
Der Gemeinde Geroldshausen stehen finanziell schwere Zeiten bevor. Das zeigte die Verabschiedung des Haushalts für 2022 in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Die finanzielle Schieflage im Verwaltungshaushalt erlaubt es nicht, die rechtlich vorgeschriebene Mindestzuführung zum Vermögenshaushalt zu erreichen. Auch in den kommenden Jahren bis mindestens 2025 dürfte dies nicht gelingen. Bürgermeister Gunther Ehrhardt glaubt daher nicht, dass die im Haushalt vorgesehenen Kreditermächtigungen eine Genehmigung der Kommunalaufsicht erhalten.
Dabei hatte die Gemeinde das Jahr 2021 überraschend gut abschließen können. Unerwartete Gewerbesteuerzahlungen eines einzelnen Gewerbetreibenden hatten die Bilanz ins Positive gedreht. Dass ein solcher Coup noch einmal gelingt, hält Kämmerer Andreas Schäffner für unwahrscheinlich. Er empfiehlt daher "eine Konzentration auf die notwendigsten Pflichtaufgaben". Die Gemeinde habe, so Bürgermeister Ehrhardt, bereits im vorigen Jahr ihre Hausaufgaben erledigt: Die Grundsteuer und Kindergartenbeiträge wurden angehoben und der bislang gemeindliche Kindergarten zum 1. Januar an einen privaten Träger abgegeben.
Eine verlässliche Haushaltsplanung sei kaum zu bewerkstelligen
Der Kämmerer geht dennoch davon aus, dass der Haushalt 2022 nur mit Hilfe einer kräftigen Entnahme aus den Rücklagen in Höhe von 900.000 Euro und neuer Schulden von 1,3 Millionen Euro ausgeglichen gestaltet werden kann. Schon im Vorjahr musste die Gemeinde Kredite in Höhe von 1,2 Millionen Euro aufnehmen. Die Pro-Kopf-Verschuldung würde sich dann am Ende des Jahres 2022 auf über 1.900 Euro belaufen. Hinzu kommen hohe Risiken.

"Aufgrund der immer noch andauernden Corona-Pandemie und dem Ukraine-Konflikt, sind die wirtschaftlichen Auswirkungen kaum abschätzbar und im Vorjahresvergleich wohl sogar noch ungewisser. Eine verlässliche Haushaltsplanung ist daher kaum mehr zu bewerkstelligen", schreibt er in seinem Bericht zum Haushalt 2022.
Schwierige Finanzlage geht auch auf spürbar gestiegene Umlagen zurück
Mit einem Gesamtvolumen von sieben Millionen Euro erreicht der Haushalt ein stattliches Volumen. Davon entfallen drei Millionen auf den Verwaltungs- und 4,2 Millionen auf den Vermögenshaushalt. Letzterer erreicht sogar ein Rekordniveau, das auf die hohen Ausgaben für Investitionen zurückzuführen ist. Der Kämmerer geht von stabilen Einnahmen aus: 320.000 Euro aus der Gewerbesteuer, 720.000 Euro aus der Einkommensteuer und 550.000 Euro aus dem Finanzausgleich des Freistaats.
Die voraussichtlichen Einnahmen reichen jedoch nicht aus, den Verwaltungshaushalt ausgeglichen zu gestalten. Vielmehr ist es nötig, vom Vermögenshaushalt, aus dem eigentlich Baumaßnahmen finanziert werden, 242.000 Euro zuzuschießen. Die schwierige Finanzlage geht auch auf spürbar gestiegene Umlagen zurück: 545.000 Euro - fast 100.000 Euro mehr als im Vorjahr – gehen an den Landkreis, 130.000 Euro an den Grundschulverband (im Vorjahr 80.000 Euro) und 325.000 Euro an die Verwaltungsgemeinschaft Kirchheim, etwas weniger als im Vorjahr.
Kindergarten: Gemeinde muss unter anderem für Gebäude und Nebenkosten aufkommen
Mit der Abgabe des Kindergartens an einen privaten Träger ist die Gemeinde nicht mehr für das Personal zuständig, sie muss aber für die Gebäude, die Nebenkosten und ein mögliches Betriebsdefizit aufkommen. Bei den Investitionen überragt denn auch der Neubau des Kindergartens "Zauberbähnle" mit 2,7 Millionen Euro alle weiteren Projekte. Die Schätzung der Gesamtkosten beläuft sich inzwischen auf vier Millionen Euro und liegen damit gut eine halbe Million Euro über der Anfangsschätzung. Der Anstieg geht auf Bauschäden zurück, die an dem Holzbau durch eindringendes Wasser entstanden sind, sowie rasch steigende Baukosten. Ein Aufschub ist nicht möglich: Der Kindergarten muss bis September fertig sein.
Die Gestaltung des angrenzenden Dorfplatzes taucht im Haushaltsplan mit 340.000 Euro und weiteren 140.000 Euro für 2023 auf. Für beide Projekte gibt es hohe staatliche Förderungen. Dies gilt auch für den Aufbau eines schnellen Internetnetzes, für das die Gemeinde insgesamt 451.000 Euro vorschießen muss. Ferner schlägt ein neues Feuerwehrfahrzeug für die Feuerwehr Moos mit 225.000 Euro zu Buche.