
Ein bisschen nervös sei sie schon, erzählt Berta Geitz, bevor sie von einem Rettungsdienst-Mitarbeiter in eine der Impfkabinen gebeten wird. Die 84-Jährige aus Segnitz zählt am Dienstag zu den allerersten, die sich im Impfzentrum Giebelstadt den Corona-Impfstoff injizieren lassen. "Für mich war immer klar, wenn ein Impfstoff da ist, lass ich mich impfen", sagt sie. Dann kam hinzu, dass eine Cousine an Covid-19 starb. "Wenn mich der Herrgott holen will, kann ich nichts machen", sagt Berta Geitz, "aber an Corona will ich nicht sterben."
Das Impfzentrum ist in einem normalen Festzelt installiert, aufgebaut in einem riesigen Flugzeug-Hangar aus den 1980er Jahren. Am Eingang geben die Impfwilligen ihre Personalien an und erhalten Infoblätter und Formulare, so sie diese nicht schon zu Hause aus dem Internet heruntergeladen und ausgefüllt haben. Ein weiterer Mitarbeiter misst Fieber, um einen akuten Infekt auszuschließen. Im Wartebereich flimmert derweil Gesundheitsministerin Melanie Huml über zwei Bildschirme und klärt über die Impfung auf. Was sie sagt, versteht man nicht. Das Heizungsgebläse ist zu laut.

Als Berta Geitz schließlich in eine der Impfkabinen tritt, liegen dort bereits Spritzen parat. Isabella Schauber, Rettungssanitäterin bei den Johannitern, hat alles vorbereitet. Jedes der Fläschchen, das Hersteller Biontech geliefert hat, enthält Wirkstoff für fünf Impfungen. Das konzentrierte Serum wird erst kurz vor der Impfung mit Kochsalzlösung verdünnt und auf fünf Spritzen aufgezogen, die dann innerhalb weniger Stunden verimpft werden müssen.
Den ärztlichen Dienst versieht heute Dr. Majida Hickethier aus Marktbreit. Deren Fragen zu Vorerkrankungen und möglichen Risikofaktoren sind schnell beantwortet. Berta Seitz hat sich gründlich vorinformiert und kennt das Procedere. Seit Jahren schon lässt sie sich gegen die Grippe impfen. Dann ein kleiner Piks in den Oberarm. Berta Geitz darf ihren Pullover wieder anziehen und wird in den Aufenthaltsbereich am Ende der Impflinie entlassen. Dort soll sie noch eine Weile sitzenbleiben. Schließlich könne es, wie bei allen Impfungen, zu allergischen Reaktionen kommen.

Nur eine der beiden Giebelstadter Impflinien hat geöffnet, im Impfzentrum an der Talavera sind es zwei. Pro Linie werden an diesem Nachmittag 48 Personen geimpft, also 144 insgesamt. Theoretisch könnten es bis zu 200 Impflinge pro Linie sein. Aber so viel Impfstoff steht im Moment noch gar nicht zur Verfügung, so Michael Dröse, der organisatorische Leiter der Impfzentren. "Es ist gut, dass es langsam anläuft und sich die Abläufe einspielen können", sagt er. Die oberste Priorität gelte derzeit den Bewohnern der etwa 60 Seniorenheime in Stadt und Landkreis. Sie werden von mobilen Impfteams betreut. Etwa ein Drittel des Impfstoffs steht in den beiden Impfzentren zur Verfügung.
Es ist ein Fahren auf Sicht. "Wieviel Impfstoff wir geliefert kriegen, erfahren wir erst ein, zwei Tage vorher", sagt Michael Dröse. Entsprechend müssen die verfügbaren Impftermine angepasst werden. Bei der ersten Lieferung am Sonntag nach Weihnachten waren es 200 Impfdosen für Stadt und Landkreis, in der zweiten Lieferung 975 und am 31. Dezember sollen weitere 1350 ins zentrale Kühllager der Uniklinik geliefert werden. "Man darf sich da nicht zu viel drunter vorstellen", sagt Dröse, "das sind gerade mal 270 Fläschchen in einem kleinen Pappkarton."

Wenigstens muss sich Dröse nicht mehr darum kümmern, dass auch für die zweite Impfung nach drei Wochen noch genügend Impfstoff zur Verfügung steht. "Wir können alles verimpfen, was wir bekommen", sagt er, "laut Ministerium ist der Impfstoff für die zweite Impfung gesichert."
In den kommenden Tagen wird der Betrieb also sowohl in Giebelstadt wie auch an der Würzburger Talavera hochgefahren. Inzwischen hätten bereits 3000 Personen, die entweder über 80 sind oder in der Kranken- und Altenpflege arbeiten, einen Impftermin gebucht. "Das ist wirklich eine gute Nachfrage und zeugt von der hohen Akzeptanz der Impfung", sagt Michael Dröse.
Berta Geitz ist inzwischen bereit für den Heimweg. Ob sie nun erleichtert ist? "Ich weiß nicht, ob wir den Mundschutz nicht noch im Sommer tragen müssen", sagt sie. Aber mit der Impfung werde vieles leichter.