Sie sind wirklich Brüder, die Hanke Brothers - David, Lukas, Jonathan und Fabian, 22 bis 32 Jahre alt, bilden die "Boyband der Klassik", so die Selbstbezeichnung. Die Hanke Brothers spielen in der Besetzung Blockflöte, Bratsche, Klavier und Tuba "heutige Klassik", wie sie es nennen. Melodische und harmonische Musik, die sich außerhalb der Genregrenzen bewegt und dennoch nicht beliebig wirkt. Außerdem gestalten sie ab sofort die einst erfolgreichen Meisterkonzerte der Musikalischen Akademie Würzburg, die seit einiger Zeit mit Besucherschwund zu kämpfen haben. Im Interview erklärt David Hanke das Konzept.
David Hanke: Natürlich weiß man vorher nie, was wirklich ankommt, und Corona hat eine schwierige Tendenz noch beschleunigt - die Abozahlen sind ja in den letzten 15 Jahren überall zurückgegangen. Wir versuchen jetzt, durch ein sehr vielseitiges und frisches Programm möglichst vielen den Konzertbesuch wieder schmackhaft zu machen.
Hanke: Ich glaube schon, dass sich das Publikum wesentlich verändert hat und wir auf eine neue Generation treffen, die andere Vorerfahrungen mit Klassik hat. Man muss nur sehen, wie sich Film und Fernsehen in den letzten zehn, 20 oder 50 Jahren verändert haben, und so darf oder muss sich auch das klassische Konzertformat verändern. Wir blicken auf einen großen Schatz heutiger Klassik, und dem möchten wir eine Bühne bieten.
Hanke: Crossover kann man ganz unterschiedlich betrachten. Es gibt gekünstelten Crossover, es gibt erzwungenen Crossover, es gibt kommerziellen Crossover. Im besten Fall gibt es ganz natürlichen Crossover im Sinne von Offenheit und Experimentierfreude. Das inspiriert und begeistert die Musikerinnen und Musiker wie auch das Publikum. Die "alten" Klassiker – Beethoven, Mozart und Co. - waren immer ihrer Zeit voraus und haben nach neuen Formen und Stilen gesucht. Heute prägt Musik den Alltag mehr, denn je und wir haben Zugriff auf eine nie dagewesene Musikvielfalt. Deswegen lautet die Frage erstmal, was ist Klassik überhaupt, wo sind die Grenzen?
Hanke: Großartig, begeistert, lebendig! Es entspricht unseren Gedanken, es ist unser Zeitgeist, und es darf sich verändern - weil es authentisch ist, was wir auf die Bühne bringen. Da ist Bewegung drin, und ich glaube, das ist das, was viele anspricht. Lustigerweise kamen viele Abonnentinnen und Abonnenten - viele sind Ü80 - auf uns zu und haben sich jüngere Künstlerinnen und Künstler gewünscht und auch mutigere Programme. Es ist also keine Generationenfrage, eher eine Frage der Neugier.
Hanke: Definitiv! Den Satz "Ich kenne mein Publikum" gibt's eigentlich nicht. Qualität überzeugt immer – und natürlich sind Geschmäcker verschieden. Dennoch sind wir viel zu schnell voreingenommen. Das ist wie im Restaurant. Ich zum Beispiel bin bei Fisch sehr skeptisch. Im Urlaub in Italien haben wir auf Empfehlung unserer Gastgeberin dann ein Fisch-Menü probiert, welches einfach unglaublich war - sowas haben wir noch nie gegessen. Freiwillig wäre es nie dazu gekommen. Daher appelliere ich, mutig zu sein, Dinge auszuprobieren, den Empfehlungen des Hauses zu vertrauen und positiv überrascht zu werden.
Hanke: Beides. Zunächst war es Zufall, doch zeigte sich schnell die Genialität der Besetzung. Man hat so viele Möglichkeiten und wir können zwischen "Band" und Miniorchester hin und herwechseln. Selbstverständlich haben wir in der Anfangszeit extrem viel Gegenwind gekriegt, gerade von Hochschulprofessoren, die gesagt haben, das ginge nicht und sei nicht ernst zu nehmen. Und es hat uns natürlich dazu gebracht, zu sagen: Jetzt erst recht! Seitdem setzen wir uns sehr intensiv mit der Thematik "New Classical Music" auseinander und erleben einen spannenden Diskurs mit den Komponisten und Komponistinnen. Mittlerweile existieren über 300 Minuten neues Repertoire für unsere Besetzung und wir sind tagtäglich aufs Neue begeistert, was da entsteht.
Hanke: Wir wollen auf die Vielfalt und Diversität unserer Kultur und Gesellschaft aufmerksam machen, was sich durch die extreme Bandbreite an wunderbarer Musik widerspiegelt. Zudem werden die Künstlerinnen und Künstler durch persönliche Worte das Publikum mitnehmen in ihre Gedanken, und Hintergründe erläutern, warum gerade diese Werke gespielt werden und für sie von wichtiger Bedeutung sind.
Das erste Konzert der neu konzipierten Meisterkonzerte findet am 6. November, 19.30 Uhr, mit den Hanke Brothers im Großen Saal der Würzburger Musikhochschule statt. Außerdem kommen die Brassband Federspiel (1. Dezember), das Jazztrio Frank Dupree (12. Januar 2024), das Aris Streichquartett (13. April) und die A-Cappella-Formation Voces8 (2. Mai). Karten im der Tourist-Information im Falkenhaus Würzburg, Tel. (0931) 372398 und unter www.meisterkonzerte-wuerzburg.de