
Begegnet man Isabelle Göpfert aus Eibelstadt, wird man mit einem großen Lächeln und viel Wärme empfangen. Kein Wunder, ist sie doch oft in den intimsten Momenten einer Frau und Familie mit dabei: der Geburt. Göpfert ist Hebamme - aus Leidenschaft. Denn dies ist nicht nur ihr Beruf, sondern auch ihr großes Hobby. Ihren über 220.000 Followern auf Instagram bringt sie in kurzen Videosequenzen verschiedene Hebammentipps bei.
Licht an, Kamera an, Frisur sitzt, das professionelle Lächeln auch. Mit dem rechten Zeigefinger deutet sie in Richtung Kamera, das ist Isabelle Göpferts "Signature Move", ihr Markenzeichen also. "Mit den Videos 'Eine Minute Hebammenwissen' möchte ich meine Erfahrungen und Wissen für alle auf den sozialen Medien zugänglich machen und werdenden Familien eine verlässliche Quelle für ihre Fragen bieten", macht sie deutlich. Veröffentlicht werden diese auf ihrem Instagram-Kanal "hebammenblog".
Der Hebammenmangel in Deutschland ist groß
Die 31-Jährige schloss 2019 ihr Examen zur Hebamme ab und arbeitet seitdem in ihrem, wie sie selbst sagt, "Traumberuf". Bis März 2020 war Göpfert in Vollzeit in der Uniklinik Würzburg angestellt, bis sie sich dazu entschlossen hat, ihre Stunden zu reduzieren und stattdessen zusätzlich freiberuflich zu arbeiten und Familien zu begleiten. "Und dann ist mir erst aufgefallen, wie groß eigentlich der Hebammenbedarf in Deutschland ist", sagt sie. Zwischen 30 und 40 Frauen, die sie monatlich anfragen würden, müsse sie absagen. "Kein Wunder, in Deutschland haben wir etwa 18.000 freiberufliche Hebammen und im Jahr kommen aber etwa 700.000 Kinder zur Welt."
Nicht nur der Hebammenbedarf ist also groß, auch der Mangel. "Es ist so traurig, dass so viele Familien ohne Hebammenhilfe durchkommen müssen. Da kam uns die Idee, mein ganzes Wissen auf Social Media preiszugeben", so die Eibelstadterin.
Mit "uns" meint Göpfert sich und ihren Verlobten Marius Schneider. "Mein größter Support", sagt sie. Er unterstützt sie zudem, indem er ihre Videos schneidet und Management-Aufgaben erledigt. "Alleine würde ich das gar nicht schaffen." Rund vier Stunden Zeitaufwand stecken insgesamt in einem Video. Vier bis fünf davon veröffentlicht Göpfert pro Woche auf ihrem Kanal.
Über 220.000 Follower auf Instagram in nicht mal einem Jahr
Dass sie damit so schnell so großen Erfolg hat, hätte Göpfert selbst nicht gedacht. Erst im August 2023 habe sie mit Instagram angefangen. Nicht mal ein Jahr später zählt sie schon über 220.000 Follower, also Menschen, die ihrem Kanal aktiv folgen. "Der Account ging unerwartet durch die Decke", sagt sie und lächelt dabei breit. Und die Zahlen steigen nach wie vor weiter. Deshalb verdiene sie durch Kooperationen mit verschiedenen Firmen auch schon etwas dazu.
Diese Popularität habe sich bereits auf ihr privates Leben ausgeübt, erzählt sie. So werde sie nun oft auf der Straße oder beim Einkaufen erkannt und "oft von Mamis angesprochen, das ist wirklich goldig."
Nicht allem, was eine Hebamme oder Arzt sagt, müsse man zustimmen
Besonders stolz machen sie Rückmeldungen von Menschen, die ihr zeigen, dass sie mit ihren Tipps wirklich weiterhelfen könne. Da gebe es beispielsweise die Mutterschaftsrichtlinien, die besagen, wie eine Schwangerschaftsvorsorge ablaufen sollte. "In der deutschen Gesundheitspolitik zählt oft leider nicht der Mensch, sondern der Profit", weiß Göpfert. So würden zum Beispiel viele Ärzte und Hebammen bei der Schwangerschaftsvorsorge die Herztöne über 30 Minuten abhören oder die Frau vaginal untersuchen. Dies sei jedoch in den Mutterschaftsrichtlinien nicht vorgesehen, könne aber abgerechnet werden.
"Ich sage den Frauen immer, dass sie solche Untersuchungen nur machen lassen sollen, wenn es wirklich nötig ist, also wenn es etwas Auffälliges gibt", sagt Göpfert. Sie möchte aufklären: Was sind die Rechte für Schwangere? Was darf man auch gerne ablehnen? Was muss man sich nicht gefallen lassen? Denn: Nicht allem, was eine Hebamme oder Arzt sagt, müsse man zustimmen. "Es ist immer noch dein Körper und dein Recht, darüber zu bestimmen."

Wichtig ist Isabelle Göpfert dabei vor allem, dass sie nur evidenzbasierte Informationen weitergibt. Recherche sei bei der Entwicklung von Videos der größte Zeitfresser. "Bevor ich ein Thema veröffentliche, lese ich mich in die aktuellen Studien genau rein", erklärt sie. Die Hebamme möchte sich keinesfalls angreifbar machen und jederzeit, falls es zu Kritik kommen sollte, eine fundierte Quelle nennen können, aus der sie die Informationen entnommen hat.
"Eine Minute Hebammenwissen" jetzt auch als Buch
Doch nicht nur in der Uniklinik oder auf den Sozialen Medien ist Isabelle Göpfert präsent. Seit Mitte Mai ist sie auch im Buchhandel zu finden. Mit "Eine Minute Hebammenwissen" hat die 31-Jährige ihr erstes Buch herausgebracht und sich damit "einen großen Traum" erfüllt. In verschiedenen Kapiteln beantwortet sie darin wichtige Fragen zu allen Phasen der Schwangerschaft, Geburt und der Zeit danach.
So viel Erfolg in so kurzer Zeit – was stellt sich die Hebamme für ihre Zukunft noch vor? Genau kann Göpfert das nicht sagen. Eines ist ihr dabei jedoch glasklar: "Egal in welche Richtung das alles noch geht, ich möchte in meinem Beruf weiterarbeiten. Denn Hebamme sein ist mein Herz und meine Liebe."
Im Rahmen ihres ersten Buchs bietet Isabelle Göpfert am 12. Juni im Hugendubel Würzburg eine Live-Hebammensprechstunde mit anschließender Signierstunde an. Da sie im kommenden Jahr 2025 heiratet, wird das Buch bereits unter neuem Nachnamen "Schneider" veröffentlicht.