
Egal wo Michaela Kaniber (CSU), die bayerische Landwirtschaftsministerin, in diesen Tagen hinkommt: Die protestierenden Bauern der Vereinigung "Land schafft Verbindung" sind schon da. Mit Traktoren und Schleppern, ja sogar mit Pferden demonstrieren sie und machen ihrem Frust über die Agrarpolitik der Regierung und strengere Umweltauflagen Luft. Auch bei den Weinbautagen in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) am Mittwoch war das so. Ein Gespräch mit der Ministerin über Bauern, die immer radikaler werden, den Klimawandel und neue Fördergelder für den Weinbau.
Michaela Kaniber: Ich habe großes Verständnis, dass die Landwirte empört sind. Sie stehen von zu vielen Seiten unter Druck. Das reicht vom Tierwohl über den Klimaschutz bis zu neuen Auflagen und den gestiegenen Erwartungen der Gesellschaft. Die Düngeverordnung ist aktuell das heißteste Thema, das den Bauern auf den Nägeln brennt.
Kaniber: Einige Plakate zum Beispiel bei den Demonstrationen in Nürnberg hatten eindeutig die Handschrift der AfD. Außerdem sind Parteifunktionäre der AfD bei solchen Demonstrationen immer wieder dabei. Sie versuchen mit billigstem Populismus die Bauern auf ihre Seite zu ziehen. Was mich stört ist auch, dass die EU grundsätzlich schlecht geredet wird. Ich möchte das ansprechen, denn wir müssen hier ganz klar dagegen halten.
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Kaniber: In Bayern gibt es 106 000 landwirtschaftliche Betriebe mit familiärem Anhang. Der Großteil davon, das sind grundanständige Leute. Doch in einigen WhatsApp-Gruppen werden Bilder von den Protesten aus Frankreich und Spanien gepostet, wo es bereits Ausschreitungen gegeben hat. Ich hoffe nicht, dass die Bauernproteste auch hierzulande in Gewalt umschlagen.
Kaniber: Für den Weinbau in Franken ist die zunehmende Trockenheit eine große Herausforderung des Klimawandels in der ohnehin sehr trockenen Region. Das Wasser ist zu einem sehr zentralen Thema geworden und daher auch eines der Kernthemen, die dieses Jahr auf den Veitshöchheimer Weinbautagen diskutiert werden. Wir unterstützen die Winzer mit verschiedenen Programmen und Projekten, um diese Herausforderung zu meistern. Die fränkischen Winzer sind sehr engagiert und innovationsbereit, daher bin ich überzeugt, dass wir auch weiterhin Spitzenweine aus Franken verkosten können.
Kaniber: Nicht in jedem Jahr werden alle fränkischen Weinberge bewässert werden müssen. Oftmals ist die Infrastruktur in den Weinbaugebieten veraltet. Daher haben wir eine neue Förderinitiative "Infrastruktur in Weinbergen" ins Leben gerufen. Im Fokus stehen dabei Naturschutz, Biodiversität, Wegenetz und eben auch Be- und Entwässerung. Für diese Initiative werden wir in diesem Jahr rund eine Million Euro zur Verfügung stellen. Derzeit werden in Pilotstudien Lösungen zur Wasserbeschaffung in unterschiedlichen Regionen Bayerns erarbeitet. Die Bewässerungsprojekte aus dem Weinbaubereich gehören zu den am weitest fortgeschrittenen Konzepten.
Kaniber: Das ist mir so nicht bekannt. Richtig ist, dass es ein "weiter wie bisher" und "das haben wir immer schon so gemacht" zukünftig nicht mehr geben wird. Wir müssen uns auf die neuen Situationen einstellen. Das gilt übrigens auch für andere Bereiche der Landwirtschaft. Es muss ein Umdenken in vielen Bereichen stattfinden. Das Thema Wasser ist nur eines davon. Aber wenn ich mir die top ausgebildeten Jungwinzer in Franken vor Augen halte und die Innovationsbereitschaft, dann ist mir um das Weinanbaugebiet Franken nicht bange.
Kaniber: Unseren Förderdaten zufolge gibt es rund 550 Hektar ökologisch bewirtschaftete Rebflächen. Das sind knapp neun Prozent der bayerischen Weinbaufläche. Jede Steigerung der Öko-Rebfläche begrüßen wir. Zudem weiß ich, dass viele Winzer nach ökologischen Methoden arbeiten, auch wenn sie nicht ökozertifiziert sind.
Kaniber: Wir haben ein ehrgeiziges Ziel, die Ökofläche bis zum Jahr 2030 auf 30 Prozent zu steigern. Das unterstützen wir massiv mit dem Kulturlandschaftsprogramm (KULAP), das in diesem Jahr um 24 Millionen auf 300 Millionen Euro aufgestockt wurde. Bereits heute fließen über 100 Millionen Euro aus dem KULAP an Ökobetriebe. Wichtig ist, den Ökolandbau am Markt entlang zu entwickeln. Wir brauchen nicht nur Produzenten, sondern auch genug Käufer für Bio-Produkte. Aus diesem Grund legen wir einen Schwerpunkt auf Vermarktung und Verbrauch heimischer Öko-Erzeugnisse.
Kaniber: Wir haben 27 Öko-Modellregionen ins Leben gerufen, die die Förderung der Öko-Verarbeiter und Vermarkter verbessern. Auch die Marketingmaßnahmen für das Bayerische Biosiegel leisten einen wichtigen Beitrag für mehr Konsum heimischer Ökoprodukte.