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Würzburg
Hitzige Diskussionen: Was hat der Bauern-Protest gebracht?
1000 Landwirte aus der Region haben ihrem Ärger Luft gemacht, legten den Verkehr in Würzburg lahm. Der Verband äußert Verständnis, erste Kritik gibt es von den Grünen.
Bauern-Protest: Um die 1000 Landwirtinnen und Landwirte aus der ganzen Region legten am Dienstag mit ihren Traktoren den Verkehr in der Würzburger Innenstadt weitestgehend lahm.
Foto: Daniel Peter | Bauern-Protest: Um die 1000 Landwirtinnen und Landwirte aus der ganzen Region legten am Dienstag mit ihren Traktoren den Verkehr in der Würzburger Innenstadt weitestgehend lahm.
Melanie Jäger
Melanie Jäger
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:03 Uhr

Vom Bayerischen Bauernverband kam noch am Dienstagabend per Facebook ein großes Dankeschön an die tausenden Bauern und Bäuerinnen, die unter dem Motto "Land schafft Verbindung" an der bundesweiten und nur über soziale Netzwerke initiierten Protestaktion teilgenommen hatten. "Dieses tolle Engagement ist ein positives Signal für die gesamte Branche", heißt es dort. Ein geglücktes Unterfangen sei das gewesen, sagt auch Markus Drexler, Presseprecher des Verbandes auf Anfrage. Der Frust über strenge Auflagen zum Klimaschutz, über die ausufernde Bürokratie und über die heftigen wie pauschalen Verurteilungen von Landwirten als bloße Umweltverschmutzer seien damit kraftvoll in die Öffentlichkeit getragen worden.

Keine Abspaltung von der Verbandspolitik 

Dass dieser Protest kein offizieller des Bauernverbandes war, sondern ein privater, ist laut Drexler kein Widerspruch oder gar eine bewusste Abspaltung zur Verbandspolitik. "90 Prozent der Teilnehmer sind ja Mitglieder bei uns", erklärte er. Die Aktion der Organisatoren, die hauptsächlich über soziale Medien kommuniziert worden sei, sei vielmehr als ein gemeinsamer Aufruf an Gesellschaft und Politik zu verstehen.

Die Protestaktion ist auch am Tag danach ein großes Thema, auch und gerade in Würzburg, wo rund 1000 Teilnehmer mit 800 Traktoren den Verkehr am Dienstagvormittag zum Erliegen gebracht hatten – und die geplante Kundgebung aus logistischen Gründen abgesagt werden musste. Das allein ist aber nur ein Grund von vielen für die hitzigen Diskussion um Sinn oder Unsinn solcher Aktionen, die aktuell unter den Lesern dieser Redaktion aber auch in Verbänden, auf Höfen und in Sitzungen von Politikern aus Unterfranken geführt werden. Und eines wird schnell klar: In dem Spagat zwischen Umweltschutz und funktionierender Landwirtschaft befinden sich nicht nur die Bauern. Es ist ein Dilemma, das sich nicht auf die Branche beschränkt, sondern eine hohe gesellschaftspolitische Komponente trägt.

Trägt der Verbraucher eine Mitschuld?

Verbraucher, Landwirte, Politiker – sie sitzen ganz offensichtlich alle in einem Boot, das zu kentern droht, wenn sich nicht bald etwas tut. Wenn keine gemeinsamen Lösungen und Konzepte auf politischer Ebene und im Verband in Sicht sind. Genau das diskutieren auch Leser dieser Redaktion im Internet: "Wir brauchen vernünftige Umweltstandarts und eine Förderung nach diesen Kriterien - und nicht  rein nach Fläche", heißt es in einem Kommentar. Schuld an der Misere habe auch nicht der Verbraucher: "Wenn ich im Supermarkt nur Trauben aus Italien und Frankreich bekomme, kann man schwer Fränkische kaufen." Ein anderer sieht eben doch die Schuld beim Verbraucher, der es möglichst billig haben will und die Herkunft der Produkte nicht hinterfrage. 

Der Grünen-Landtagsabgeordnete aus Unterfranken, Öko-Landwirt Paul Knoblach, fordert das Aufbrechen alter Strukturen und positive Motivation vom Bauernverband.   
Foto: Angelika Cronauer | Der Grünen-Landtagsabgeordnete aus Unterfranken, Öko-Landwirt Paul Knoblach, fordert das Aufbrechen alter Strukturen und positive Motivation vom Bauernverband.   

Während Bundestagsabgeordnete Paul Lehrieder (CSU) aus Würzburg im Gespräch mit dieser Redaktion unverhohlen mit der Aktion der Bauern sympatisiert, weil er eben auch als ehemaliger, langjähriger Bürgermeister eines kleinen Dorfes im südlichen Landkreis Würzburg die Existenznöte und Sorgen der Landwirte angesichts immer höherer Auflagen aus Brüssel und Berlin aus erster Hand kennt, sieht der im Bayerischen Landtag für die Grünen bestellte unterfränkische Ökolandwirt Paul Knoblach die Sache anders. "Meine Sorge ist, dass die Bauern nicht immer den richtigen Propheten hinterherlaufen."

Grünen-Landtagsabgeordneter Knoblach: Keine Feindbilder schüren     

Der Bauernverband sei in einer schwierigen Rolle. Dennoch, so Knoblach, sollte er aufhören, die Bauern in der Rolle der ewig Jammernden und Leidenden zu belassen und sich ihnen als Retter vor der bösen Welt draußen zu präsentieren. "Der Verband tut das, obwohl er weiß, dass ihm das nicht gelingen kann." Viel wichtiger sei es, veraltete Strukturen aufzubrechen, klare Konzepte anzubieten und von der Politik verbindliche Vorgaben bezüglich der Umsetzung dieser Konzepte einzufordern. "Wir spüren die Verzweiflung, die Orientierungslosigkeit auf den Höfen. Wir spüren aber auch Aufbruchstimmung durch die Klimadiskussion." Feindbilder zu schüren, sich gegenseitig die Schuld zu geben an dem Dilemma,  sei der falsche Weg. "Wir brauchen kein lautes Klagen, wir brauchen einen Bauernverband, der zukunftsgerichtet und mit positiver Motivation handelt."

In einer früheren Version des Textes hieß es in der Überschrift "Bauern-Aufstand".

 
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  • derbauer
    Liebe Leser
    Die Medien und viele NGO`s glauben mit Bauern-Mobbing kann mann die Landwirte schon in die Knie zwingen damit alle nur noch "Bio"Erzeugen. Solange aber im Supermarkt mit billig geworben wird,und der Verbraucher drauf anspringt wird der Preisdruck weitergehen. Und mir kann keiner erzählen das Deutsche Bioprodukte zum gleichen Preis zu erzeugen sind. Es haben bereits 2019 große Betriebe auf Bio umgestellt. Da schon dieses Jahr erste Partien Bio-Weizen und Roggen nicht zum Bio-Preis verkauft werden Konnten, mussten tausende Tonnen zum Weltmarktpreis veräußert werden. Wenn der Verbraucher nicht nachzieht werden in den Kommenden Jahren die Biobauern wieder aussteigen. Der Strukturwandel geht durch die ganze Hysterie nur noch scheller. Er geht dann Irgendwann so weit bis die Lebensmittelkonzerne Die Felder in Eigenregie bewirtschaften, was ja heute schon Praktiziert und angestrebt wirt. Die Welt der Bauern bleibt nicht stehen und wird sich weiter entwickeln auch ohne Mobbing.
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  • Arcus
    ....die Bauernaktion war ein Rohrkrepierer. Er hat zu noch mehr Ablehnung geführt. Statt sich gegen berechtigte Umweltauflagen zu stemmen, hätten sie gegen eine verfehlte Agrarpolitik, die die Agrarindustrie eindeutig bevorzugt demonstrieren müssen.
    Ich frage mich immer, warum sich die Bauern nicht mit den Umweltschützern verbünden um bessere Rahmenbedingungen für sich zu schaffen.
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  • galaben@aol.com
    Bei wie vielen Bauern kann ich überhaupt direkt einkaufen. die meisten verkaufen in den Großhandel weil es einfacher ist. Bei denen ich einkaufen kann läuft es anscheinend besser im Umgang mit dem Verbraucher.
    Auf der Straße beim Demonstrieren wird Einigkeit gezeigt. ich kenne wenig Bauern die sich in Kooperativen zusammengeschlossen haben um dem Höfesterben entgegenzuwirken. Auch haben viele ihre Nutztiere abgeschafft weil man da halt jeden Tag was tun muss und nicht in Urlaub fahren kann. Auch hier hätten Kooperativen bestimmt geholfen. Die meisten Bauern wollen aber lieber machen was sie wollen und sich nichts reinreden lassen. Ein ältere Landwirt der mir manchmal von früheren Zeiten erzählt sagt: "Drei Monate intensive Arbeit ist der Bauer ohne Vieh heutzutage mit seiner Jahresarbeit fertig".
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  • schnuffelteddybaer@yahoo.de
    Wir Verbraucher sind doch mit Schuld das es so ist denn es soll alles nur billig sein damit am Ende genug Geld im Geldbeutel bleibt um in den Urlaub zu fahren. Das die Landwirte für ihre Ware fast nichts mehr bekommen und die Industrie das meiste einsteckt interessiert doch die meisten nicht. Mit den immer höheren Auflagen die die Bauern bekommen wird es für den kleineren Bauern immer schwieriger zu überleben. Es ist traurig das sehr viele Menschen am falschen Ende sparen.
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  • jebusara@web.de
    Gebracht hat er dem Verbraucher die Erkenntnis, dass zumindest den Bauern die teilgenommen haben die eigene Geldbörse wichtiger ist als Umweltschutz. Wäre es anders hätten sie nicht gegen Auflagen PRO Umwelt protestiert!
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  • gaugruzi@web.de
    ….. dann haben Sie denn Sinn der Demo nicht wirklich ganz verstanden. Ich habe kein Schild gelesen, wo darauf stand: Ich / Wir wollen mehr Geld. Liebe Leute, es erstmal -ich betone erstmal- darum mit den Landwirten zu reden und nicht über die Landwirte. Viele haben keine Ahnung und reden Halbwahrheiten. Dann geht's um die Ungerechtigkeit auf den Märkten. Jeder will und bekommt auch EU Gelder. Die sind dafür, dass sehr viele Auflagen einzuhalten sind. Und jetzt kommt das Sachliche: Im EU Ausland wird mit vielen anderen Auflagen bzw. Subventionen gewirtschaftet, wo der deutsche Landwirt keine Chance hat. Es dürfen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, die in Deutschland verboten sind und der deutsche Verbraucher kauft diese importierte Lebensmittel sogar noch ! Da fühlt man sich verarscht bzw. die Politik verarscht den Verbraucher. Und dann die Frage: warum hungern in anderen Ländern Menschen bzw. brennen Regenwald ab, damit Sie nach Europa liefern dürfen. Da läuft doch was falsch !
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  • Jochen7S
    Da müssen Sie der CSU halt Dampf machen
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  • MiGeb275
    Die Bauernaufstände waren kriegerische Auseinandersetzungen im 16. Jhd. in deren Verlauf Zehntausende Menschen für ihre Rechte als Menschen ihr Leben ließen.

    Schon in der Schlagzeile wird dieser Begriff hier leider sehr ins Lächerliche gezogen wird. Das ist kein guter Journalismus. Sehr schade!!!
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