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Würzburg
Inzidenzwerte der Würzburger Stadtteile: bekannt, aber geheim
Es gibt Inzidenzwerte für die verschiedenen Würzburger Stadtteile. Allerdings behandelte das Rathaus diese hinter verschlossenen Türen. Ist das in Ordnung?
Momentan liegt die Inzidenz in der Stadt bei 42,2. Wie ist sie in den unterschiedlichen Stadtteilen? Unser Bild ist am Würzburger Stein entstanden.  
Foto: Patty Varasano | Momentan liegt die Inzidenz in der Stadt bei 42,2. Wie ist sie in den unterschiedlichen Stadtteilen? Unser Bild ist am Würzburger Stein entstanden.  
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:46 Uhr

Die Inzidenzwerte der 52 Gemeinden des Landkreises Würzburg werden jede Woche vom Landratsamt veröffentlicht. Jetzt stellt sich heraus, dass auch für die Stadt Würzburg örtlich differenzierte Inzidenzwerte erhoben werden. Öffentlich bekannt sind diese Stadtteil-Werte bislang nicht. 

Nach Information dieser Redaktion wurden die Mitglieder des Stadtrats in der jüngsten Stadtratssitzung über die Inzidenzwerte der 13 Stadtteile informiert. Das geschah allerdings nicht im öffentlichen, sondern im nichtöffentlichen Teil der Sitzung. Die Öffentlichkeit darf laut Gemeindeordnung in Ausnahmefällen ausgeschlossen werden, wenn "Rücksichten auf das Wohl der Allgemeinheit oder auf berechtigte Ansprüche Einzelner entgegenstehen".    

Darf die Stadt Würzburg die Zahlen verschweigen? 

Welchen Grund die Stadt Würzburg für die Geheimhaltung der Inzidenzwerte der Stadtteile sieht, konnte ihre Pressestelle am Mittwoch nicht sofort beantworten. Auch die erbetene Auskunft über die Zahlen wurde bislang nicht erteilt. 

Darf die Stadt diese Werte geheim halten? In einem ähnlich gelagerten Fall hat die Rechtssprechung im August 2020 entschieden, dass das nicht geht. So wurde das Landratsamt Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim per Gerichtsurteil zur Mitteilung der  Zahlen der Covid-19-Fälle in den einzelnen Gemeinden des Landkreises verurteilt. Geklagt hatte ein für diese Redaktion tätiger freier Journalist.   

Er und die Redaktion vertraten die Auffassung, dass es in der Pandemie von überragendem öffentlichen Interesse sei, nicht nur die Gesamtzahl der Corona-Infektionen im Landkreis zu erfahren, sondern auch, wie sich diese auf die einzelnen Gemeinden verteilen. Der Landrat Helmut Weiß befürchtete dagegen, dass durch die Aufschlüsselung der Infektionszahlen  Betroffene in den kleinen der 38 Gemeinden des Landkreises identifiziert und stigmatisiert werden. Weiß sah den Schutz der Persönlichkeitsrechte von Betroffenen gefährdet und vertrat die Auffassung, dass die Pressefreiheit dahinter zurücktreten müsse. 

Bayerischer Verwaltungsgerichtshof sah keine Verletzung von Persönlichkeitsrechten

Zu Unrecht, wie zunächst das Verwaltungsgericht Ansbach und dann der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (BayVGH) in München feststellten. Persönlichkeitsrechte Privater seien durch die Auskunft gar nicht berührt, so der BayVGH. Denn gefragt werde nur nach der Gesamtzahl der Infektionen in den Gemeinden seit Beginn der Pandemie, nicht nach weiteren konkreten Angaben wie Alter oder Geschlecht. Ohne vertretbaren Aufwand könnten keine Rückschlüsse auf konkrete Personen hergestellt werden.

Die Pressestelle der Stadt Würzburg hat angekündigt, baldmöglichst nähere Auskünfte zu den Zahlen sowie zu den Gründen der nichtöffentlichen Behandlung zu geben.

 
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  • metzger@maxiklinik.de
    Nach falschen Zählungen und Meldeverzügen, zuletzt eine Statistikpanne, durch irrtümliche Doppelzählungen verursacht, erst dann wurden in Nürnberg die Inzidenzwerte pro Stadtteil veröffentlicht. Die Gesundheitsreferentin Britta Walthelm (Bündnis 90/Die Grünen) hat sich lange gegen die Veröffentlichung gewehrt. Nach dem Chaos und breiter Kritik am Gesundheitsreferat ist der OB König eingeschritten und hat für Transparenz gesorgt. Was braucht's in Würzburg, damit die Zahlen detailliert veröffentlicht werden?
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  • mgharzdorf@t-online.de
    Sehr geehrte Frau Göbel,
    Ist es so wichtig, daß die Presse alles wissen muß und interessiert es unbedingt alle Bürger in welchem Stadtteil welcher Wert gilt.
    Die sog.freie Presse stellt den Anspruch überall zu recherchieren, ob es interessant ist oder nicht. Hat der Main-Post Abozahler im Gegenzug auch mal das Recht, über Internas der Mainpost zu erfahren z.B. Personalpolitik, Soziales Gefüge, Betriebsklima, finanzielle Situation, wirtschaftliche Strategien, politische Einstellungen der Redakteure.
    Nichts tut sich. Da wird recherchiert und da gibt es Vermutungen usw. aber vor der eigenen Haustüre läßt man nicht kehren.
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  • lukaswill@yahoo.de
    Guten Tag hatzi,

    erlauben Sie mir, stellvertretend für unsere Autorin zu antworten:

    Die Auskunftspflicht der Behörden gegenüber der Presse ist in einer Demokratie ein wichtiges Gut. Nur so kann eine Kontrolle des Staates durch Journalisten sichergestellt werden.

    Viele Antworten auf Ihre Fragen zur Main-Post können Sie unserem Dossier "Wir über uns" entnehmen:
    https://www.mainpost.de/dossier/wir-ueber-uns/

    Als Ombudsmann vermittelt zudem noch Leseranwalt Anton Sahlender zwischen Redaktion und Lesern. Seine Texte finden Sie hier: https://www.mainpost.de/dossier/leseranwalt/

    Haben Sie weitere konkrete Fragen, geben wir Ihnen gerne dazu Auskunft. Wenn die Pandemie-Regeln es zulassen, wird es auch sicher wieder Führungen durch unser Haus und andere Informationsveranstaltungen geben, wo Sie uns besser kennenlernen können und erfahren, wie wir arbeiten.

    Freundliche Grüße
    Lukas Will
    Digitales Management
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  • Winfriedvath@web.de
    Da das Gesundheitsamt so sehr betont, dass die Impfquote in Stadt und Landkreis Würzburg über dem bayerischen Durchschnitt liegt, es bei der Gruppe der 60jährigen bis 70jährigen aber nicht vorwärts geht, wäre es schön, wenn die Mainpost auch mal die Impfquoten für die unter 60jährigen und ab 60jährigen abfragen würde.
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  • woody
    Was ist das bitte für ein schlechter Vergleich von Ihnen? Internas einer Firma und Offenlegung von Inzidenz-Zahlen!

    Es spricht nichts dagegen die Stadtteil-Zahlen publik zu machen. Von jedem kleinen Dorf im Landkreis sind doch die Zahlen auch veröffentlicht? Diese Vorgehensweise der Stadt schürt doch geradezu wieder Spekulationen. Mich persönlich würde es nicht wundern wenn Stadtteile mit engen Wohnverhältnissen stärker betroffen sind.
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  • ra.kellermann@gmx.de
    klar alles muss geheim bleiben...sagma sind wir hier in Russland oder China??
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  • masterdoc
    Was soll man schon dazu sagen? Ist denn schon der rot-grüne Wahn im Stadtrat ausgebrochen oder will man nur ein Beispiel gelebter Demokratie geben? Vielleicht auch ein Befehl von ganz "oben" über solche Vorfälle nicht zu berichten??
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  • webewue
    Die Brennpunkte und Infektionsherde sind unverzüglich bekannt zu machen. Genau das vermisse ich an einer korrekten Coronapolitik. Die stoische Ruhe der Verantwortlichen von Spahn bis an die Gesundheitsämer grenzt schon an unterlassene Hilfeleistung. Die Fürsorgepflicht gebietet es, dass die Bevölkerung über die Gefahren aufgeklärt wird. Wie sonst soll mann wissen, welche Orte zu meiden sind.
    Rettet was noch zu retten ist!
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  • juergenmagic@t-online.de
    Klar kann man vermuten, dass es dort mehr Infektionen gibt, wo die Menschen beengt zusammenleben. Aber statt darauf herumzureiten, wäre es besser, wenn man an der Situation der Menschen etwas ändert.
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  • Petsch06120702
    Der Grund dürfte jeden klar sein warum hier nicht differenziert wird. Immer schön Schnauze halten und ja keine Munition für die AfD liefern. Typisch deutsch.
    Immer schön weg ducken die Probleme lösen sich ja von alleine und das nicht nur zur Corona Zeiten.
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  • peterlesbub
    Die Stadtteilzahlen tragen doch nichts zur Aufklärung bei, weil die Leute bei Arbeit, Schule, Freizeit sehr mobil sind. Das gilt auch für die direkten Umlandgemeinden um die Stadt, deren Werte bei der Stadt mit erfasst werden sollten.
    Interessant wäre allerdings schon, Hauptcluster zu wissen, Beispielsweise Werkhalle Fa. X, Großfamilienverbund Y, Z-Amt, Schule, Kindergarten oder ähnliches, gerne ohne regionalen Bezug und Namensnennung.
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Es ist doch keine neue Erkenntnis , dass sich in schwierigen, beengten Wohnverhältnissen oder in gemeinschaftlichen Unterkünften Virus Infektionen einfacher und schneller ausbreiten als in Wohnverhältnissen mit 160qm Einfamilienhaus und 500 qm Garten. Wer kann sich denn vernünftig isolieren oder in Quarantäne gehen in beengten Verhältnissen? Wie man diesen Menschen besonders helfen kann wäre mal einen MP Artikel wert und nicht ob man diese Bereiche veröffentlichen sollte oder nicht.
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  • jutta.noether@web.de
    Sehr richtig. Guter Kommentar.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Vielleicht gibt es ja einen Corona-Hotspot bei der Stadtverwaltung selbst ...
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  • Warum wohl? Damit nicht bekannt wird, dass wahrscheinlich der Großteil der positive getesteten aus bestimmten Vierteln kommt? Evtl. kommen die Zahlen auch aus bestimmten Einrichtungen? Gibt es hier nähere Informationen, die von denen man berichten kann?

    Kann mir auch nicht vorstellen, dass die hohe Inzidenz in Schweinfurt "diffus" ist und nicht zugeordnet werden kann.
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  • MAWa69
    So geht guter Journalismus, bitte bleiben Sie dran Frau Göbel! Mehr Transparenz tut sowohl der Stadt Würzburg als auch den Impfzentren gut und kann verlorenes Vertrauen vielleicht zurück gewinnen,
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  • Schmarrbeutel
    Klar veröffentlicht das die Stadt nicht. Würde dies wie in anderen Landkreisen (wie z. B. Schweinfurt) geschehen, und wie hier bekannt werden, dass in den "Ankerzentren" oder "Brennpunkt-Stadtteilen" die Prozentzahl mehrfach höher ist, als in anderen Teilen, wäre in WÜ die Empörung groß und die Redaktion würde als hetzerisch dargestellt.
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  • andy-sw
    @Felschi5002112: Haben Sie eine Quelle für die Behauptung, dass in Schweinfurt die Inzidenzien für "Brennpunkt-Stadtteile" veröffentlicht werden?
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  • Schmarrbeutel
    In den Lokalausgaben der MP/Tagblatt wird (zumindest für die Gemeinden SW und SW Stadt) geclustert nach Ortschaften, Stadtgebiet (ohne Stadtteile) und als "Extra" das Ankerzentrum (Conn) - und hier ist der Wert eben um einiges höher!
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  • Einwohner
    Wenn die Daten öffentlich wären würden sie nur das bestätigen was in den Medien auch aus anderen Städten berichtet wird und eh jeder vermutet.
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