zurück
Würzburg/Schweinfurt
Die Wirtschaft jammert allerorten – doch das Handwerk in Unterfranken ist zufrieden
Gute Nachrichten kommen vom Handwerk in der Region. Das war zuletzt anders. Warum es wieder Zuversicht gibt und welche Rolle die Betriebe spielen.
Das Bäckerhandwerk gehört in Unterfranken zu den gefragten Ausbildungsberufen.
Foto: Franziska Koark, dpa (Symbolbild) | Das Bäckerhandwerk gehört in Unterfranken zu den gefragten Ausbildungsberufen.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 27.01.2025 02:31 Uhr

Die deutsche Wirtschaft ist auf Talfahrt. Nicht so das Handwerk in der Region: Nach ein, zwei schwierigen Jahren habe sich die Geschäftslage wieder stabilisiert, hieß es am Donnerstag beim Jahrespressegespräch der Handwerkskammer für Unterfranken in Würzburg.

Demnach kommen vor allem vom Ausbildungsmarkt gute Nachrichten. 2024 habe es bei neuen Ausbildungsverträgen in Unterfranken ein Plus von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr gegeben. Die wichtigsten Fakten zur Lage.

Wie geht es Unterfrankens Handwerk im Detail?

Knapp 84 Prozent (Vorjahr: 85) der Betriebe stuften ihre Geschäftslage 2024 als gut oder befriedigend ein. Das sei ein stabiler Wert, sagte Kammerpräsident Michael Bissert. "Ich blicke sehr zuversichtlich auf die Konjunkturdaten."

Das Handwerk in Unterfranken steht wieder auf einem soliden Fundament: Davon ist Kammerpräsident Michael Bissert überzeugt. Das Bild zeigt ihn bei einem Termin kürzlich in Schweinfurt.
Foto: Josef Lamber | Das Handwerk in Unterfranken steht wieder auf einem soliden Fundament: Davon ist Kammerpräsident Michael Bissert überzeugt. Das Bild zeigt ihn bei einem Termin kürzlich in Schweinfurt.

78 Prozent der Unternehmen fühlten sich im vergangenen Jahr ausgelastet. Die Aufträge reichen derzeit im Durchschnitt für die kommenden 11 Wochen. Auch das zeige, dass das regionale Handwerk in allgemein düsteren Zeiten solide aufgestellt sei, so Bissert.

Dem Konjunkturbericht zufolge steht das Kfz-Handwerk am besten da. 88 Prozent der Betriebe sehen 2024 als ein gutes oder befriedigendes Geschäftsjahr an. Im Baugewerbe sind es 85 Prozent. Das zeigt nach Bisserts Ansicht, dass diese landesweit gebeutelte Branche in Unterfranken die Talsohle durchschritten habe.

Wie sieht es mit Ausbildungen im Handwerk aus?

Wie in den Vorjahren suchen viele Handwerksbetriebe auch heuer händeringend nach Nachwuchs. Für das neue Ausbildungsjahr ab September listet die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer derzeit gut 2300 freie Jobs auf. Dieser Wert sei ähnlich hoch wie im vergangenen Jahr, betonte stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Andrea Sitzmann. Hauptgeschäftsführer Ludwig Paul ergänzte: Die Bereitschaft der Betriebe sei ungebrochen, junge Menschen auszubilden.

Im vergangenen Jahr starteten im unterfränkischen Handwerk nahezu 2600 Lehrlinge ihre Karriere. Das sei gegenüber 2023 ein zartes Plus von 2,4 Prozent, so Paul. Dies zeige, dass auch der regionale Ausbildungsmarkt "signifikant stabil" sei.

Laut Konjunkturbericht hat vor allem das Nahrungsmittelhandwerk zugelegt. 2024 begannen in Unterfranken 51 junge Menschen die Ausbildung zum Bäcker, Konditor oder Metzger – 18 mehr als vor zwei Jahren. Rückgänge gab es hingegen im Maler- und Lackiererhandwerk sowie im Metallbau.

Wie steht es mit Lehrlingen aus dem Ausland?

415 Menschen aus 58 Nationen haben laut Handwerkskammer im vergangenen Jahr eine Ausbildung in der Region begonnen. Das mache 16 Prozent aller neuen Lehrverträge aus und entspreche einer Steigerung von 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Unter den ausländischen Ausbildungsneulingen komme jeder achte aus Syrien, hieß es am Donnerstag.

Welche Rolle spielt das Handwerk in Unterfrankens Wirtschaft?

Mit 19.800 Betrieben, 93.500 Beschäftigten und 13,1 Milliarden Euro Gesamtumsatz sei das Handwerk in der Region eine tragende Säule der Wirtschaft, sagte Kammer-Chef Paul. Die Ausbildungsquote liege bei 7,2 Prozent. Zum Vergleich: In der deutschen Wirtschaft lag dieser Wert laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung zuletzt bei 4,7 Prozent. Ausbildung spielt im unterfränkischen Handwerk demnach eine starke Rolle.

Merkmal dieses Wirtschaftsbereiches ist seine Kleinteiligkeit. Gerade mal 4,7 Beschäftigte haben die unterfränkischen Handwerksbetriebe im Durchschnitt. All diese mittelständischen Unternehmen machten 2024 im Durchschnitt 663.000 Euro Umsatz - ähnlich viel wie in den Jahren davor.

Die Handwerkskammer für Unterfranken wird heuer 125 Jahre alt. Von 19. bis 29. Mai wird es deshalb in den Räumen der Kammer (Rennweger Ring 3, Würzburg) eine öffentliche Ausstellung geben. Außerdem veröffentlicht die Kammer im Mai ein Jubiläumsmagazin.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Jürgen Haug-Peichl
Berufsausbildungsverträge und Lehrverträge
Handwerksbetriebe
Handwerkskammer Würzburg
Handwerkskammer für Unterfranken
Kraftfahrzeughandwerk
Lehrlinge
Metallbau
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top