Einige Jahre lang konnten sich Fußgängerinnen und Fußgänger in der Unterführung am Ostbahnhof in Heidingsfeld an einem farbenfrohen Graffiti-Kunstwerk zum Thema "Welcome to the jungle" erfreuen. Vier Würzburger Schulen und das JUZ Heidingsfeld hatten dank des städtischen Projekts "Bunte Wände für die Vielfalt" gemeinsam mit professionellen Streetart- und Graffiti-Künstlern die Unterführung neu gestaltet.
Seit dieser Woche begrüßt die Fußgängerinnen und Fußgänger in dem Heidingsfelder Tunnel statt des bunt leuchtenden Graffiti-Bildes wieder eine karge weiße Wand. Kein Wunder, dass sich auch Bürgerinnen und Bürger fragen, warum das noch gut erhaltene Kunstwerk verschwinden musste. So auch Heinz Braun aus Heidingsfeld, der sich an die Redaktion wandte.
Die Eisenbahnunterführung am Ostbahnhof werde täglich von zahlreichen Kindern und Jugendlichen auf ihrem Weg in den Kindergarten oder in die Schule durchquert und sei mit den weißen Wänden kein schöner Anblick, meint Braun. "Ich bin mir sicher, dass es hier in den nächsten Monaten Schmierereien geben wird", sagt er. Schon am Tag nach der Streich-Aktion wären Flecken an den Wänden und auf dem Boden zu sehen gewesen. "Es ist ein düsterer Anblick", so Braun.
Zeitliche Terminierung für die Bebilderung der Unterführung war von vorneherein klar
Im Gespräch mit Nadine Bernard, Leiterin des Bildungsbüros der Stadt Würzburg und Mitplanerin des Vielfalt-Projekts, wird deutlich: "Es ist superschade, dass die Fläche überstrichen wurde, es hat aber seinen Grund. Bei dieser Unterführung war von vorneherein klar, dass wir sie nur auf eine bestimmte Zeit nutzen können." Als die Fläche in 2018/2019 genehmigt wurde, sei diese noch in der Unterhaltslast der Stadt gewesen, "das heißt unsere Tiefbauabteilung war zuständig", erklärt Bernard.
Bereits damals sei angekündigt gewesen, dass im Zuge der Sanierungsarbeiten am Ostbahnhof, die von der Deutschen Bahn (DB) durchgeführt werden, auch die Oberfläche der Unterführung saniert werden soll und in die Verantwortung der DB übergehe. "Deshalb wurde nun leider auch das Dschungelbild übermalt."
Gibt es eine Wiedergestaltung der Unterführung in Heidingsfeld?
Bernard hofft sehr, dass es eine Wiedergestaltung der Unterführung in Heidingsfeld geben wird: "Ich würde mir wünschen, dass auch in Heidingsfeld die Fläche wieder gestaltet wird. Aber natürlich hat das auch immer mit Geld zu tun." Das Projekt "Bunte Wände für die Vielfalt" umfasse pro Standort ein Investitionsvolumen von etwa 10.000 bis 15.000 Euro, sodass erstmal auf die Suche nach Geldern gegangen werden müsse.
An den Kosten des Dschungel-Gemäldes hatten sich neben der Stadt das Bundesprogramm „Demokratie Leben!“ und die Sparkassenstiftung beteiligt. "Toll wäre es, wenn die Bahn wegen der Gestaltung des Tunnels auf uns zukommen würde, noch besser wäre es, wenn sie sich sogar finanziell daran beteiligen würde", sagt Bernard.
Neue Aktion in Grombühl
Aktuell gibt es eine neue Aktion des Bunte-Wände-Projekts: Eine Fußgängerüberführung in der Brücknerstraße in Grombühl, die laut Bernard "auch ganz gruslig aussah", wurde just im Juli 2024 neu gestaltet. Auch hier wurden Kinder und Jugendliche gemeinsam mit Graffiti-Künstlern kreativ, um "ein künstlerisches Zeichen gegen jegliche Formen von Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus zu setzen", erklärt Bernard. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus verschiedenen Einrichtungen in Grombühl, darunter die städtische Wirtschaftsschule, die Pestalozzi Mittelschule, das Vinzentinum, der katholische Hort und der Verein Mrija.
In den vergangenen Jahren konnten die "Bunten Wände" auch am Mittleren Ring vor der David-Schuster-Realschule und am Post- und Schalthäuschen in der Zellerauer Mitte realisiert werden, ebenso wurde die Unterführung am Straßburger Ring/Römer Straße am Heuchelhof verschönert.
Außerdem steht bereits ein Projekt für 2025 fest, bei dem in der Lindleinsmühle gemalt werden soll, erzählt Bernard: "Wir versuchen von Stadtteil zu Stadtteil zu wandern, um hässliche Flächen zu verschönern." Optimal, so die Bildungsmanagerin, sei es natürlich, wenn die Verschönerungen auch dauerhaft blieben. Die Erfahrung zeige, dass "wenn Jugendliche an dem Projekt beteiligt sind, sie sich damit identifizieren und es weniger bis gar nicht zu Schmierereien und Beschädigungen kommt".
Ein pures Überstreichen mit weißer Farbe ist doch keine Sanierung. Die Bemalung hätte man gut auslassen können, war ja schon übermalt.
es wird nicht lang dauern, dann braucht sich da niemand mehr um die "Neugestaltung" zu bemühen. Wie ansprechend das Ergebnis allerdings für die "gewöhnlichen Passant/innen" sein dürfte, steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt. Da fühlt man sich doch (s. "Post-Tunnel") immer gleich gut und sicher aufgehoben...