Wie bereits seit Beginn der Umgestaltung der Leighton Barracks geplant, verschwindet derzeit ein weiteres Stück der Kasernen-Infrastruktur im neuen Stadtteil Hubland: der sogenannte Food Court des ehemaligen amerikanischen Einkaufszentrums, der Mall.
Sie wurde Anfang Oktober 1998 eingeweiht, also weniger als zehn Jahre vor dem kompletten Abzug der US-Army aus Würzburg. Der gigantische Flachbau war mit 11 300 Quadratmetern Verkaufsfläche das größte amerikanische Einkaufszentrum Europas. Shoppen konnten wegen der unterschiedlichen Steuersätze dort allerdings nur US-Bürger.
Food Court war ein Teil der Landesgartenschau
Im Rahmen der Konversion wurde vor der Landesgartenschau 2018 die eigentliche Verkaufshalle abgerissen. Nur der Gastronomiebereich blieb stehen und war, mit bunten Graffitis verziert, während der Landesgartenschau einer der Orte, an denen man essen und trinken konnte.
Der Bau der Mall hatte einst 18 Millionen US-Dollar gekostet. Am ersten Verkaufstag strömten 5000 Besucher ins Einkaufszentrum, die zum Teil aus weit entfernten Standorten wie Ansbach angereist waren. In Würzburg und Umgebung lebten damals rund 10 000 Soldaten und mit ihren Angehörigen, etwa ein Drittel davon in den Leighton Barracks und den Wohnquartieren Skyline Hill, heute Campus Hubland Nord, und Lincoln Housing Area an der Rottendorfer Straße.
Äußerst kalorienreiches, amerikanisches Frühstück
Natürlich hatte es schon vor 1998 am Hubland amerikanische Freizeiteinrichtungen, Läden und Restaurants gegeben: Mehrere Clubs, in denen man auch essen konnte, eine Snack Bar, den Officers’ Club für gehobene gastronomische Ansprüche, verschiedene Läden, ein Kino (heute Rewe-Markt), die inzwischen abgerissene Kirche für unterschiedliche Religionsgemeinschaften, Waschsalon, Friseur, Schönheitssalon und Autoteilehändler, eine große Sporthalle, mehrere Baseballfelder, Footballfeld, Tennis- und Volleyballplatz sowie eine Bowlingbahn.
1987 eröffnete Burger King dort zudem ein Fast-Food-Restaurant. Im Top of the Marne-Club gab es in den 1990er Jahren montags bis freitags ein traditionelles und äußerst kalorienreiches amerikanisches Frühstück: Pfannkuchen, Würstchen, Spiegelei mit Speck und Toast, dazu Orangensaft und Kaffee. Der Food Court brachte ab 1998 – zumindest was die Öffnungszeiten betraf – eine deutliche Verbesserung: Charley’s Steakery bot nun täglich ein Frühstück an, dazu tagsüber Subs, eine Art Sandwich in Form eines U-Boots mit unterschiedlichen Belägen. Wie in Einkaufszentren üblich, reihten sich auch im Food Court mehrere Essenstheken aneinander, eine gehörte Taco Bell, wo es mexikanisch und texanisch inspirierte Gerichte gab.
Ein Teil wird zur Natur, ein anderer wieder bebaut
Nachdem die US-Amerikaner abgezogen waren, stand der Food Court – ein lichtdurchfluteter Bau mit Fenstern im Dach – bis zur Landesgartenschau für mehrere Jahre leer. Wenn der Food Court nun bald komplett verschwunden ist, wird ein Teil seiner Grundfläche der großen Grünanlage am Hubland zugeschlagen, ein anderer Teil soll wieder bebaut werden.