Es ist fast wie in alten Zeiten. Vor dem Würzburger Impfzentrum auf der Talavera stehen wieder Menschen in der Schlange, Helferinnen der Johanniter versorgen sie mit Wasser und im Zelt sind fast alle Plätze durchweg besetzt. Von Impfmüdigkeit kann in Würzburg also keine Rede sein. Oder liegt es am Ende doch eher an der Sonderaktion, für die sich am Donnerstag viele interessieren.
"Von toter Hose können wir hier nicht reden", sagt Franziska Härtlein. "Wir hatten bis letzter Woche noch sehr viele Erstimpfungen und es stehen noch gut 20 000 Zweitimpfungen an", sagt die Projektleiterin im Impfzentrum Talavera. Erst seit Wochenanfang ließe das Interesse nach. "Aber wir haben rechtzeitig mit verschiedenen Aktionen reagiert." So finden beispielsweise im Impfzentrum auch Betriebsimpfungen statt oder Sonderaktionen.
500 Dosen Janssen, ein Impfstoff des Herstellers Johnson und Johnson, stehen am Donnerstag zur Verfügung. "Und wenn die Nachfrage höher ist, dann geht keiner leer aus", verspricht Professor Peter Sefrin, der heute mit weiteren vier Kolleginnen und Kollegen im Dienst ist. Gut 100 Dosen sind nach einer Stunde bereits weg. Und am Nachmittag stehen immer noch Menschen in der Schlange und warten auf ihren Piks.
Warum wird die Sonderaktion so gut angenommen?
"Der Impfstoff hat den Vorteil, dass er nur einmal gegeben werden muss und nach 14 Tagen beginnt der Schutz", sagt Sefrin. Er kommt gerade zurück von zwei Patienten, die bald in Urlaub fahren möchten und sich deswegen mit dem Vakzin Janssen impfen lassen möchten. Sefrin glaubt, dass viele heute aus diesem Grund zum Impfen kommen. Viele Länder bestünden mittlerweile bei der Einreise darauf, dass Touristen vollständig und mit dem gleichen Impfstoff geimpft sind, weiß er.
"Ich bin hier, weil ich keinen Termin brauche und nur eine Impfung brauche", sagt eine 60 Jahre alte Frau aus dem Landkreis Würzburg. Sie steht noch weit hinten in der Schlange, ist aber ganz entspannt. Und freilich möchte sie auch wieder mehr Freiheiten haben, wie Veranstaltungen besuchen oder in Urlaub fahren können. "Eine Impfpflicht bringt nichts", glaubt sie und meint, dass das Angebot so flexibel wie möglich sein sollte. "Impfbusse", sagt sie, "das wäre doch was!" Geimpft zu werden ohne großes bürokratische Tamtam – solche Wünsche werden auch immer wieder an die Mitarbeiter des Impfzentrums und des Würzburger Landratsamtes herangetragen, erklärt ein Mitarbeiter der Pressestelle.
Auffällig viele junge Leute stehen an. Manche tatsächlich, weil sie bald in Urlaub wollen, andere sind zufällig hier oder weil sie sich nicht umständlich für einen Termin registrieren möchten oder ihre zweite Impfung bekommen. Ein junger Mann sagt: "Ich möchte mir noch einen Impfstoff aussuchen können, deswegen bin ich hier." Denn er meint, dass er diese Möglichkeit bald nicht mehr hat, "wenn die Impflicht kommt", mutmaßt er. Eine junge Frau ist sich noch nicht sicher. "Ja, eigentlich will ich auch in Urlaub und möchte deswegen den Impfstoff von Johnson und Johnson, aber ich will vorher noch mal mit dem Arzt reden", sagt sie.
"Wir klären sehr intensiv auf", sagt Sefrin. Er weiß aber auch, dass diejenigen, die ins Impfzentrum kommen, auf jeden Fall auch geimpft werden möchten. "Wer von Haus aus nicht will, für den sind die Nebenwirkungen das schlagende Argument", sagt er. Und wie sieht es damit aus, denn gerade in jüngster Zeit wurden in den USA Fälle von Herzmuskelentzündungen nach Impfungen mit dem mRNA-Vakzin von Biontech bekannt. "Solche Fälle hatten wir bislang nicht", sagt Sefrin.
Wie können die Impfungen jetzt zu den Menschen kommen?
Wird eigentlich der Impfstoff des Herstellers Astrazeneca noch nachgefragt? "Der ist bei uns mittlerweile verbrannt", sagt Sefrin und meint damit, dass sich viele bewusst nicht mit dem Vakzin impfen lassen möchten. "Wir sehen das auch im Impfportal", sagt Verwaltungsleiter Michael Dröse. "Alle klicken sich so lange durch bis sie einen Termin mit einem anderen Impfstoff angeboten bekommen." Mittlerweile könne der Impfstoff auch gar nicht mehr bestellt werden, sagt er. "Weggeworfen oder verfallen ist aber nichts. Wir konnten die Gebinde zurückgeben", so Dröse.
Die Johnson und Johnson-Aktion oder das Impfen in der Mittagspause, wo jeder noch bis Samstag zwischen 12 und 15 Uhr ohne Termin in die Impfzentren kommen kann, möchte Dröse weiter verfolgen. Es stehen aber auch noch andere Möglichkeiten im Raum. Beispielsweise könnte der Testbus auch zu einem Impfbus werden und auch dezentrale, kombinierte Impf- und Teststellen in Stadtbezirken oder im Landkreis Würzburg entstehen, wenn die Resonanz so bleibt, sagt Dröse. Am Donnerstag jedenfalls ist sie sehr gut. Bis Dienstschluss waren es am Donnerstag in Würzburg 340 Impfungen, davon 288 mit Johnson und Johnson, in Giebelstadt waren es 13.
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Die haben das auf der Talavera sehr gut im Griff, und managen das Ganze sehr vorbildlich.
Ich war wirklich extrem beeindruckt davon, wie effizient das abläuft!!
Die Menschen, die jetzt für Johnson & Johnson anstehen, sind wohl hauptsächlich Leute, die dringend in den Urlaub müssen und den zweiten Impftermin vermeiden wollen. Ist ja vollkommen O.K. Immerhin besser als die Leute die sich die erste Impfung mit Biontech geholt haben, aber die zweite Impfung wegen Urlaub "schwänzen"! Das ist ziemlich unsolidarisch! Denn dann besteht die Gefahr dass diese Impfdosis vernichtet werden muss.
Und zu Astra kann ich nur sagen: Dieser Impfstoff wurde definitiv von den Medien und Talk-Shows in Deutschland vernichtet! Die haben da eine Sensation gewittert und sich gnadenlos darauf gestürzt!!! Das hat die Reputation des Impfstoffs nahezu implodieren lassen. Hier sollten sich die Medien mal an der Nase fassenlassen!