Bayern eher zwischen CSU und AFD als mit den Grünen. Auch im Wahlkampf sollte man ehrlich bleiben!!
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Wieso wird die Dame an ihrer Ausübung ihres Bundestagsmandates gehindert, nur weil man ihr ein Mietvertrag für Räumlichkeiten verweigert?

    Irgendwo wird doch doch sicherlich auch Platz für ein Zelt sein, was sie aufbauen kann ...
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  • Arcus
    Es ist schon dreist was da der CSU Mann von sich gibt. Ich bin auch kein Linken Wähler. Aber die Linke der AfD gleichzusetzen ist eine Frechheit. Hat der gute Mann vergessen wieviele Altnazis es sich in der CSU und CDU bequem gemacht haben. Hat der Mann vergessen, wieviele Gesetze die CSU mitgetragen hat um Altnazis zu schützen?
    Die CSU reagiert angesichts der schwindenden Zustimmung immer wilder und unüberlegter.
    Stimmen wird ihr das nicht einbringen. Im Gegenteil.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Also ich setze die Links-Partei auch mit der AfD gleich.

    Die eine Partei ist linksextremistisch, die andere ist rechtsextremistisch.
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  • R.Silber
    @Catweazle6847, kommt nicht oft vor dass wir einer Meinung sind, aber heute stimme ich Ihnen zu 100 % zu.
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  • hermann
    Jeder Vermieter hat das Recht sich seine Mieter selbst auszusuchen . Keiner wird dadurch an seiner politischen Aktivität gehindert
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  • ulrike.schulz@dgb.de
    Blöd nur, wenn schon fast alles in trockenen Tüchern ist und dann plötzlich die CSU im Aufsichtsrat eines neutralen, kommunalen und eigentlich neutralen Unternehmens blockiert.

    Was hier wohl los gewesen wäre, wenn es um die AfD ginge. Da dürfen nach Meinung der Lauten hier ja nichtmal Wirte – und die sind tatsächlich komplett frei entscheidende Vermieter über IHRE Räumlichkeiten – der AfD absagen.

    Aber den "Gutmenschen" Heuchelei vorwerfen... Herzlichen Glückwunsch zur eigenen Demaskierung.
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