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Ochsenfurt
Hunderte Menschen aus Ochsenfurt und Umgebung setzen ein Zeichen gegen Rechts
Dem Aufruf der Initiative "Ochsenfurt solidarisch" sind auch viele Menschen aus der Region gefolgt, um für die Demokratie und gegen Rassismus zu demonstrieren.
Dass sie sich eine vielfältige Gesellschaft wünschen, brachten einige Teilnehmende der Kundgebung gegen Rechts mit selbst gemalten Transparenten zum Ausdruck.
Foto: Gerhard Meißner | Dass sie sich eine vielfältige Gesellschaft wünschen, brachten einige Teilnehmende der Kundgebung gegen Rechts mit selbst gemalten Transparenten zum Ausdruck.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 12.04.2024 02:43 Uhr

Rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren es, die sich am Samstag vor dem Ochsenfurter Rathaus zu einer Kundgebung versammelt haben, um für Weltoffenheit und gegen Ausgrenzung, Rassismus und rechte Gewalt zu demonstrieren. Aus Ochsenfurt und zahlreichen Gemeinden des Umlandes waren die Menschen in die Stadt gekommen, um ein Zeichen zu setzen. Neben den im Ochsenfurter Stadtrat vertretenden Parteien waren auch viele Vereine und Gruppen dem Aufruf der Initiative "Ochsenfurt solidarisch" gefolgt, von den Kolpingsfamilien aus Aub und Ochsenfurt über die Arbeiterwohlfahrt bis hin zur Volkshochschule und den "Omas gegen Rechts"

"Wir müssen zeigen, dass wir mehr sind, die für Demokratie, für Toleranz und Vielfalt eintreten", meinte Mitinitiator Burkard Fleckenstein zum Auftakt der Kundgebung und erinnerte an den bevorstehenden 75. Geburtstag des Grundgesetzes, das die Würde des Menschen zum Maßstab allen politischen Handels macht. "Wir können nicht zusehen, wie sich die Grenzen des Sagbaren und Denkbaren immer weiter nach rechts verschieben", so Fleckenstein. Der von Rechtspopulisten geprägte Begriff der Remigration sei dabei nur noch der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.

Über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren es, die sich am Samstag vor dem Ochsenfurter Rathaus zu einer Kundgebung versammelt haben, um für Weltoffenheit und gegen Ausgrenzung, Rassismus und rechte Gewalt zu demonstrieren.
Foto: Gerhard Meißner | Über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren es, die sich am Samstag vor dem Ochsenfurter Rathaus zu einer Kundgebung versammelt haben, um für Weltoffenheit und gegen Ausgrenzung, Rassismus und rechte Gewalt zu ...

Wie sehr die Stadt Ochsenfurt von Migrationsbewegungen der vergangenen Jahrzehnte profitiert hat, machte Bürgermeister Peter Juks deutlich. Von den Vertriebenen, die nach dem Zweiten Weltkrieg den Wiederaufbau vorangetrieben haben, und die Gastarbeiter, die den wirtschaftlichen Aufstieg ermöglichten, über die Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion bis zu den Migranten der jüngeren Zeit habe die Stadt immer wieder Fremde aufgenommen und zu ihrem Vorteil integriert. "Die Stadt Ochsenfurt wird diesen Weg weitergehen", so Juks.

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Als Vertreter der beiden Kirchen traten der katholische Pfarrer Oswald Sternagel, sein evangelischer Kollege Frank Witzel und Pastoralreferentin Monika Albert ans Mikrophon. "Als Christen stehen wir dafür ein, dass vor Gott alle Menschen gleich sind", sagte Sternagel und verwies auf ein klares Statement der Deutschen Bischofskonferenz, wonach völkischer Nationalismus und Christentum unvereinbar sind.

Mit Lieder der deutschen Demokratie- und der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung begleitete Peter Wendel die Kundgebung auf dem Ochsenfurter Marktplatz.
Foto: Gerhard Meißner | Mit Lieder der deutschen Demokratie- und der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung begleitete Peter Wendel die Kundgebung auf dem Ochsenfurter Marktplatz.

Direkt an Reichsbürger, Identitäre, Rechtsradikale "und ihren parlamentarischen Arm, die AfD" wandte sich Jürgen Schuhmann. Wie könne man nur so dumm sein, das Glück von 79 Jahren Freiheit Demokratie und Frieden auf Spiel zu setzen, so Schuhmann. "Jeder sollte sich ausdenken, was er tun kann, um einer besseren Welt näherzukommen", appellierte Helena Adam von der Kolpingjugend Aub.

Alltagsrassismus gibt es auch abseits der politischen Extremen

Dass Alltagsrassismus auch jenseits der politischen Extremen spürbar sei, meinte Karen Bauer und verwies auf den Umgang mancher Behörden mit Schutzsuchenden. Zu ihnen zählt Christopher Sanu aus Sierra Leone, der 2017 als 16-Jähriger nach Deutschland gekommen war und seitdem die Sprache erlernt und die Schule abgeschlossen hat. Nach verschiedenen Berufspraktika bewerbe er sich seit 2020 vergeblich um eine Ausbildungserlaubnis, obwohl er längst einen Ausbildungsplatz gefunden hat. "Es tut weh, wenn man alles richtig machen will und es nicht erlaubt wird", so Sanu.

Musikalisch unterstützt wurde die Kundgebung von Gitarrist Peter Wendel, der unter anderem die Hymne der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung "We shall overcome" anstimmte. Wie von der Polizei schon im Vorfeld erwartet, nahm die Kundgebung einen friedlichen Verlauf, kurzzeitig gestört nur durch Zwischenrufe. Nach einer kurzen Diskussion mit Ordnern und Polizei entfernten sich die Störer aus der Menge.

 
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  • Helga Scherendorn
    starke Aktion in Ochsenfurt, sollte überall so sein. Wir profitieren nur davon. Wir dürfen den Faktenleugnern keine Chance geben
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  • Peter Bartosch
    Fr. Scherendorn Sie haben vergessen Ihren Kommentar mit Ironie zu kennzeichnen. Weil ich glaube Ihnen nicht das sie von "Saulus zum Paulus" geworden sind. 😂
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  • Helga Scherendorn
    Herr Bartosch, wie wir davon profitieren, lesen wir jeden Tag in den Zeitungen. Natürlich war das Ironie, was denn sonst?
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  • Wolfgang Keller
    Sehr schön. Weiter so.
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  • Manfred Englert
    Herr Keller, wo soll denn das noch alles hinführen?!
    Seit diesem unsäglichen Treffen in Potsdam gehen hier die Leute auf die Straße. Auslöser war die Behauptung des bösen Wortes "Deportation", keiner kann jedoch bestätigen, daß dieses Wort überhaupt gefallen war. Die Presse verbreitete dieses Unwort jedoch blitzschnell in den Medien. Plötzlich hörte man nichts mehr davon. Warum wohl?
    Und nun gehen die Menschen immer noch auf die Straße, auf das Thema "gegen Rechtsextremismus"kommen die scheinbar gar nicht mehr, es dreht sich hauptsächlich um "wir sind bunt"und allem was dazugehört.
    Irgendjemand hat also durch das Verbreiten dieses Unwortes von sich abgelenkt, sozusagen eventuell eine falsche Fährte gelegt, anstatt sich verstärkt um Linksextreme und ehemalige Terroristen der RAF zu kümmern, ohne gleichzeitig die Aufmerksamkeit nach Rechtsextremisten zu vernachlässigen!
    Gut gemacht, Frau "Fährtenlegerin"!
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  • Gerhard Meissner
    Herr Englert, da muss ich Ihnen jetzt aber deutlich widersprechen. Das Unwort der Remigration geistert schon lange durch Aussagen von AfD-Politiken - öffentlich und unverhohlen, sogar in Bundestagsdebatten. Gemeint ist damit nichts anderes als Deportation, klingt nur irgendwie harmloser. Unbestritten ist, dass die Gefahr für unser Staatswesen und unsere Demokratie derzeit vor allem von rechts ausgeht. Ich hab Vertrauen, dass unsere Sicherheitsbehörden inzwischen alle Seiten gut im Blick haben. Dass sie lange auf dem rechten Auge blind waren, ist inzwischen Gemeingut und wird nicht zuletzt dadurch bestätigt, dass sich der ehemalige Verfassungsschutzpräsident nach seinem unrühmlichen Abgang als strammer Rechtsaußen entpuppt hat. Also Vorsicht mit dem Fährtenlegen.

    Nicht für ungut.

    Gerhard Meißner, Redakteur
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  • Helga Scherendorn
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  • Manfred Englert
    Herr Meissner, es ist Fakt, daß dieses Unwort "Deportation"dort in P nicht ausgesprochen wurde.
    Die Medien jedoch, ob MP dabei war weiß ich nicht, verbreiteten dieses Wort, und wenn Sie das Wort Remigration umdeuten in "Deportation"finde ich das höchst unanständig und verantwortungslos, denn dieses Unwort war und ist der Auslöser der großen Demos. Gut, daß Sie in diesem Kommentar beweisen, auf welcher Seite Sie stehen und ich davon ausgehen muß, niemals objektive Berichterstattung von Ihnen erwarten zu können.
    Und wenn ich die Berichterstattung der MP zu diesem Thema sehe, dann waren bevorzugt Plakate mit "Wir sind bunt" zu sehen.
    Diese "Buntheit" und das von den Grünen, speziell von C. Roth propagierte "Multikulti"hat mit dazu beigetragen, daß wir uns in Zeiten heilloser Überforderung befinden.
    Und das, Herr Meißner, läßt leider sehr viele Wahlberechtigte zur von uns beiden ungeliebten AFD wandern.
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  • Gerhard Meissner
    Herr Englert, mit Verlaub, woher nehmen Sie das sichere Wissen, dass das Wort Deportation in Potsdam nie gefallen ist? Ich kann das nicht behaupten. Dass auch aus meiner Sicht skandalöse an diesem Treffen war, dass nicht nur Anhänger der AfD dabei waren, sondern eben aus z.B. Mitglieder der Werteunion. In AfD-Kreisen u.ä. sind Remigration und Deportation seit längerem schon feststehende Begriffe, das ist auch vielen Video-Mitschnitten belegt. Dass damit auch deutsche Staatsbürger gemeint sind, die man remigrieren müsse, ist nichts Neues. So fordern AfD-Politiker u.a. die Einheit von Ethnie und Staatsangehörigkeit. Übersetzt heißt das, nur Weiße, die dem Bild der Mehrheitsgesellschaft entsprechen, dürfen auch Staatsbürger sein. Besser kann man Rassismus kaum definieren.

    Gerhard Meißner, Redakteur
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  • Gerhard Meissner
    Uups, da ist mir im dritten Satz ein falsches s ans Das gerutscht.
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  • Helga Scherendorn
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