Klettern, Ackerdemie - also sein eigenes Feld bestellen - , Mountainbikefahren, schrottreife Mopeds bis zur letzten Schraube auseinander nehmen, um sie dann wieder liebevoll zu restaurieren –das sind alles Aktivitäten, für die die gut 905 Schüler der Leopold-Sonnemann-Realschule in Höchberg nahezu jeden Nachmittag Gelegenheit haben. Schließlich werden dort 86 Stunden freiwilliger Wahlunterricht angeboten und offenbar auch rege genutzt.
Ein Blick in das 2500 Quadratmeter große Gelände hinter der Schule verrät die Akribie und Freude, mit der die Schüler das Ackerfeld bestellen. Um die Bienenstöcke summt und brummt es, das Gartenhaus ist gepflegt und in den Beeten ist alles fein säuberlich beschriftet: Kohlrabi, Sellerie, Kresse. Hier haben die Schülerinnen und Schüler offenbar etwas gefunden, das ihnen nicht nur Spaß macht, sondern auch Halt im vielleicht schwierigen Alltag gibt – eine sinnvolle Aufgabe eben.
Sechste KOMPASS-Realschule in Unterfranken
Kompetenz aus Stärke und Selbstbewusstsein (kurz KOMPASS): Die Vermittlung dieser Fähigkeiten hat sich die Leopold-Sonnemann-Realschule auf die Fahnen geschrieben und wurde dafür jüngst als sechste KOMPASS-Realschule in Unterfranken ausgezeichnet. Schülersprecher Robin Spiegel nahm das Zertifizierungsschreiben aus den Händen von Karlheinz Lamprecht, Ministerialbeauftragter für die Realschulen Unterfrankens, in einer Feierstunde entgegen. Dabei ging dieser kurz auf den Ursprungsgedanken dieses Modellversuchs ein: Das bayerische Kultusministerium initiierte zusammen mit der Sparda Bank München eG dieses Projekt, um Schülerinnen und Schüler individuell und stärkenorientiert zu fördern.
Religionslehrerin Melissa Bey-Neuß, die die Koordination der KOMPASS-Zertifizierung verantwortete, ging in einer kurzen Präsentation unter anderem auf den Unterricht und auf das große Wahlfachangebot an der Schule ein, in dem die Heranwachsenden Talente entdecken und wertvolle Erfahrungen in den unterschiedlichen Bereichen sammeln können. Finanziell, materiell und auch personell unterstützt werden sie dabei vom Landkreis Würzburg, der Gemeinde Höchberg, der Würzburger Bereitschaftspolizei und etlichen Höchberger Unternehmen. Daneben unterstützt die Schule zahlreiche soziale Projekte und leitet ihre Schülerinnen und Schüler beispielsweise durch das individuelle Lerncoaching zur eigenen Reflexion an.
Realschuldirektor Marcus Ramsteiner konnte sich mit seinem Schulteam aber noch über eine weitere Auszeichnung freuen: Karen Heußner, stellvertretende Landrätin des Fairtrade-Landkreises Würzburg, überreichte ihm die Urkunde des Vereins TransFair, die der Realschule nun den Status einer Fairtrade-School bescheinigt. Dafür hatte man sich vor gut einem Jahr beworben und zahlreiche Aktionen ins Leben gerufen.
Darunter: Leos Schokoladenfabrik. Jede Woche verwandeln gut 25 Schülerinnen und Schüler die Schulküche in eine kleine Schokoladenmanufaktur und stellen an einem Nachmittag bis zu 80 kleine Tafeln her, die selbstverständlich aus fair gehandelter Schokolade bestehen.
Dass die Schülerschokolade sogar Familien und Schülern auf den Philippinen helfen konnte, ist dem Verein "WE-FOR-FUTURE" aus Marktbreit zu verdanken. Dieser unterstützt Projekte gegen Armut und soziale Ungerechtigkeit und fördert gleichzeitig den Natur- und Umweltschutz mit Hilfe zahlreicher Projekte. Aus dem Erlös der 300 Schokoladentafeln, die in fünf verschiedenen Sorten in der Vorweihnachtszeit verkauft wurden, konnte der gemeinnützige Verein schließlich über 400 philippinische Familien mit Lebensmitteln sowie Schülerinnen und Schüler während des Lockdowns mit Lernmaterialien unterstützen.
Schokolade, Kaffee und Kleidung aus fairem Handel
Abnehmer finden sich aber auch im 70-köpfigen Lehrerkollegium, darunter Timo Koppitz, der die schmackhafte Süßigkeit neckisch als "Leos Hüftgold" bezeichnet und sie sich zum Pausenkaffee schmecken lässt – der mittlerweile auch nur noch aus fair gehandelten Bohnen gebrüht wird. Des weiteren hat sich das gesamte Schulteam – mit Unterstützung der Eltern – dazu entschieden, Schulkleidung nur aus fair gehandelter Bio-Baumwolle zu tragen. Bei der fairen Kleidung stehen T-Shirts, Hoodies und Collegejacken zur Auswahl.