Am Donnerstag ging die Nachricht vom Tod des früheren US-Außenministers Henry Kissinger um die Welt, und am selben Tag wurde im Würzburger Stadtarchiv eine hochinteressante Entdeckung gemacht. Eine Recherche ergab dort, dass der Weg Kissingers in den 1930er Jahren auch nach Würzburg führte.
Dass Kissinger gebürtiger Franke war, ist hinlänglich bekannt: Geboren wurde der spätere Politiker als Heinz Alfred Kissinger am 27. Mai 1923 im mittelfränkischen Fürth. "Da ihm die Nationalsozialisten den Zugang aufs Gymnasium verwehrten, schickten ihn seine Eltern auf eine jüdische Realschule und später auf die Israelitische Lehrerbildungsanstalt nach Würzburg, wo bereits sein Vater Louis studiert hatte", informiert die Stadt Würzburg nun am Donnerstag in einer Pressemitteilung.
Hinweis gibt eine "Straßenkarteikarte" im Würzburger Stadtarchiv
Belegt werde der Aufenthalt durch eine so genannte Straßenkarteikarte im Stadtarchiv. "In der Straßenkarteikarte mit der Adresse Sandbergerstraße 1, wo sich die Israelitische Lehrerbildungsanstalt befand, ist Heinz Alfred Kissinger, geboren am 27. Mai 1923, Stand 'Schüler' aufgeführt", heißt es in der Pressemitteilung. "Wann er nach Würzburg zog und wie lange er in Würzburg lernte, lässt sich aus der Karte nicht schließen. Nur, dass er am 14. Juli 1938 wieder auszog. Ziel: Fürth in Bayern."
Wenig später, im August 1938, emigrierte die Familie Kissinger in die USA, rechtzeitig vor den Novemberpogromen desselben Jahres in vielen deutschen Städten, darunter in Würzburg. "Kissinger war ein großer Politiker, Diplomat und Wissenschaftler – ungeachtet manch notwendiger Differenzierungen", so laut Pressemitteilung Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt, als er vom Fund erfuhr.