Filme sind ihr Leben - sowohl privat, als auch beruflich. Heidrun Podszus ist Geschäftsführerin des Central Kinos im Bürgerbräu und gibt ihren Posten Anfang nächsten Jahres an den Leverkusener Thomas Schöneborn ab. Im Gespräch erzählt sie, welche Zukunft Programmkinos in Zeiten von Netflix und Co. noch haben und warum eine Stadt wie Würzburg nicht auf Arthouse-Filme verzichten sollte.
Heidrun Podszus: Ja, ich schon. Die Schwierigkeit war immer, den Rest der Genossenschaft davon zu überzeugen. Ich habe lange Zeit als Filmverleiherin gearbeitet und da kennt man die Kinos in Deutschland, man kennt ihre Besucherzahlen. Früher habe ich meine Filme unter anderem an das alte Corsokino verliehen, das heißt, ich wusste, welche Besucherzahlen in der Stadt möglich sind. Würzburg ist eine gute Stadt für Filmkunst.
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Podszus: Naja, man weiß nie genau, was geschehen wird. Die Branche entwickelt sich ja stetig weiter und momentan gibt es eine extreme Veränderung.
Podszus: Genau, bei den Golden Globe Nominierungen beispielsweise haben gerade drei Netflix-Filme zusammen 15 Nominierungen bekommen. Trotzdem haben wir momentan aber noch keine größeren Probleme, wenn wir Netflix-Filme nicht spielen können oder wollen, denn im Jahr über starten rund 700 Filme. Aber klar, die Branche verändert sich, deshalb sollte man immer vorsichtig sein.
Podszus: Auf jeden Fall! Das ist auch von Anfang an meine Motivation gewesen. Ich habe noch die klassische Kino-Sozialisation, wie man sie in den 70er Jahren hatte und bin nach wie vor mit den nicht-kommerziellen Filmen stark verbunden. Es kann nicht sein, dass in einer Stadt ausschließlich kommerzielle Filme gezeigt werden. Es kam noch nie vor, dass es in einer Stadt in der Größenordnung von Würzburg kein Programmkino mehr gab, das hat damals meine Motivation noch mehr gefördert und ich war von Anfang an zuversichtlich, dass es funktionieren wird.
Podszus: Sehr schwer. In dem Moment, als die Multiplex-Kinos kamen - das ist jetzt etwa 30 Jahre her - ist die Arthouse-Sozialisation nicht mehr weitergeführt worden. So wird es immer schwerer Nachwuchs zu finden, der sich auskennt. Zumal das auch eine Branche ist, in der man nicht reich wird. Deshalb bin ich umso glücklicher, dass wir jemanden vom Fach gefunden haben. Thomas Schöneborn betreibt seit über zehn Jahren ein Kino in Leverkusen. Es war unsere Bedingung, dass mein Nachfolger mehrere Jahre ein Kino in eigener wirtschaftlicher Verantwortung und Programmverwaltung geführt hat.
Podszus: Zunächst versucht man natürlich alle möglichen Informationen, die ein Film hergibt, zu bekommen. Das geschieht am ehesten, wenn man einen Film selber gesehen hat - dazu gibt es Gelegenheit auf Festivals oder Messen. Natürlich kann man aber nicht jeden Film selber anschauen, deshalb muss man sich an Kritiken orientieren oder an Menschen vom Fach, die Empfehlungen geben.
Podszus: Mein großer Wunsch ist es, wieder mehr zu reisen. Ich war immer eine sehr reiselustige Person, nur bin ich leider in den letzten zehn Jahren nicht sehr weit gekommen. Es musste immer ein Monatsprogramm auf die Beine gestellt werden, weshalb es unmöglich für mich war, mal länger als eine Woche wegzufahren. Und wie sagt man so schön: Reisen soll man, solange man noch einigermaßen gut zu Fuß ist. Und das bin ich - noch zumindest.