
Geroldshausen wächst. Es fehlt jedoch an Betreuungsplätzen für die Kinder. Mit einem zusätzlichen Kindergarten möchte die Gemeinde gegensteuern.
Damit ist auch das Schicksal der ehemaligen Gaststätte "Eisenbahn" ebenso wie des angrenzenden Bauhofs besiegelt: Sie werden abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
Die Zeit drängt: Schon ab dem Kindergartenjahr 2021/2022 benötigt die Gemeinde drei zusätzliche Gruppen. Um die geschätzten Kosten von 2,3 Millionen Euro zu stemmen, muss die Gemeinde ihre Rücklagen weitgehend auflösen und wohl neue Schulden aufnehmen.
"Im Rat mussten wir tief Luft holen, als wir das gehört haben", gibt Bürgermeister Gunther Ehrhardt zu. Der Neubau sei es jedoch wert, alle Kräfte zusammenzunehmen und dafür auch einige andere Projekte zurückzustellen.
Projekte zurückgestellt
Der Entscheidung sind intensive Diskussionen im Gemeinderat vorausgegangen: Schon in der Dezember-Sitzung des vergangenen Jahres hatten sich die Räte für einen Planungsentwurf des Architekturbüros Haas & Haas (Eibelstadt) entschieden. Er sieht einen flexibel nutzbaren Neubau in Modulbauweise vor. Derzeit sind eine Kleinkindergruppe mit zwölf Kindern, eine Übergangsgruppe mit 25 Kindern und eine Kindergartengruppe mit 25 Kindern geplant.
Sie sollen in einem einstöckigen Gebäude in Modulbauweise unterkommen. Nur das Mittelstück erhält ein Dachgeschoss, das ein Aufzug barrierefrei erschließt. Der neue Kindergarten ist für insgesamt drei Gruppen ausgelegt. Im Erdgeschoss sind zwei Gruppen, ein Speiseraum sowie ein Bewegungsraum geplant. Die Kindergartengruppe kommt im Dachgeschoss unter.
Sogar an eine Erweiterung wurde gedacht: Das Gelände bietet ausreichend Platz für weitere Module. Auch eine Umnutzung etwa für eine Seniorentagespflege oder das Rathaus soll möglich sein. Für die beiden großen Bäume des früheren Biergartens gibt es eine interessante Lösung: Sie sollen zukünftig als Schattenspender für einen Dorfplatz dienen.
Über 100 Kindergartenkinder
In der Diskussion im Gemeinderat zeigte sich jedoch auch, wie schwierig es für eine kleine Gemeinde ist, den Bedarf an Betreuungsplätzen für Kleinkinder abzuschätzen und zugleich einen Neubau wirtschaftlich zu gestalten: Ein erster Beschluss des Rats wurde zurückgenommen. Die Zahl der Plätze war zu knapp bemessen.
Derzeit geht das Statistische Bundesamt für Bayern von einer Betreuungsquote von 30 Prozent für Kleinkinder in einer Krippe aus, das Ministerium von 50 Prozent. Die Nachbargemeinden rechnen zum Teil mit deutlich höheren Zahlen. "Am Ende bleibt jede Schätzung ein Blick in die Glaskugel", stellt Bürgermeister Ehrhardt fest. Schon für 2021/22 geht er davon aus, dass es in Geroldshausen erstmals über 100 Kinder im Kindergarten-Alter geben wird.
Als Grundlage für die Bedarfsermittlung hat die Gemeinde nun eine eigene Schätzung, die ein Gemeinderat entwickelt hat, herangezogen und von den Daten des Einwohnermeldeamts ausgeht. Die Gemeinde rechnet nun damit, dass 60 Prozent der Kleinkinder und alle im Kinder zwischen drei und sechs Jahren einen Kindergarten besuchen.
Hoher Bedarf durch Neubaugebiet
Mit dem Neubau sollen insgesamt Plätze für maximal 114 Kinder zur Verfügung stehen. Der Bürgermeister führt den hohen Bedarf auf Zuzüge in das Neubaugebiet, das bayerische Krippengeld, aber auch mehr Geburten im Ort zurück. Erst 2014 hatte die Gemeinden den zweigruppigen Kindergarten "Zaubernest" um eine Krippengruppe erweitert.
Auch ist eine Erweiterung des bestehenden Kindergartens schon länger geplant. Sie scheiterte im April 2018 am Brandschutz. Eine Fläche hinter der nahe Kirche entfiel. Hier wurde ein Feldhamstergutachten benötigt. Eine Umnutzung der leerstehenden Arztpraxis samt einem Anbau wurden schließlich als zu teuer verworfen.
Mehr Räume, mehr Personal
Die Gemeinde komme um eine "getrennte Einrichtung" nicht umhin, so Ehrhardt. Mit entsprechenden Mehrkosten: "Wir brauchen dann natürlich auch mehr Räume und mehr Personal."
Die Finanzierung des Neubaus bedeutet für die Gemeinde ohnehin einen Kraftakt: Es gibt zwar eine hohe Förderung durch den Freistaat. Diese gilt jedoch nur für die "förderfähigen Kosten". Damit kommen gut eine Million Euro auf die Gemeinde zu. Doch die Zeit drängt: Die Betriebserlaubnis der im katholischen Pfarrheim untergebrachten Notgruppe ist befristet. Schon ab September ist eine weitere Notgruppe nötig.

