Über den ÖPNV in und um Würzburg zerbrechen sich derzeit viele Menschen den Kopf, an Vorschlägen zu seiner Verbesserung mangelt es nicht. Eine der eher spektakulären Ideen kommt jetzt von der ÖDP. Deren Fraktionschef Raimund Binder hat in einem Schreiben an OB Christian Schuchardt beantragt, die "Möglichkeiten von Schnellbootverbindungen aus den Randgemeinden am Main nach Würzburg" prüfen zu lassen.
Wie aus dem Antrag hervorgeht, hat die ÖDP dabei besonders den Pendlerverkehr im Blick. "Der Pendlerverkehr muss an den Stadträndern Möglichkeiten zum Parkieren und zur Nutzung des ÖPNV haben. Dieser ÖPNV kann auch in Form der Nutzung des Mains durch Boote erfolgen", heißt es in dem Antrag, den die Fraktion mit den Herausforderungen des Klimawandels und der Luftverschmutzung im Würzburger Talkessel begründet. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, müssten "alle denkbaren" ÖPNV-Möglichkeiten betrachtet werden: "Scheuklappen darf es hier nicht geben."
Schnellboot-Vorschlag war schon vor 30 Jahren auf dem Tisch
"Der Vorschlag ist nicht neu, den hat unser Vorsitzender Wolf von Bodisco schon mal vor 30 Jahren eingebracht, nur war das damals eben noch kein Thema", sagt Raimund Binder im Gespräch mit dieser Redaktion. Schon damals habe man erkannt, dass der Main eben auch eine Wasserstraße ist, die sich für den ÖPNV nutzen lässt. "Wir wissen natürlich auch, dass das nicht von heute auf morgen geht,", so Binder, "aber warum soll man das nicht mal prüfen lassen?"
Die ÖDP beruft sich in ihrem Antrag auf die Erfahrungen in anderen Kommunen. Denn den Wasserweg für den ÖPNV zu nutzen, ist in einigen deutschen Städten bereits Alltag. In der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam beispielsweise gibt es bereits seit 2007 das "Potsdamer Wassertaxi", das ähnlich einem Linienbus auf dem Wasser im Stadtgebiet unterwegs ist. Wie es auf der Homepage der Betreiberin, der Weißen Flotte GmbH, heißt, gibt es für den Linienverkehr auf der Havel einen festen Fahrplan. Im Einsatz sind zwei Schiffe, die jeweils 60 Personen und 20 Fahrräder befördern können. Die Einzelfahrt kostet ab 3,50 Euro.
In Konstanz ging im Frühjahr 2018 ein Wasserbus an den Start, der den Steg am Bodenseeforum mit dem Konstanzer Hafen verbindet und im 30-Minuten-Takt fährt. Wie es in der Zeitung "Südkurier" heißt, findet der Wasserbus guten Anklang, wirtschaftlich ist er jedoch (noch) nicht.
ÖPNV auf dem Wasser wird auch in Regensburg diskutiert
Auch in Regensburg überlegt man, Flüsse als Verkehrswege für den ÖPNV einzubeziehen. Entsprechende Pläne werden dort bereits seit 2016 diskutiert. Mit den Wassertaxis soll die Altstadt wieder besser an den Rest Regensburgs angebunden werden.
Mit dem Vorschlag der ÖDP wird sich erstmals am 16. Juli der Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss (PUMA) des Stadtrates beschäftigen. Bereits im April hatte sich der PUMA mit einem anderen, nicht minder aufsehenerregenden ÖPNV-Vorschlag beschäftigt: dem Einsatz von Seilbahnen für den Personentransport von der Peripherie in die Würzburger Innenstadt. Damals beschloss der Ausschuss, das Thema weiterzuverfolgen. Eingebracht hatte den Vorschlag Wolfgang Roth, seit Juni CSU-Fraktionschef. Anfang Oktober will sich der Stadtrat nun bei einer Exkursion nach Innsbruck mit den dortigen Seilbahn-Erfahrungen beschäftigen und sich auch über das dortige Tarifsystem informieren.
Kein mickriger Main sondern richtige Seen ohne Schleusen und Staustufen. Da fahren dann die Touries gerne zum ÖPNV Tarif mit dem Wassertaxi rum. Die Einheimischen fahren aber vorzugsweise mit dem Auto rum weil auch dort genug Brücken rumstehen.
Zum Glück gibt es keine entsprechende Seilbahn in Kalifornien oder Japan !