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Würzburg/Schweinfurt
Kein Aufschwung in Sicht: Die Wirtschaft in Mainfranken kommt nicht von der Stelle
Vor allem die Industrie ist das Sorgenkind der regionalen Wirtschaft. Ein bisschen Hoffnung gibt es dennoch. Wie die Lage ist und welche Rolle die Bundestagswahl spielt.
Der Pfeil zeigt nach unten: Vor allem der Industrie in Mainfranken geht es nicht gut.
Foto: René Ruprecht, Getty Images, Daniel Biscan | Der Pfeil zeigt nach unten: Vor allem der Industrie in Mainfranken geht es nicht gut.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 02.02.2025 02:30 Uhr

Der Wirtschaft in Mainfranken geht es nicht anders als der im Rest von Deutschland: Es geht nichts voran, die Unternehmen fühlen sich ausgebremst und setzen auf frischen Wind in Folge der Bundestagswahl am 23. Februar.

Das ist die Kernaussage des aktuellen Konjunkturberichts der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt für das laufende Jahr. IHK-Präsidentin Caroline Trips brachte es am Mittwoch auf den Punkt: "Wir kommen einfach nicht von der Stelle." Dass die regionale Wirtschaft wieder in Schwung kommt, "ist weiterhin nicht in Sicht".

'Ein konjunktureller Aufschwung ist nicht in Sicht': IHK-Präsidentin Caroline Trips sieht die Lage der mainfränkischen Wirtschaft kritisch.
Foto: Thomas Obermeier (Archivbild) | "Ein konjunktureller Aufschwung ist nicht in Sicht": IHK-Präsidentin Caroline Trips sieht die Lage der mainfränkischen Wirtschaft kritisch.

Trotz der andauernden Düsternis ist dem Bericht zufolge eine zarte Hoffnung in manchen Betrieben spürbar. Die wichtigsten Aspekte rund um die momentane Wirtschaftslage:

Wie geht es der mainfränkischen Wirtschaft?

Die IHK hat in ihrer turnusmäßigen Umfrage Antworten von 252 repräsentativen Unternehmen bekommen. Demnach ist die Geschäftslage so schlecht wie seit langem nicht. Jeder fünfte Betrieb wolle Stellen streichen.

Liegt die Differenz zwischen positiven und negativen Beurteilungen der Geschäftslage bei 105 Punkten, kam sie zum Beispiel im Herbst 2021 auf 144 Punkte. Seither hat dieser Wert laut IHK fast permanent abgenommen.

Trips sprach davon, dass die Unternehmen in der Region "in der Stagnationsfalle" gefangen seien. Das deckt sich mit der aktuellen Konjunkturprognose der Bundesregierung: Die Wirtschaft im Land komme nicht in Schwung.

Was sind die Gründe für die Misere?

Teure Energie, Belastung durch staatliche Bürokratie, weltpolitische Krisen und bisweilen der Fachkräftemangel: Das ist seit Monaten der Tenor in der deutschen wie mainfränkischen Wirtschaft, wenn es um die Gründe für die Misere geht. Ähnliches war kürzlich auch aus dem unterfränkischen Handwerk zu hören.

IHK-Hauptgeschäftsführer Sascha Genders wies wie Präsidentin Trips darauf hin, dass die Unternehmen in der Region große Hoffnung auf die Bundestagswahl setzten. Die neue Regierung müsse dann endlich dafür sorgen, dass sich die Wirtschaft wieder auf die Politik verlassen könne. Das sei derzeit nicht der Fall und Gift für die Konjunktur. Vor allem die Energiekosten müssten gesenkt und die Bürokratie heruntergefahren werden.

Welchen Branchen geht es besonders gut, wem besonders schlecht?

Die Industrie und die Bauwirtschaft sind die Sorgenkinder der Region. Dort wird die Geschäftslage zum Teil seit Monaten als schlecht bezeichnet. Nahezu 80 Prozent der Betriebe gibt laut IHK-Bericht an, dass die Nachfrage zum Teil erheblich eingebrochen sei. Auch die gestiegenen Kosten für Energie wird in beiden Bereichen als besonders lähmend bezeichnet.

Demgegenüber geht es den Dienstleistern – vor allem in der IT-Branche – noch vergleichsweise gut. Die Unternehmen seien zurzeit "das Zugpferd" der mainfränkischen Wirtschaft, sagte IHK-Präsidentin Trips. Die Branche melde stabile Umsätze.

Trips ist mit ihrem gleichnamigen Unternehmen in Grafenrheinfeld bei Schweinfurt ein Beispiel für den zarten Höhenflug. Der IT-Dienstleister werde in diesem Jahr etwa sechs Millionen Euro in den Standort Grafenrheinfeld mit seinen 250 Beschäftigten investieren, sagte die Unternehmerin. Dadurch entstünden 20 neue Arbeitsplätze. Die Auftragslage mache diese Investition möglich. "Es läuft", so Trips.

Gibt es irgendwo Hoffnung?

Kaum. Allenfalls in der mainfränkischen Industrie sind die Erwartungen auf gute Geschäfte zum vierten Mal in Folge gewachsen, ist im IHK-Konjunkturbericht zu lesen. Bei allen anderen Branchen zeigen die Pfeile nach unten. Verheerend sei auch, so Trips, dass viele Unternehmen nur noch in Ersatzbeschaffung und nicht in Innovationen investierten.

 
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  • Bernhard Dollinger
    Da stellt sich nun die Frage ob der Kfz-Mechaniker zu wenig verdient oder der Ingenieur zu viel. Solche Fälle gibt es zu Hauf. Ich hörte auch schon von entlassenen Industriearbeitern, sie arbeiten woanders doch nicht für 19 €. Wir auf dem Bau wären in manchen Berufszweigen froh über so einen Stundenlohn.
    Diese Probleme gab`s in der DDR nicht (-;
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  • Und wer die Nicht-Probleme der DDR nicht akteptieren wollte, lief Gefahr, an der Grenze erschossen zu werden ......
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  • Erich Spiegel
    Fachkräftemangel wird beklagt und gleichzeitig sitzen Arbeitskräfte zu Hause. So ein mir bekannter Ingenieur. Er könnte sofort im Autohaus als Mechaniker anfangen, hofft aber verständlicherweise wieder als Ingenieur arbeiten zu können. Arbeitswille wird nicht belohnt. Würde er als Mechaniker arbeiten hätte er weniger Einkommen als sein derzeitiges Arbeitslosengeld. Noch ein Beispiel für soziale Wohltaten. Ab 55 kann man 2 Jahre arbeitslos sein statt 1 Jahr. Man kann es machen, wenn man als Politiker gewählt werden will. Aber muss es sein?
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