Lebensmittelmärkte, weiteren Einzelhandel und Dienstleistungsbetriebe sind in Höchberg an sich ausreichend vorhanden, zumal ein neuer tegut-Markt im kommenden Jahr am Hexenbruch eröffnet werden soll. Dennoch vermissen einige Bürger eine fußläufige Lebensmittelversorgung im Altort, seitdem der Kupsch-Markt in der unteren Hauptstraße Ende November 2015 dicht gemacht hat. Grund dafür waren seinerzeit rückläufige Umsätze, weil immer mehr Menschen mit dem Auto ins Gewerbegebiet gefahren sind. Seitdem wird aber der Ruf nach einem Dorfladen immer lauter.
Doch wird ein solcher tatsächlich benötigt? Um diese Frage zu klären, hatte sich der Gemeinderat im vergangenen Jahr dazu entschieden, die SK Standort & Kommune Beratungs GmbH mit einem Konzept zur Sicherung der Nahversorgung im Ortskern zu beauftragen. Lars Czuma-Schmidt vom Büro in Fürth stellte das Einzelhandelskonzept nun in der jüngsten Sitzung vor, wobei er zu folgenden Erkenntnissen gelang: Höchberg wird laut Prognose weiter an Einwohnerzahlen zunehmen. Aufgrund der Nähe zu Würzburg handele es sich hierbei vermutlich um weitere Pendler, denn bereits jetzt schon weise Höchberg im Vergleich überdurchschnittlich viel Autoverkehr auf. 60 Prozent davon seien Pendler, so Czuma-Schmidt. Klar sei, dass die meisten von ihnen im Gewerbegebiet einkauften, da der Rewe mit seiner über 6000 Quadratmeter großen Verkaufsfläche ein großes Warensortiment anbietet. Aber auch der dort ansässige Drogeriemarkt ziehe erhebliche Kaufkraft an - auch aus den umliegenden Gemeinden.
Vermarktung des Wochenmarktes muss verbessert werden
Fakt sei aber auch, dass in der nördlichen Hauptstraße (Richtung Sparkasse) so gut wie nichts los sei, der Leerstand sich sogar noch verschlimmert habe. Einzig die Markthalle am Rathaus II und der Wochenmarkt auf dem Marktplatz bieten Gelegenheit, sich mit dem täglichen Bedarf an Lebensmitteln zu versorgen. Und da liegt die nächste Krux: Die Umfrage in der Bevölkerung habe nicht nur gezeigt, dass einige Höchberger eine fußläufige Versorgung wollen, sondern viele von ihnen noch nicht einmal wissen, dass es einen Wochenmarkt gibt - obwohl er freitags am Marktplatz und dienstags am Kirchplatz bei St. Norbert stattfindet. "Die Vermarktung sollten wir ganz schnell verbessern", betonte dann auch Bürgermeister Alexander Knahn. Und das Angebot sei ausbaufähig - eine weitere Erkenntnis aus der Umfrage. Doch was kann und soll die Gemeinde nun tun, um die Versorgung im Altort zu verbessern?
Czuma-Schmidt riet jedenfalls davon ab, einen zusätzlichen neuen Laden zu errichten. Vielmehr sollte die Gemeinde entweder über einen 24 (Stunden)/7 (Tage)-Automaten nachdenken oder bestehende Geschäfte wie beispielsweise die Buchhandlung oder Handwerksbetriebe in Augenschein nehmen, um dort "Shop in Shop" anzubieten. Als gelungenes Beispiel dafür nannte er eine Buchhandlung in Bad Sooden-Allendorf, in dem zunächst nur eine ehemalige Bäckerei um "Zuflucht" gebeten hatte, diese dann aber immer weiter mit frischem Obst und Gemüse erweitert wurde. "Der Laden läuft", zeigte sich Czuma-Schmidt begeistert, der sich dies anfangs genauso wenig vorstellen konnte wie Susanne Cimander (Bündnis 90/die Grünen) - allein aus hygienischen Gründen. "Es ist umsetzbar, sofern man den Willen zur Veränderung hat", so Czuma.
Darüber hinaus sollte man auf jeden Fall das Angebot auf dem Wochenmarkt mit regionalen Lebensmitteln ausbauen und mit weiteren Event-Märkten die Kundschaft anlocken. Um dies zu erreichen, sollte die Gemeinde aber auch mehr Ruhezonen mit Beschattungs- und Wasserelementen errichten, um für eine klimagerechte Aufenthaltsqualität zu sorgen. Zudem würde ein Ausbau des E-Lade-Angebotes für Autos und Fahrräder nicht schaden, auch wenn "Höchberg primär kein Urlaubsziel ist", scherzte Czuma. Nichtsdestotrotz würden all diese Maßnahmen helfen, um Menschen am Ort zu halten, die sich eventuell nach Erfrischungen umschauen.
Der Gemeinderat nahm dies zunächst einmal nur zur Kenntnis, ohne weitere Entscheidungen zu treffen. Dennoch mahnte UWG-Gemeinderat Martin Guckenberger und Mitglied der Höchberger Werbegemeinschaft, diese in künftige Verhandlungen mit einzubeziehen. Bürgermeister Alexander Knahn versicherte dies und bestätigte, dass man dies ohnehin bei den geplanten Workshops vorgehabt hatte, diese aber coronabedingt bisher ausfallen mussten.
Der Seniorenbeirat Höchberg fordert schon seit Schließung der Kupschfiliale Ende 2015 gebetsmühlenartig eine solche Nahversorgung im Sinne eines Dorfladens oder ähnliches und bringt das immer wieder bei der Gemeindeverwaltung vor. Dem Seniorenbeirat ist bewusst, dass ein sogenannter Dorfladen keinen Betreiber findet, der davon letztendlich leben kann. Aber es gibt genügend Beispiele, auch im Landkreis, wie so etwas erfolgreich durchgeführt werden kann. Nach Meinung des Seniorenbeirats Höchberg ist nun die Höchberger Politik gefordert ihrer sozialen Aufgabe nachzukommen und ich als Vorsitzender des SB Höchberg glaube auch, dass für Höchberg eine fußläufige Nahversorgung zu schaffen und zu stemmen ist. Nicht nur Senioren*innen würden sich freuen.
Zitat der Konzepvorstellung "Es ist umsetzbar sofern man den Willen zur Veränderung hat