Nachdem 30 Jahre lang die Abrissbirne über der städtischen Mozartschule hing, geht jetzt ihre Sanierung los. Begonnen wird am sogenannten "Windmühlenflügel", zwischen Maxstraße und Balthasar-Neumann-Promenade, den die VR-Bank im Frühjahr von der Stadt erworben hat. Im Moment werden Stühle und Tische aus den Klassenzimmern geräumt. Im Dezember beginnt der Ausbau von Fußböden, Türen und Fenstern. Mitte 2021 will die VR-Bank hier mit ihrer Verwaltung einziehen.
"Windmühlenflügel und Anbau werden im Inneren energetisch optimiert und modernisiert, aber von Außen sieht man fast nichts Neues", erklärt Architekt Thomas Oechsner. Was von der Maxstraße aus zu sehen sein wird, ist ein zusätzliches Stockwerk auf dem Anbau - den sogenannten Annexbau, um den die Mozartschule 1962 ergänzt wurde. Dieser erhält auch zum kleinen Pausenhof hin Balkone.
Wie Oechser mit der Mozartschule umgeht, begeisterte die Fachleute der Kommission für Stadtbild und Architektur (Kosa) in der jüngsten Sitzung im Rathaus. So lobte Ferdinand Stracke den "sehr sorgfältigen Umgang" Oechsners mit dem Denkmal. Der Städteplaner aus München bekannte, dass er vor ein paar Jahren noch für den Abriss der Schule war. Jetzt - nach einer Führung Oechsers durch das Gebäude - beurteile er sie anders .
Thomas Oechsner ist in der Nähe der Mozartschule aufgewachsen. Sie lag auf seinem Schulweg und er schätzt die organische und lichte Architektur des Ensembles der 1950er Jahre schon immer. "Seit acht Jahren versucht unser Büro ein Erhaltungskonzept zu realisieren," sagt der Architekt.
Dieses Konzept sieht vor, dass die VR-Bank den Windmühlenflügel in Erbpacht erwirbt und den Annexbau kauft. In diesem sollen 780 Quadratmeter Wohnfläche entstehen. 30 Prozent davon werden Sozialwohnungen - freiwillig. Und man verzichtet auf luxuriöse Dachgeschosswohnungen. "Wir haben uns gegen eine Hierarchie von oben nach unten entschieden", erklärte Oechsner in der Kosa-Sitzung. Stattdessen sollen in allen vier Stockwerken Ein- bis Zweizimmerwohnungen entstehen. Obwohl die Nachfrage nach Penthaus-Wohnungen gegenüber der Residenz enorm wäre.
Der Verzicht auf ein Staffelgeschoss zugunsten eines vollständigen Stockwerkes mit Flachdach wurde in der Kosa begrüßt, die geplante Bronzeverkleidung nicht. "Das sieht aus wie ein Empire-Sessel", kritisierte der Hamburger Architekt Bernhard Winking das "Gold unter dem Dach".
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"Das ist städtebaulich die richtige Lösung, weil es den Platz fasst", sagte Baureferent Benjamin Schneider zur Aufstockung. "Und auch die Wohnnutzung im innerstädtischen Bereich ist positiv." Über eine zurückhaltendere Verkleidung der Aufstockung würden sich Bauherr und Architekt noch Gedanken machen.
"Heute lacht mein Herz", bekundete Raimund Binder in der Sitzung. Der ÖDP-Fraktionsvorsitzende kämpfte im Bürgerentscheid auf der Seite der Bürgerinitiative (BI) "Rettet das Moz" und freut sich, dass "jetzt vieles geht, von dem es immer hieß, es geht nicht." Stadtheimatpfleger Hans Steidle bedankte sich bei Stadtrat und Verwaltung, "dass das Votum der Bürger jetzt so gut umgesetzt wird." Der Sprecher der BI Jörg Töppner sagt auf Anfrage: "Vier Jahre nach dem Bürgerentscheid sind wir froh, dass nach so langer Zeit die Sanierung jetzt doch los geht."
Auch Grünen Stadträtin Karin Miethaner-Vent und FWG-Fraktionsvorsitzender Josef Hofmann, die zu den Gegnern der BI zählten, äußerten sich positiv zu den Plänen der VR-Bank. In den städtischen Teil der Schule werden die städtische Musikschule und die Hochschule für Musik einziehen. Das sogenannte "Mozarteum" soll bis April 2022 fertig sein, momentan laufen die Vergabeverfahren .