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Würzburg
Haushalt Würzburg: Mehrheit im Stadtrat für die Finanzierung der Straßenbahn-Taktverdichtung
Trotz Warnungen des Kämmerers hat das Bündnis "Besser leben im Bischofshut" bei den Haushaltsberatungen Verbesserungen für den ÖPNV in der Stadt durchgesetzt.
Die Straßenbahn auf der Strecke zwischen Heuchelhof und Hauptbahnhof soll ab September 2023 im 5-Minuten-Takt fahren. 
Foto: Daniel Peter | Die Straßenbahn auf der Strecke zwischen Heuchelhof und Hauptbahnhof soll ab September 2023 im 5-Minuten-Takt fahren. 
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:42 Uhr

Kann sich Würzburg in der aktuell angespannten Finanzlage eine Taktverdichtung der Straßenbahn leisten? Diese Frage hat zumindest das Bündnis "Besser leben im Bischofshut" zum Auftakt des zweiten Tages der Haushaltberatungen mit "Ja" beantwortet: Mit der Mehrheit des Bündnisses (25 zu 18 Stimmen) hat der Stadtrat für den Start der Taktverdichtung nach den nächsten Sommerferien 400.000 Euro in den Haushalt 2023 eingestellt und jeweils 1,4 Millionen Euro für die drei folgenden Jahre eingeplant.

Die Taktverdichtung hatte der Stadtrat bereits im Januar dieses Jahres in Auftrag gegeben und Ende Oktober unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit fast einstimmig beschlossen. Kernpunkt des vom WSB-Aufsichtsratsvorsitzenden und Grünen-Stadtrat Niklas Dehne ausgearbeiteten Konzepts ist ein 5-Minuten-Takt auf der am stärksten genutzten Strecke zwischen Heuchelhof und Hauptbahnhof ab September 2023. In der Zellerau und der Sanderau bleibt es bei einem 7,5-Minuten-Takt, in Rottenbauer beim 15-Minuten-Takt. Außerdem sollen an den Samstagen alle Straba-Linien tagsüber im 15-Minuten-Takt fahren, während im Moment an den Wochenenden nur die Linien 4 und 5 im Einsatz sind.

Bürgermeister Heilig bekräftigt Verbesserung für den ÖPNV 

Auch vor dem Finanzierungsbeschluss waren sich alle Rednerinnen und Redner einig, dass eine Taktverdichtung grundsätzlich wünschenswert ist, für die Gegner kommt sie angesichts knapper Kassen und Neuverschuldung allerdings zum falschen Zeitpunkt. Diese Bedenken wollten die Befürworter der Taktverdichtung nicht gelten lassen: "Bei einem Haushalt mit einem Gesamtvolumen von über 600 Millionen muss es möglich sein, diesen Schwerpunkt zu setzen", betonte Bürgermeister und Umweltreferent Martin Heilig (Grüne).

Die Taktverdichtung sei eine deutliche Verbesserung des ÖPNV-Angebots in der Stadt ohne zusätzliche Investitionen in Fahrzeuge, Gleise und Haltestellen. Auch der Zeitpunkt sei angesichts der angekündigten Einführung des bundesweiten 49-Euro-Tickets für den Nahverkehr der richtige, um durch ein attraktives Angebot ohne lange Wartezeiten möglichst viele Menschen zum Umstieg in die Straßenbahn zu motivieren, ergänzte Sandra Vorlová, die Fraktionsvorsitzende der Grünen.

Auch FDP/Bürgerforum, Linke, Freie Wähler und ÖDP-Fraktion stimmten geschlossen für die Taktverdichtung, die für Vorlova auch eine Konsequenz aus dem Ergebnis des Talavera-Bürgerentscheids im Juli ist: "Daraus haben wir gelernt, dass sich die breite Mehrheit der Bevölkerung eine Verbesserung des ÖPNV-Angebots wünscht." FWG-Stadtrat Volker Omert sprach von einer Maßnahme, "mit der wir die Chance haben, wirklich etwas zu bewegen und sie auf der Einnahmenseite zu einem gewissen Teil auch zu refinanzieren".

Stadtkämmerer: Durch zusätzliche Belastungen steht die Handlungsfähigkeit der Stadt in Frage

Der Stadtkämmerer geht dagegen davon aus, dass durch die zusätzliche Belastung die künftige Handlungsfähigkeit der Stadt in Frage steht. Die bis 2026 insgesamt beschlossenen 4,6 Millionen Euro für die Taktverdichtung werden laut Scheller nicht nur das aktuelle ÖPNV-Defizit im WVV-Konzern von gut 22 Millionen Euro pro Jahr weiter erhöhen, sondern als Folge davon auch die Verschuldung der Stadt "eins zu eins" weiter steigen lassen. In der Finanzplanung der Kämmerei sind für die kommenden Jahr bereits neue Schulden und ein Verbrauch der Rücklagen vorgesehen.

Gegen die Taktverdichtung zum aktuellen Zeitpunkt stimmten die CSU und Oberbürgermeister Christian Schuchardt, die SPD und die AfD. "Man muss sich überlegen, wo der Euro am besten angelegt ist. Erst die Pflicht, dann die Kür", sagte der CSU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Roth und meinte mit "Pflicht" unter anderem die Sanierung der städtischen Schulen, für die die CSU eine Million Euro zusätzlich beantragt hatte.

Alexander Kolbow, Vorsitzender der SPD-Fraktion, sieht durch die zusätzlichen ÖPNV-Ausgaben  nicht nur die Genehmigung des städtischen Haushalts durch die Regierung von Unterfranken in Gefahr, sondern auch die Finanzierung der geplanten neuen Straßenbahnlinie vom Hauptbahnhof ans Hubland. "Aus Vernunft und aus Verantwortung für die Linie 6 und den ÖPNV als Ganzes", bat er die Befürworter vergeblich darum, die Taktverdichtung aufzuschieben.

 
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  • aljoscha.labeille@vcd-bayern.de
    Je dichter und abgestimmter der Takt, desto unkomplizierter die Nutzung des ÖPNV! Der Viertelstundentakt am Abend wird besser angenommen als der vorherige 20-Minuten-Takt, bei dem die Anschlüsse regelmäßig ins Leere liefen. Ein gutes Zeichen, dass nun auch tagsüber etwas vorangehen soll!
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  • rasputin32
    Was bedeutet das für den Autoverkehr?
    Manche Linien queren zigmal die Straßen.
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  • lanalando
    Wenn alle 70 Meter ne Haltestelle is im Stadtzentrum . E-Roller und Fahrräder auch noch rumfahren fragt man sich schon warum keiner mehr die wenige Schritte mehr läuft.da fahren nicht nur erwachsen von Haltestelle zu nächsten auch Kinder. Wir werden immer Fouler und eine Erhöhung des Angebotes kürzerer tackt is mehr wie überflüssig und Geldverschwendung. Das gilt nicht für Verbindungen der Stadtteile und Hubland Projekt.
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  • matthiasr
    „ohne zusätzliche Investitionen in Fahrzeuge“ und wie soll das gehen?

    Stellen wir uns gemeinsam auf die Gleise und rufen „huschusch“?

    Und Personal wird auch brauchen!
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  • hansenwb
    Weil der bisherige Fuhrpark mehr Fahrzeuge umfasst, als für den derzeitigen Takt benötigt werden. Das liegt daran, dass früher (und derzeit auch noch in der Rush-Hour am Morgen) auch schon mal ein besserer Takt gefahren wurde, dies dann jedoch abgeschafft wurde.
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  • tommy33
    Von welchem früher schreiben Sie da? „Früher“ fuhr die Linie 3 vom Ostbahnhof zum Hauptbahnhof im 12 Minuten Takt und wir sind alle pünktlich in der Schule oder am Arbeitsplatz gewesen. Und heute soll der Takt verdoppelt werden bei gleicher Einwohnerzahl in Würzburg? Wo nehmen Sie denn die Leute her die dann im 5 Minuten Takt die Straba auslasten sollen ?
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  • hansenwb
    "Früher" heißt vor den Nothaushalten Anfang der 0er-Jahre. Der derzeitige Fuhrpark besteht aus Fahrzeugen der Baujahre Ende der 60er, Anfang der 70er, Ende der 80er und Mitte der 90er Jahre. Die gabs damals alle schon und verschrottet wurden seitdem nur Fahrzeuge, die seit Ende der 90er ohnehin abgestellt waren.

    Die Taktverdichtung soll durch die Angebotsverbesserung zu einem Umstieg vom Auto auf die Straßenbahn führen. Da gibt's genug Potential zur Auslastung.
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  • tommy33
    Und Sie meinen wenn man die Straba nur oft genug fahren lässt lassen mehr Ihre Autos stehen? Nun Irrglaube ist auch ein Glaube! Vor meiner Haustüre könnte alle 10 Sekunden ein Bus fahren, es ist nicht nur für mich unsinnig, da die entsprechenden Verbindungen entweder nicht vorhanden sind oder aber die Fahrtzeit durch unsinnige Fahrten die meist über den Hauptbahnhof gehen, extrem viel länger dauern als mit dem Auto!
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  • semistar
    Nur ein enger Takt macht den ÖPNV interessant, weil ich ihn dann nutzen kann wie mein Auto ohne dass ich warten muss weil ich zu bald dran bin oder mich abhetzen muss weil es knapp werden könnte.
    Aber ob dieser Komfort im Verhältnis zu den Kosten steht?
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  • tommy33
    5 Minuten scheinen wohlfühlen Sie viel auszumachen?
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  • seniorR
    @HansenWB und wer bezahlt das alles? Der nächste Schritt nach der Taktung ist doch "Stadtkern kostenfrei".

    Was nichts kostet erfährt keine Wertschätzung!

    Was ist die Konsequenz: alles kommt runter UND Billigfahrer werden eingeflogen. Fahrer die wie in den Fleischfabriken abgezockt werden, in Schlafcontainern irgendwo am Rande der Stadt und der Gesellschaft hausen und kein Wort der Fahrkäste verstehen.

    Ich bin auch für vernünftigen ÖPNV, aber als klasse Dienstleistung und nicht eine verramschte herunter gekommene Massenware.

    Zum Schluß muss dies alles jemand bezahlen oder es kommt runter.

    Wenn ich mir die Würzburger Schulen ansehe, dann gibt es wichtigere Investitionen!
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  • kritischerbeobachter
    Für eine Stadt der Größe von Würzburg ist der jetzige Takt der Straßenbahn gut. Eine Erhöhung ist reiner Luxus für die Stadtbewohner und kostet Geld, das anderorts, z.B. bei den Schulen, dringend gebraucht wird.
    Taktverdichtung bedeutet auch mehr Personal und das ist jetzt schon schwer zu finden.
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  • seniorR
    Nur weil es gerade populär ist wird hier Geld verschleudert. Jetzt hohe Taktung, als nächstes der Stadtkern um umsonst fahren.

    Und dies alles während die Schulen weiter herunter kommen!
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  • marent1@hotmail.de
    Was muss man denn da ein Konzept erstellen um Strabas öfter fahren zu lass n?ist ja jetzt auch nicht so eine aussergewöhnliche Idee Oder?naja vllt in Würzburg?
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  • mainpost@swamp.franken.de
    Naja, es sollten schon genügend Fahrzeuge da sein. Die müssen ja auch mal gewartet werden. Und wenn sie mehr fahren, müssen sie öfters gewartet werden.
    Es sollte genügend Personal da sein.
    Sowas wird hoffentlich geklärt, bevor mal eben der Fahrplan verdichtet wird.
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  • tommy33
    „ Sowas wird hoffentlich geklärt, bevor mal eben der Fahrplan verdichtet wird“.

    😁😁😁😁😁der war gut! Seit wann wird in WÜ und insbesondere bei den Linksgrünen etwas geklärt, geschweige denn mal überlegt?
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  • Interessant in dem Zusammenhang dürfte sein, daß Freiburg durch eine deutliche Fahrpreissenkung(!) vor vielen Jahren so viele neue Monatskarten-Kunden gewinnen konnte, daß das Ergebnis der Eigenfinanzierung sich dadurch sogar verbessert hat.

    "Stellt euch also nicht so an" könnte man sich dabei denken, wenn es um eine (mögliche) Mehrbelastung des Haushalts durch die engere Fahrtakte geht. Wissen können wir das allerdings erst dann, wenn wir es ausprobiert haben ...
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  • clubfan2@gmx.de
    dann darf aber kein Strabafahrer mehr krank werden.
    das Personal ist ja schon für den "normalen" Fahrbetrieb an der Grenze...
    und Nachwuchs ist auch nicht wirklich in Sicht...
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  • Mic_Ro
    Klar! Wenn die Allgemeinheit das dann bezahlen muss!
    So geht man nicht mit dem Geld was einem nicht gehört, um!
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  • dietmar@eberth-privat.de
    So ist das nun mal in einem Sozialstaat. 1/4 der Haushalte besitzen kein Auto und werden trotzdem zur Finanzierung der Auto-Infrastruktur herangezogen. Auch kinderlose Ehepaare zahlen für Schulsanierungen. Beim Sondervermögen für die Bundeswehr wurde auch keiner gefragt.

    "Ein Auto zu besitzen und es zu fahren, ist wesentlich teurer, als bislang angenommen. Allein die Kosten, die die Allgemeinheit trägt, belaufen sich auf rund 5000 Euro im Jahr. Das zeigt eine neue Studie von Mobilitätsforschenden"
    https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/auto--studie-zeigt-die-wahren-kosten-des-autofahrens-31576032.html
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