Mahnende Worte sind fast schon Tradition, wenn der Präsident der Regierung von Unterfranken bei der Jahres-Schlusssitzung des Stadtrats spricht. In diesem Jahr ging es wieder einmal ums Geld: Seine Behörde werde im Rahmen der Genehmigung des städtischen Haushalts 2023 "sehr genau hinsehen müssen", betonte Regierungspräsident Eugen Ehmann am Dienstagabend im Ratssaal.
Bevor Stadträtinnen und Stadträte mit geladenen Gästen das politische Jahr beim vorweihnachtlichen Empfang im Wappensaal ausklingen ließen, bekamen sie die deutliche Warnung zu hören, dass sich angesichts der weiterhin beträchtlichen Verschuldung der Stadt und steigenden Zinsen "die Gestaltungsspielräume in kürzester Zeit einengen" werden – und das "trotz recht günstiger Einnahmen" durch Steuern und den staatlichen Finanzausgleich.
Regierungspräsident lobt die Würzburger Bevölkerung für ihr bürgerschaftliches Engagement
Gleichzeitig forderte Ehmann die Stadt auf, bei wichtigen vom Freistaat finanzierten Einrichtungen wie Universität, Uniklinik und dem künftigen "Museum für Franken" auf der Festung, das 2032 eröffnet werden soll, für eine gute verkehrliche Anbindung zu sorgen. Bei der Finanzierung ihrer zahlreichen Aufgaben und Anforderungen müsse die Stadt genau abwägen und könne nicht alle Forderungen erfüllen.
Begonnen hatte der Regierungspräsident sein kurze Ansprache mit einem Lob für die Würzburger Bevölkerung und das bürgerschaftliche Engagement bei der Unterstützung und Unterbringung von Menschen, die vor dem russischen Angriffskrieg aus der Ukraine geflohen sind. Auch die enge Zusammenarbeit von Stadt und Landkreis mit der Regierung bei der Bewältigung der aktuellen Krisen hob Ehmann hervor. Das in regelmäßigen Corona-Videokonferenzen abgestimmte gemeinsame Vorgehen habe die Aufmerksamkeit bei der Staatsregierung gefunden "und kann gerne ein Modell für die Bewältigung weiterer schwieriger Situationen sein", so Ehmann.
Zuvor hatte Oberbürgermeister Christian Schuchardt in seinen Gedanken zum Jahresende die aktuellen Krisen nur kurz gestreift und sich mit der Zukunftsfähigkeit seiner Stadt beschäftigt. Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit stellen die Kommunen nach seinen Worten vor große Herausforderungen, Veränderungen "hat unsere Gesellschaft aber immer schon annehmen und sich ihnen stellen müssen".
Wichtig sei es dabei, die Menschen und ihre Befürchtungen ernst zu nehmen: "Dem Ungewissen können wir am besten mit einem Mehr an Zusammenarbeit und auch mit einem Zusammenstehen als Gesellschaft begegnen", so Schuchardts Fazit.
Nach seiner knapp 30-minütigen Rede überreichte der OB seiner früheren Stellvertreterin Marion Schäfer-Blake den Ehrenring der Stadt Würzburg. Die Alt-Bürgermeisterin, die nach sechs Jahren im Kreistag 1990 zum ersten Mal für die SPD in den Stadtrat eingezogen war, sei "tief in der Kommunalpolitik verwurzelt", betonte Schuchardt.
2002 wurde sie zum ersten Mal zur 3. Bürgermeisterin gewählt und übte dieses Ehrenamt 18 Jahre lang aus, bis sich der Stadtrat Anfang Mai 2020 für zwei hauptamtliche Bürgermeister entschieden hat und sie wieder zur einfachen Stadträtin wurde. "Man kann auch mithelfen, wenn man auf einem anderen Platz sitzt", sagte Schäfer-Blake in ihrer Dankesrede dazu. Den Ehrenring zu tragen, sei etwas Besonderes und ein "Zeichen der Verbundenheit mit meiner Heimatstadt".