
Es waren etwa 250 Menschen, die sich am Sonntagnachmittag auf dem Unteren Markt versammelt hatten: Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Würzburg hatte zu einer Kundgebung unter dem Motto "Solidarität mit Israel – gegen jeden Antisemitismus" aufgerufen. Prominentester Teilnehmer war der Präsident des Zentralrats der Juden, der sich bei seiner Heimatstadt für die Unterstützung bedankte: "Auf Würzburg ist Verlass", sagte Josef Schuster.
Sechs Wochen nach den Anschlägen der Terrororganisation Hamas auf Israel befinden sich noch mehr als zweihundert Geiseln in der Hand der Terroristen, einige von ihnen mit Verwandtschaft in Deutschland. Schuster hatte sich in der vergangenen Woche mit Angehörigen getroffen: "Bei den Schilderungen wird man sprachlos. (…) Wir dürfen diese Menschen niemals vergessen", sagte er. Einige Teilnehmer der Veranstaltung hielten Plakate mit Fotos und Namen von getöteten und verschleppten Menschen in den Händen.

Konstantin Mack: Besorgnis darüber, "wie der Antisemitismus weltweit zunimmt"
Er sei "nicht ganz glücklich damit, dass die öffentliche Unterstützung Israels in Deutschland ziemlich zurückhaltend ist", so Schuster weiter. In vielen Gesprächen in jüdischen Gemeinden habe er nach antisemitischen Kundgebungen und Übergriffen Angst, gleichzeitig aber auch Mut und Widerstandskraft erlebt: "Mit Solidaritätsbekundungen wie heute helfen Sie uns dabei, in diesen Tagen jenen Mut nicht zu verlieren."
An der Kundgebung nahmen auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Bürgermeister Martin Heilig, weitere Politiker sowie Vertreter von Gewerkschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen teil. "Israel hat jedes Recht, sich zu verteidigen und die Geiseln zu befreien", betonte Konstantin Mack, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft: "Mit Besorgnis müssen wir wahrnehmen, wie der Antisemitismus weltweit zunimmt. Statt Solidarität mit dem angegriffenen jüdischen Staat erleben wir Sympathiebekundungen für den Aggressor."