
Das Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg ist nach seinem größten Gönner benannt: Martin von Wagner, geboren 1777 in Würzburg, gestorben 1858 in Rom. Der Künstler, Sammler und Kunstagent Ludwigs I. schenkte der Uni 1857 seine Kunstsammlung mit Werken aus Antike, Renaissance, Barock und auch seiner Zeit. Außerdem hinterließ von Wagner, der auch erfolgreicher Immobilienspekulant war, der Universität ein Vermögen, das heute etwa 2,6 Millionen Euro wert wäre.
Diesen Betrag hat nun ein anderer Mäzen übertroffen: Der Würzburger Herbert Wellhöfer hat im Februar die "Wellhöfer-Stiftung für das forschende Museum" errichtet. Stiftungsvermögen: 3 Millionen Euro, weitere Erhöhungen sind geplant. Wellhöfer, 78, ist dem Museum seit vielen Jahren als bedeutendster Förderer verbunden, so Prof. Damian Dombrowski, Direktor der Neueren Abteilung des Museums: "Jemand, der dem Museum ein paar Kunstwerke schenkt, ist noch kein Mäzen." Wellhöfer aber sei eindeutig ein solcher. 2021 wurde er deshalb mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet.

2016 hatten Herbert Wellhöfer und seine inzwischen verstorbene Frau Sabine bemerkt, wie schlecht das Licht in der Gemäldegalerie war. Also spendierten sie ein neues Beleuchtungssystem für alle Säle. Kostenpunkt: 250.000 Euro und entscheidender Baustein für die Modernisierung der Bildersammlung, die 2018 wiedereröffnet wurde. 2019 schenkte Wellhöfer der Antikensammlung seine Kollektion aus knapp 400 antiken griechischen Münzen – und finanzierte gleich eine Stelle zu deren Katalogisierung sowie die Ausstattung des neuen Münzkabinetts mit.
Russische Soldaten schlugen mit ihren Säbeln auf ein Gemälde ein
Dass demnächst ein wertvolles Gemälde als Schenkung in die Sammlung einziehen wird, nimmt sich da fast wie eine Randnotiz aus: Die "Verleugnung Petri" des Utrechter Barockmalers Jan Gerritsz van Bronckhorst (1603-1661) hing bislang zuhause bei Wellhöfer. Das Bild hat eine bewegte Geschichte: Es war im Besitz der Familie in Reval, heute die estnische Hauptstadt Tallinn, als es russische Soldaten im Ersten Weltkrieg mit Säbeln schwer beschädigten. Herbert Wellhöfers Großvater gelang es in den 1920er Jahren, das Bild nach Würzburg zu holen. Derzeit wird es – auf Kosten des Schenkers – aufwändig restauriert.
Herbert Wellhöfer ist ein großer, bedächtiger, freundlicher Herr, der wenig Aufhebens um seine Person macht. 2011 haben er und seine Frau ihr Unternehmen – Wellhöfer Treppen – dem Juliusspital überschrieben. "Mit den Erträgen konnte dessen Hospiz gebaut werden", berichtet er. Im Gespräch kommt er aber lieber auf einen anderen Antrieb seines Mäzenatentums zu sprechen: Herbert Wellhöfer liebte schon als Kind und Jugendlicher die Künste.

Das belegt ein Eintrag aus dem Jahr 1959 in einem Besucherbuch der Grafischen Sammlung: Am 30. Januar besuchte der damals 15-jährige "Herbert Wellhöfer, Schüler" in Begleitung seiner Mutter erstmals das Martin von Wagner Museum. Dieses wurde erst 1963 wiedereröffnet, doch Zeichnungen und Druckgrafik waren bereits zugänglich.
Die Liebe zur Kunst des Georg Anton Urlaub begleitet ihn ein Leben lang
Wellhöfer erinnert sich noch gut an den Besuch. An die Atmosphäre. An die Schränke, die noch die gleichen sind. Und an die Kreidezeichnungen von Georg Anton Urlaub (1713-1759), die er betrachten durfte. "Die Liebe zu seiner Kunst ist bis heute geblieben." Später, als er schon Unternehmer war, sollte er ein Grundstudium der Kunstgeschichte absolvieren. Doch bis dahin musste er anders an Wissen herankommen: "Wir haben in der Unterprima, also in der 12. Klasse, am Röntgen-Gymnasium geschwänzt, um an der Uni Vorlesungen über Brunelleschi, den Erbauer der Domkuppel von Florenz zu hören", erzählt er.

Ins väterliche Treppen-Unternehmen hatte er nie einsteigen wollen. Herbert Wellhöfer war Produktentwicklungsmanager bei Unilever und fühlte sich dort sehr wohl, als der Vater den Betrieb beinahe "in den Sand gesetzt" hätte. Der Sohn kam nach Würzburg zurück und übernahm die Geschäfte. "Mein Vater goutierte das gar nicht." Wellhöfer entwickelte seine eigene Firmenpolitik, setzte auf engagierte Mitarbeiter, gutes Betriebsklima und Innovation. "Die Bodentreppen erwiesen sich als Geldquelle sondergleichen." Noch mehr habe er aber an der Börse verdient. Ein Talent, das ihn offensichtlich mit seinem Vorgänger Martin von Wagner verbindet.
Die Stiftung wird Forschungsstipendien zum 18. und 19. Jahrhundert finanzieren
2021 begann Herbert Wellhöfer, Stipendien für Promovierende zu finanzieren. Die "Wellhöfer-Stiftung für das forschende Museum" soll dies nun verstetigen und Forschungen besonders zu den Schwerpunktepochen 18. und 19. Jahrhundert ermöglichen. Das Kapital wird von der Stiftergemeinschaft HypoVereinsbank verwaltet. Die Dividende fließt der Neueren Abteilung des Martin von Wagner Museums zu, die über die satzungsgemäße Verteilung der Mittel wacht.
Zwei Stipendien, jeweils über drei Jahre, sollen dauerhaft möglich werden. "Wir haben keinerlei Etat für Ausstellungen, Forschung oder Ankäufe", sagt Damian Dombrowski, "die Stiftung ist deshalb ein unschätzbarer Gewinn für das Museum."