Raus aus dem Kindergarten, rein in die Schule. An diesem Dienstag ist für über 11 000 Kinder in Unterfranken der erste Schultag. Neugierig werden sie das erste Mal mit Schulranzen und Schultüte bepackt das Klassenzimmer betreten, ihren Klassenlehrer oder ihre Klassenlehrerin begrüßen und ihre Mitschüler und Mitschülerinnen kennen lernen. Damit beginnt für die Kinder - aber auch für die Eltern - ein neuer Lebensabschnitt. Warum dieser so wichtig ist, erklärt Professor Dr. Marcel Romanos, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Würzburg (UKW).
"Der erste Schultag ist natürlich was ganz Besonderes", sagt er. Denn: Einschulung bedeute gleichzeitig eine Zäsur, ein Einschnitt im Leben der Kinder. "Viele haben zwar eine Idee dessen, was Schule ist, aber ihre Fragen sind dennoch groß: Was erwartet mich da? Wie sind die anderen Kinder? Ist die Lehrerin nett? Wie sieht das Klassenzimmer aus?" Aus der Perspektive der Kinder heraus bedeute das etwas Neues, eine Entwicklungsaufgabe, ähnlich, wie wenn Kinder das erste Mal in die Kita gehen. "Sie haben verstanden, dass Schule mit Aufgaben, mit Lernen, verbunden ist. Vielleicht auch, dass es mit Prüfungen verbunden ist." So mische sich sozusagen die gespannte Erwartung der Erstklässler eventuell mit ein paar Befürchtungen und vielleicht Sorgen, was das mit sich bringen könnte.
Ängste und Sorgen sind etwas ganz Normales
Laut Romanos ist für Eltern wichtig zu wissen, dass dies normal ist: "Ängste und Sorgen sind erstmal okay. Es gehört dazu, dass man vor etwas, das man noch nicht im Detail kennt, Respekt hat." Wichtig sei für die Kinder zu erleben, dass sie "zwar Bammel gehabt haben, in die Schule zu kommen, aber dass sie es geschafft haben und es eigentlich gar nicht so schlimm war".
Das gehöre zu einer gesunden Entwicklung dazu. Wenn Kinder also Sorgen äußern, sollte das die Eltern nicht per se beunruhigen. Wichtig sei es, den Kleinen Vertrauen zu geben, sie zu stärken, ihre Sorgen ernst zu nehmen, Ängsten aber auch nicht nachzugeben. Denn Vorsicht, sagt der Experte: "Das eigene Verhalten kann die Sorgen der Kinder verstärken."
Die Strategie: Schule mit Positivem besetzen
Schön sei, dass es eine ganze Reihe von Hilfestellungen gibt, um Kindern den Schuleinstieg zu erleichtern: Ältere Kinder, die Kleinere in der Schule empfangen, Schulen, die zum ersten Schultag geschmückt sind, Oma und Opa, die kommen. Und nicht zuletzt die Schultüte. "Aus dem ersten Schultag wird eine größere Aktion gemacht. Damit verbinden die Kinder den Eintritt in die Schule mit etwas Positivem", erklärt Romanos. Eventuelle Sorgen würden dadurch in den Hintergrund treten. "Also eine gute Strategie, um den Kindern den Schulstart attraktiver zu machen."
Ein bisschen Nervosität, so der Experte, dürfe aber auch bei den Eltern mit dabei sein. Sein Tipp für mehr Gelassenheit: "Es muss nicht alles im Leben immer hundertprozentig perfekt ablaufen, solange es am Ende gelingt."
Leonhard aus Estenfeld
Der sechsjährige Leonhard ist schon ganz gespannt auf seinen ersten Schultag und neben wem er sitzen wird. Seine größere Schwester geht schon zu Schule und da hat er schon einiges mitbekommen. "Sie wollte auch mit mir rechnen üben", erzählt er und lacht. Besonders freut er sich auf das Fach Sport und noch mehr auf das Fußballspiel. Denn: Fußball findet Leonhard gut und würde auch gerne mal ins Stadion zu den Kickers gehen. Aber er findet es auch gut, bald lesen zu können. Zum Beispiel die Abenteuer des Detektivs Kwiatkowski - denn die gehören zu seinen Lieblingsbüchern. Gefeiert wird am ersten Schultag mit Oma und Opa und auch zwei Cousins. Was in seiner Schultüte drin sein wird, das weiß er noch nicht. "Die Mama hat sie selbst genäht", sagt Leonhard stolz. Da wird er auch in Zukunft was von haben, denn man kann die Schultüte später zu einem kuscheligen, rechteckigen Kissen umbauen. "Außerdem ist sie auch eine super Lanze", weiß er schon von der Schultüte seiner Schwester.
Linda aus Würzburg
"Eigentlich freue ich mich auf alles in der Schule", sagt die sechsjährige Linda. Sie kann schon ein bisschen lesen und schreiben, "aber manche Wörter sind noch schwer, da bin ich froh, wenn ich es noch besser kann". Auch aufs Englisch lernen ist sie gespannt. Ihre Schultüte hat Linda im Kindergarten selbst gebastelt. "Da ist ein Bär drauf, der auf einer Wiese sitzt. Weil ich ja in der Bärengruppe war." Bei einem Schnuppertag in der Schule konnte sie ihre Klassenlehrerin und das Klassenzimmer schon einmal erkunden. Ein paar ihrer Mitschüler kennt sie auch schon, aus der Nachbarschaft oder dem Kindergarten. "Ich will gern neben meinem Kindergartenfreund sitzen", sagt sie. Toll findet die Sechsjährige, dass man zur Einschulung Geschenke bekommt. Auch die ehemaligen Erzieherinnen haben schon etwas in die Schultüte gefüllt. Leider dürften wegen Corona die Großeltern nicht mit zur Einschulung kommen, aber gefeiert wird eben danach.
Louis aus Würzburg
Auch der sechsjährige Louis kann es kaum erwarten, endlich in die Schule zu gehen. Vor allem, weil der eingefleischte Pferdefan, wenn er dann richtig gut liest, all seine Pferdebücher endlich selbst lesen kann. Auch aufs Rechnen freut er sich schon. Und, fügt er grinsend hinzu, irgendwann auf Chemie, "wegen der Experimente". Seinen Kindergarten wird er trotzdem vermissen, erzählt Louis. Die Schultüte, auf der eine große Maus abgebildet ist, erinnert ihn an seine Mäusegruppe in der Kita. Schön findet der Sechsjährige, dass einige seiner Freunde mit ihm in die selbe Klasse gehen. "Ich will in der ersten Reihe sitzen", sagt er. Am ersten Schultag möchte sich Louis ganz schick machen und hat sich extra ein Hemd ausgesucht. Damit dieser besondere Tag ganz nach seinem Geschmack läuft, geht es nach den ersten Schulstunden dann zum Griechisch essen. Was den Schulweg betrifft, kennt er sich schon bestens aus. Den könne er bestimmt bald mit seinen Freunden alleine gehen, sagt er selbstbewusst.
Romy aus Estenfeld
Als Erstes freut sich Romy natürlich darauf, die Schultüte auszupacken. "Ich bin gespannt, was alles darin ist und auch, wie sie aussieht", sagt sie. Denn tatsächlich wird sie ihre Schultüte erst am Einschulungstag zu Gesicht bekommen. Was den Unterricht angeht, freut sich die Sechsjährige besonders auf das Fach Musik. Sie singt gerne und "bald lerne ich auch Flöte spielen", erzählt sie. Aber auch Malen und Zeichnen mag sie gern und ist gespannt, was da Neues auf sie zukommt. Genauso mit dem Lesen: "Da freu' ich mich drauf." Auf ihre Schultasche ist Romy besonders stolz: Da prangt eine Meerjungfrau auf dem lila- und rosafarbenen Schulranzen. Trotz allem vermisst sie den Kindergarten schon ein bisschen und will ihren ehemaligen Erziehern auch am ersten Schultag einen kleinen Besuch abstatten. Und: Auch ein Ausflug für den besonderen Tag mit ihrer Familie ist geplant.
Simon aus Würzburg
Auf seine leuchtend gelbe Schultüte ist Simon besonders stolz. Diese hat er nämlich im Kindergarten selbst gebastelt und klar war, dass ein Löwe darauf muss. "Ich mag Löwen sehr ", erzählt der Sechsjährige, der auch einen Kuschellöwen Zuhause hat. Den Schulranzen indes hat er von seinem älteren Bruder "vererbt" bekommen. Das freut ihn sehr, "da sind Planeten drauf". Simon kennt schon viele Buchstaben des Alphabets und ist schon kräftig dabei, schreiben zu üben. Vor ein paar Tagen hat er schon alle Hefte für die Schule mit seinem Namen beschriftet. Er freut sich, dass viele seiner Kumpels aus dem Kindergarten in seiner Klasse sind. Vor dem ersten Schultag ist er schon ganz aufgeregt. Er hat einen Kalender, auf dem er die Tage abstreicht und weiß ganz genau, wie viele Male er noch schlafen muss, bis er ein richtiges Schulkind ist. Auch Oma und Opa werden den Tag mit ihm feiern.