Den Moment, als der Anruf aus dem Universitätsklinikum Würzburg kam, kann Nadine Spiegel aus Untereisenheim kaum in Worte fassen. "Als sie sagten, dass ein Stammzellenspender für meinen Sohn gefunden worden sei, bin ich in Tränen ausgebrochen und konnte kaum weiter telefonieren", berichtet die Mama des vierjährigen Leo, der an Leukämie erkrankt ist. Sie habe dann ihren Mann auf der Arbeit angerufen, dem sie unter Tränen die Nachricht überbrachte. Nachdem sie sich beruhigt hatte, unterrichtete sie weitere Verwandte und Freunde. Das ist nun einige Tage her.
Für die Familie ist die Nachricht ein kleines Wunder, denn für den kleinen Leo ist die Stammzellentransplantation der einzige Weg, um gesund zu werden. Wie bereits berichtet, hatte sich im Jahr 2020 für die Familie von jetzt auf gleich das ganze Leben verändert, als festgestellt wurde, dass Leo an einer sehr seltenen Art der Leukämie bei Kindern erkrankt ist. Seitdem hat der Vierjährige schon viele Therapien hinter sich, war insgesamt fast ein Jahr seines Lebens im Krankenhaus und auf Reha. Nachdem Medikamente erst gut angeschlagen hatten, stagnierte Leos Gesundheitszustand zunehmend und im Gespräch mit den Ärzten sei deutlich geworden, "dass Leo nur durch eine Stammzellenspende geheilt werden kann", so seine Mutter.
Große Registrierungsaktion ist gut gelaufen
Mit vereinten Kräften organisierten Familie und Freunde gemeinsam mit der DKMS - einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz in Tübingen, die sich auf die Registrierung von Stammzellspendern fokussiert - Registrierungsaktionen in Eisenheim im Landkreis Würzburg und und in Wüstensachsen in der Rhön. Denn neben Eisenheim leben Leo und seine Familie auch teilweise in Wüstensachsen.
Beide Aktionen, die im September und Anfang Oktober stattfanden, waren ein Riesenerfolg, berichtet Nadine Spiegel. Etwa 800 Menschen hätten sich registriert, "wenn man davon ausgeht, dass circa ein Prozent der Registrierten tatsächlich zum Spender wird, heißt das, dass dadurch acht Menschen das Leben gerettet werden kann". Zudem und da zeigt sich Spiegel dankbar und gerührt, seien insgesamt Spenden von mindestens 35 000 Euro eingegangen, sowohl durch die Aktionen als auch durch Spenden von Vereinen, Kinderkleidermärkten sowie auch von Privatpersonen. Die Spenden kämen zum Teil der DKMS, zum anderen Teil der Elterninitiative für leukämie- und tumorkranke Kinder Würzburg der Station Regenbogen zugute, so Spiegel.
Neun Wochen lang Krankenhaus stehen bevor
Was Leos Spender angeht, weiß sie derzeit nur, dass dieser wohl aus Deutschland stammt und von den Merkmalen her nach Aussage der Ärzte sehr gut passen soll. Den- oder Diejenige kennenzulernen ist erklärtes Ziel der 45-Jährigen, "damit ich mich persönlich bedanken kann". Eine Weitergabe von Daten sei aber erst nach zwei Jahren möglich und "dann muss der Spender das natürlich auch wollen", erzählt sie.
Erstmal stehen der Familie aber noch anstrengende Wochen bevor. Momentan, so Spiegel, habe sie mit Leo ein- bis zwei Untersuchungen pro Woche in der Uniklinik, "er wird jetzt nochmal von Kopf bis Fuß durchgecheckt". Dann werde der so genannte "Hickman-Katheter" gelegt, über den der Vierjährige dann via einer Infusion in die Vene die Blutstammzellen erhält, beschreibt die Mutter. "Vor der Transplantation muss Leo aber noch eine ziemlich hochdosierte Chemotherapie über sich ergehen lassen, so dass sein gesamtes Knochenmark und die erkrankten Zellen zerstört werden."
Pokémon soll den Krebs besiegen
Insgesamt neun Wochen werde sie mit ihrem Sohn im Krankenhaus bleiben müssen, "vor allem müssen wir schauen, dass keine Viren oder Bakterien an ihn herangetragen werden, um Infektionen zu vermeiden". Keine leichte Zeit für die Mutter und Leo, aber auch für den Vater und den siebenjährigen Toni, Leos großen Bruder. Zumal auch Weihnachten und Silvester in diese Zeit fallen. "Mich macht der Gedanke sehr traurig, dass wir als Familie an Weihnachten wahrscheinlich nicht zusammen sein können." Was Nadine Spiegel hilft und ihr jeden Tag Kraft gibt, ist der Gedanke, "dass danach alles gut werden wird und Leo eine Zukunft hat".
Bis dahin heißt es für den kleinen Leo Durchhalten und auch fest an Pokémon glauben. Denn, so erzählt Spiegel, in den Gesprächen mit dem Vierjährigen über seine Krankheit, habe dieser sich gewünscht, dass Pokémon den Krebs besiegen soll. "Als ich ihm gesagt habe, dass es nun einen Pokémon für ihn gibt, wollte er sofort ins Krankenhaus." In den etwa zweieinhalb Wochen, die noch bis zum Klinik-Aufenthalt bleiben, möchte die Familie die Zeit miteinander genießen und vielleicht den ein oder anderen Ausflug unternehmen, immer mit dem Augenmerk darauf, "dass Leo auf keinen Fall krank werden darf".
Wir werden die Geschichte des kleinen Leo auch in den nächsten Monaten weiter redaktionell begleiten.
Alles erdenklich Gute, viel Glück auch
für die ganze Familie.
Gruß Klaus Habermann, Estenfeld ! ! !