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Würzburg
Integrationsminister Herrmann antwortet auf Samstagsbrief und kritisiert die "Zuwanderung in Sozialsysteme"
Bayerns Innen-, Sport- und Integrationsminister Joachim Herrmann wirft der Bundesregierung vor, falsche Anreize zu setzen. Seine Antwort auf den Samstagsbrief.
Seit 2018 ist Innenminister Joachim Herrmann (CSU) auch für das Thema Integration im Freistaat zuständig – bundesweit gibt es diese Kombination nur in Bayern.
Foto: Matthias Balk, dpa | Seit 2018 ist Innenminister Joachim Herrmann (CSU) auch für das Thema Integration im Freistaat zuständig – bundesweit gibt es diese Kombination nur in Bayern.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:22 Uhr

Mehrere Gesetzesinitiativen zur Migrationspolitik hat die Berliner Ampelregierung in den Bundestag gebracht. Es geht um Einbürgerung, Fachkräfte-Zuwanderung und den Aufenthalt von Geflüchteten. In der Diskussion darüber gerät einiges durcheinander. Zu mehr Offenheit statt Abwehr hat unser Samstagsbrief-Autor den bayerischen Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann (CSU) aufgefordert. Und der hat geantwortet:

Sehr geehrter Herr Jungbauer,

vielen Dank für Ihren Samstagsbrief in der Main-Post vom 3. Dezember 2022, in dem Sie mich dazu auffordern, "Zuwanderung endlich als Chance" zu begreifen. Ich habe Ihre Argumente mit Interesse gelesen. Gerne nehme ich Ihre Aufforderung an, Ihnen zu erwidern.

Niemand bezweifelt, dass unserem Land Fachkräfte fehlen. Deshalb hat die damalige Bundesregierung im Jahr 2020 ein neues Fachkräfteeinwanderungsrecht geschaffen, das – ich zitiere hier den "Spiegel" – "zu den liberalsten der Welt" gehört! Am von Ihnen geforderten "modernen Einwanderungsrecht" mangelt es also gar nicht. Schon eher daran, dass zum Beispiel die Wartezeit für die Beantragung eines Visums in deutschen Auslandsvertretungen oft länger als ein Jahr dauert.

Viele potentielle Bewerber auf ein Arbeitsvisum erhalten überhaupt keinen Termin. Dafür ist die Bundesaußenministerin zuständig. Und was macht die Bundesregierung dagegen? Nichts. Sie ergreift stattdessen eine Maßnahme nach der anderen, die nicht die Zuwanderung von Fachkräften, sondern die Zuwanderung in die Sozialsysteme fördert. Oder wie es die "Welt" beschreibt: "Es zeichnen sich mittlerweile immer deutlicher die Konturen einer fast schon paradiesischen Willkommenskultur ab."

"Der Anteil von Sozialhilfe-Empfängern mit Fluchtmigrationshintergrund steigt"

Zum Beispiel weitere Flüchtlingsaufnahmeprogramme, das Chancenaufenthaltsgesetz mit großzügigen Voraussetzungen selbst für jene, die keinerlei Initiative gezeigt haben, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Der Anteil von Sozialhilfe-Empfängern mit Fluchtmigrationshintergrund steigt. Laut "FAZ" war am 1. August 2016 jeder vierte Hartz IV-Bezieher Ausländer, am 2. Juni 2018 jeder dritte und am 14. November 2022 kam fast jeder zweite Hartz IV-Bezieher nicht aus Deutschland. Diese Art von Zuwanderung als Chance zu bezeichnen, ist geradezu euphemistisch.

Einbürgerung darf nicht am Anfang, sondern nur am Ende eines gelungenen Integrationsprozesses stehen. Und gelungene Integration ist mehr als der gesetzeskonforme Aufenthalt in unserem Land: Sie umfasst die Identifikation mit unseren Wertevorstellungen, Bildung, Sprache und ein gesichertes Einkommen.

Anders als von Ihnen unterstellt, ist Bayern das Land der gelingenden Integration in Deutschland. Wir geben Zuwanderern eine Perspektive und unterstützen den Integrationsprozess und die gesellschaftliche Teilhabe durch vielfältige Angebote im Bereich Beratung, Arbeit, Sprache und Wertevermittlung. Wir haben im Vergleich aller Bundesländer in Bayern mit knapp 73 Prozent die höchste Erwerbstätigenquote von Menschen mit Migrationshintergrund sowie mit acht Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote von Ausländern.

Dass abgelehnte Asylbewerber ohne Bleiberecht unser Land wieder verlassen müssen, ist eine Voraussetzung, damit die Akzeptanz des Asylsystems in der Gesellschaft dauerhaft erhalten bleibt. Dies ist keine Frage von pauschaler "Abwehr statt Öffnung, Abschiebeforderungen statt Green Pass", sondern schlicht eine Frage von Recht und Gesetz, von Glaubwürdigkeit und gesellschaftlichem Zusammenhalt, um die notwendige Balance zwischen Humanität und Ordnung zu halten. Diese Balance vermisse ich bei den Vorhaben der Bundesregierung ebenso wie leider auch in Ihrem Samstagbrief.

Mit freundlichen Grüßen

Joachim Herrmann, Staatsminister

 
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  • O. W.
    Hoffe die Stellungnahme von J Herrmann wird auch in der Printausgabe der MP auf der gleichen Seite veröffentlicht wie der Samstagsbrief von A Jungbauer.
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  • T. E.
    Natürlich müssen unter der schützenswerten Meinungs- und Pressefreiheit auch solche "Samstagsbriefe" akzeptiert werden. Die Reaktion des Staatsminister dazu finde auch ich sehr gut formuliert und versachlicht die Diskussion in angenehmer Weise.
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  • D. P.
    Warum führt man die Debatte nicht mit Zahlen? Die Zuwanderung ist seit 2017 rückläufig (ändert sich durch den Krieg in der Ukraine). 2/3 der Sozialleistungen gehen an Deutschen. Damit könnte man die Debatte beenden. Weitere Details: Die hauptsächlich 2015/2016 eingewanderten Syrer machen gerade mal 10% der Enpfänger von Sozialleistungen aus. 1/4 der zugewanderten Syrer ist erwerbstätig - was bei den Hürden beachtlich ist. Ja, unter Ausländern/Zuwanderern ist der Anteil Erwerbsloser und Sozialhilfeempfänger höher, ebenso die Kriminalität. Der Generalverdacht, der daraus abgeleitet wird, ist aber nicht zielführend. Erst recht nicht, den Arbeitsmarkt für diese Menschen faktisch zu schließen. Dadurch degradiert man diese Menschen zu Menschen zweiter Klasse und erreicht das Gegenteil von Integration. Und da haben wir noch nicht über die Zuwanderung „echter“ Fachkräfte gesprochen, nur über Niedriglöhner.

    Woher nehmen wir 400.000 fehlende Fachkräfte/Jahr, Herr Herrmann?

    Quelle: BAMF/BA
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    Mit Fakten hat’s die CSU nicht so.
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  • W. B.
    @meinungsvertreter und @arcus.. Finden sie die Zahlen gut, dass 11% der Bevölkerung 33% der Sozialleistungen kassieren und 3/4 der zugewanderten Syrer (die 2015 als Fachkräfte angepriesen würde ) noch immer nicht arbeiten?
    Meiner Meinung nach sind das erschreckende Zahlen. Und von der Kriminalitätsstatistik ganz zu schweigen...
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  • D. P.
    Quelle? Ihre Prozentzahlen sind unter der Berücksichtigung absoluter Zahlen nicht nachvollziehbar:

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/242062/umfrage/leistungsempfaenger-von-arbeitslosengeld-ii-und-sozialgeld/
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  • D. E.
    Wieviele der "zugewanderten Syrer" haben von der bayrischen Staatsregierung eine Arbeitserlaubnis erhalten? Wer nicht darf, kann halt nicht... Aber sich dann beklagen, dass die im Sozialsystem landen...häh??
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  • H. E.
    Wir haben leider erleben müssen, dass Arbeitsplätze nicht angenommen wurden, weil man mit Sozialleistungen leichter leben und mehr Freizeit verbringen kann. Das ist leider sehr oft die Realität. Es gibt natürlich Ausnahmen, aber dieser Prozentsatz ist im niedrigen Bereich. Ist bei vielen Deutschen leider auch der Fall. Mit dem Bürgergeld wird die Faulheit und Bequemlichkeit unterstützt. Aber gerade im Niedriglohnbereich muss eine Entlastung für die arbeitende Bevölkerung vollzogen werden.
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  • H. E.
    Sehr gelungene sachliche und vor allem schnelle Antwort des Bayerischen Innenministers.

    Danke!

    Dieser unsachliche Samstagsbrief durfte nicht unwidersprochen bleiben!

    Aber Jäme gegenüber Herrn Jungbauer ist nicht angezeigt! Es ist vielmehr wünschenswert sachlich und neutraler zu schreiben und sich nicht zu Wahlkampfunterstützern für SPD oder Grüne als Steigbügelhalter zu machen!
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  • K. S.
    So Herr Jungbauer, jetzt wurde Ihnen einmal klargestellt wie es mit Einwanderern geregelt ist. Mit ein bisschen mehr Mühe hätten Sie sich so eine Blamage sparen können. Aber es ist ja eine Zeit da man erst Vorwürfe in den Raum bzw. den Lesern stellt und man sich im Nachhinein informiert oder informieren läßt. Eine Entschuldigung an Herr Herrmann werden wir wahrscheinlich nicht zu lesen bekommen, doch ein wenig Selbstkritik stünde ja schon an !
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  • A. H.
    "mit ein bisschen Mühe,...." - ja, aber das wollte man doch gar nicht. Einziges Ziel dieses Briefes war doch, primitiv-populistischen Krawall zu machen. Den hat er nun, aber gaaanz anders, als erwartet; oder er wurde von seinen Auftraggebern aufs Glatteis geführt, möglicherweise....
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    Gut gekontert Herr Innenminister.
    Leider sehen manche, auch einige Journalisten, nicht die ganze Problematik der Einwanderung welche häufig über Asyl erfolgt.
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  • M. F.
    Volle Zustimmung dem Herrn Innenminister. Sachlich, aber nicht überheblich und im Ton angemessen!

    Es wir sehr klar, dass es beim Chancenaufenthaltsrecht und den weiteren Plänen der Ampel nicht darum geht, gezielt benötigte Fachkräfte ins Land zu holen.
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  • H. E.
    Es geht der SPD und den Grünen um nichts anderes als potentielle Wähler zu erschleichen!
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  • D. E.
    Heute Abend im Fernsehen: der "Mann mit dem Rucksack" wird für seinen beispiellos couragierten Einsatz beim Messerangriff am Barabarossaplatz geehrt. das ist anderthalb Jahre her, der Mann akzeptiert so was von fraglos unsere Werte (was immer das inzwischen sein mag...), spricht die Sprache, verdient sein eigenes Geld - und hat immer noch keinen deutschen Pass.

    Herr Hermann, ich glaube Ihnen nicht!
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  • G. L.
    Ja, das war eine super Sache eines Migranten, welches sein Beispiel sucht.

    Aber das geht auch anders:

    Letzten Samstag im wahren Leben, habe ich um 23:00 Uhr meine Tochter bei einer Freundin im oberbergischen Land abgeholt.

    Die Mädels waren zu viert und privat bei einer zuhause in der Kellerbar, es hatte sich dann ein integrierter Flüchtling eingeladen aber noch zwei nicht eingeladene mitgebracht und den Mädels Zigaretten angeboten in die sie heimlich Spice eingemischt hatten.

    Die beiden Mädels die das annahmen waren wie tot. Das war ein Anblick, den ich nicht mehr haben möchte. Sämtliche Körperfunktionen waren nicht mehr kontrolliert. Meine Tochter hatte die manipulierten Zigaretten zum Glück abgelehnt und sie war nicht betroffen. Die Migranten sprachen gutes Deutsch als ich sie rausgeworfen habe, offensichtlich waren Sie hier schon sehr heimisch integriert. Auf jeden Fall sind sie hier auf dem Land sehr bekannt hier als Drogendealer wie sich herausstellte.
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  • I. F.
    @MPAB - Ich hoffe...

    ...Sie haben diesen Vorgang - "Die beiden Mädels die das annahmen waren wie tot." - bei der Polizei zur Anzeige gebracht oder schreiben Sie hier nur solche Behauptungen ohne Nachweis?
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