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Würzburg
Happy End für die Mozartschule: VR-Bank zieht jetzt ein
15 Millionen Euro hat die VR-Bank in die Sanierung ihres Teils der Mozartschule in Würzburg gesteckt. Hat sich dieser Aufwand gelohnt?   
Der Eingangsbereich der ehemaligen Mozartschule in der Maxstraße ist noch nicht ganz fertig.  Am Montag fangen Mitarbeiter im neuen Verwaltungsgebäude der VR-Bank zu arbeiten an. 
Foto: Ulises Ruiz | Der Eingangsbereich der ehemaligen Mozartschule in der Maxstraße ist noch nicht ganz fertig.  Am Montag fangen Mitarbeiter im neuen Verwaltungsgebäude der VR-Bank zu arbeiten an. 
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:56 Uhr

Happy End für die Mozartschule: Nachdem fast 30 Jahre lang die Abrissbirne über dem rund 70 Jahre alten Denkmal schwebte, wurde es jetzt doch saniert. Während der städtische Teil der Schule, mit dem Eingang zur Hofstraße, erst 2023 fertig sein soll, wird der sogenannte Windmühlenflügel an der Maxstraße schon bezogen. Die VR-Bank Würzburg hat ihn 2018 von der Stadt in Erbpacht erworben und zu einem modernen Bürogebäude mit dem Charme der 50er Jahre umgebaut. Am Montag fangen 180 Mitarbeiter hier zu arbeiten an.

Happy End für die Mozartschule: VR-Bank zieht jetzt ein

An der Fassade des neuen Verwaltungsgebäudes strahlt der Kalkputz im hellen Gelb, die Fenster wurden mit hellgrauer Mineralfarbe so verziert, wie das in den 50er Jahren gemacht wurde. Schon bevor man das neue Verwaltungsgebäude der VR-Bank betritt, sieht man, wie sich Alt und Neu ergänzen. Architekt Thomas Oechsner hat aus alten Plänen die Lage eines nierenförmigen Teichs am Eingangsbereich rekonstruiert, der in den 80er Jahren abgebaut wurde.  Er  wird an derselben Stelle wieder angelegt und mit den Originalsteinen eingefasst.

Gegenüber führt ein neuer Zugang für Rollstuhlfahrer in das Gebäude - aber keine gerade Rampe, sondern ein elegant geschwungener Bogen.  Auch im Inneren setzt Oechsner mit neuen Materialien spielerische Akzente, die die Leichtigkeit der 50er Jahre-Architektur aufnehmen.           

Letzte Arbeiten im Treppenhaus: Handwerker transportieren eine Glasplatte. Im Hintergrund das Wandbild mit der Karte Mainfrankens. 
Foto: Ulises Ruiz | Letzte Arbeiten im Treppenhaus: Handwerker transportieren eine Glasplatte. Im Hintergrund das Wandbild mit der Karte Mainfrankens. 

Sanierung kostete 15 Millionen Euro 

15 Millionen Euro hat die VR-Bank in die Sanierung gesteckt. Wer meint, dafür hätte man genauso gut ein neues Haus bauen könnte, irrt. Denn Qualität und Atmosphäre des dreistöckigen Altbaus sind einzigartig. Im Treppenhaus beleuchten Deckenlampen den abgeschliffenen Kunststein und die kubistischen Elemente im Wandbild-Zyklus von Ludwig Mahler. Seminar- und Büroräume sind hell und großzügig, da am luftigen Grundschnitt von Klassenzimmern und Fluren nichts geändert wurde. Von jedem Raum hat man einen anderen Blick auf die Bäume im Innenhof, zur Residenz oder über die Dächer der Stadt. Im Erdgeschoss gibt es eine wohnliche Cafeteria für die Mitarbeiter, im Keller sind Dusch-, Yoga- und Fitnessräume.    

Frischer Glanz im Treppenhaus, das vom vierteiligen Wandbildzyklus 'Die Schöpfung' des Würzburger Malers Ludwig Martin (1915–1973) geschmückt wird.  Auf dem lebendig schattierten blauen Grund mit kubistischen Elementen wächst als Leitthema ein Baum vom Keller bis zum Dach. 
Foto: Ulises Ruiz | Frischer Glanz im Treppenhaus, das vom vierteiligen Wandbildzyklus "Die Schöpfung" des Würzburger Malers Ludwig Martin (1915–1973) geschmückt wird.  Auf dem lebendig schattierten blauen Grund mit ...

"Für uns ist die Sanierung eine sinnvolle Investition, da wir vom neuen Gebäude jetzt kurze Wege zu unserem  benachbarten Hauptgebäude haben", sagt VR-Bank-Vorstandssprecher Rainer Wiederer. Bisher waren Arbeitsplätze in angemieteten Räumen in der Hofstraße ausgelagert. "Als Arbeitgeber möchten wir unseren Mitarbeitern attraktive Arbeitsplätze in einer schönen Umgebung bieten."    

Im Seminarraum im Erdgeschoss erinnert die Tafel aus den 50er Jahren daran, dass hier einst ein Klassenzimmer war. Die Sitzecken öffnen sich zum Gang. 
Foto: Ulises Ruiz | Im Seminarraum im Erdgeschoss erinnert die Tafel aus den 50er Jahren daran, dass hier einst ein Klassenzimmer war. Die Sitzecken öffnen sich zum Gang. 

Laut Wiederer war die neue Technik die größte Herausforderung der Sanierung: Lüftung, Heizung und Elektrik müssen funktionieren, aber gleichzeitig unsichtbar sein. Auch die bei der Entscheidung über Abriss oder Sanierung viel diskutierte Dämm- und Brandschutzproblematik ist so gelöst: Man sieht sie nicht.        

Aus den in der Wand eingelassenen Glasvitrinen im Gang vor den Klassenzimmern wurden Doppelsitzer-Bänke.  Die Wände sind mit schrägen Holzpaneelen verkleidet, die mit Licht und Schatten spielen. Jedes Stockwerk nimmt die Farbe des jeweiligen Wandbilds im Treppenhaus auf - im Erdgeschoss ist es blau. 
Foto: Ulises Ruiz | Aus den in der Wand eingelassenen Glasvitrinen im Gang vor den Klassenzimmern wurden Doppelsitzer-Bänke.  Die Wände sind mit schrägen Holzpaneelen verkleidet, die mit Licht und Schatten spielen.

Was man sofort wahrnimmt, sind viele Details, die an die ehemalige Schule erinnern: Von den original Türen im Foyer, über hölzerne Garderoben und Tafeln bis zu den Wandbildern im Treppenhaus - mitsamt den Kritzeleien, mit denen sich Schüler zum Beispiel auf dem Stadtplan Würzburgs im Foyer verewigt haben. "Wir haben nur die Stellen ausgebessert, die wirklich kaputt waren", sagt Oechsner.

Auf der Wandkarte mit dem Stadtplan Würzburgs hat die Geschichte des Gebäudes Spuren hinterlassen. Die Kritzelei stammt von einem Schüler. 
Foto: Ulises Ruiz | Auf der Wandkarte mit dem Stadtplan Würzburgs hat die Geschichte des Gebäudes Spuren hinterlassen. Die Kritzelei stammt von einem Schüler. 

Der Würzburger Architekt (u.a. Sanierung Roter Bau und Alte Reichsbank, Neubau Porsche Zentrum) legt Wert auf die Details. So entsprechen Profile und Verleistungen der neuen Fenster genau den Originalen. Die Farbe der jeweiligen Wandkarte im Treppenhaus wird in Boden und Wänden des Stockwerks aufgegriffen. Lampen und Stühle in der Cafeteria passen ins Design der 50er Jahre - und so zieht es sich durch das gesamte Gebäude.   

Die Schulgarderobe wird im Bankgebäude wieder genutzt werden . Dahinter sieht man die Wandkarte mit dem Stadtplan Würzburgs.
Foto: Ulises Ruiz | Die Schulgarderobe wird im Bankgebäude wieder genutzt werden . Dahinter sieht man die Wandkarte mit dem Stadtplan Würzburgs.

Wer bislang der Meinung war, das "alte Gerutsch gehört abgerissen", sollte sich den sanierten Windmühlenflügel der Mozartschule einmal anschauen. Ein Blick ins Treppenhaus ist jederzeit möglich, der Rest des von der Bank "VR@MOZ" getauften Hauses kann sicherlich einmal an einem "Tag des offenen Denkmals" besichtigt werden.

Öffentlich zugänglich sollen die Hatz'schen Gärten gegenüber der Residenz werden. Der Eingang ist an der Balthasar-Neumann-Promenade bereits gebaut. Doch fertig gestellt werden die Außenanlagen erst, wenn auch der städtische Teil der Schule saniert ist.   

Die Toiletten im 'VR@MOZ': Pastellfarbene Kacheln und ein Spiegel in typischer 50er Jahre Form. 
Foto: Ulises Ruiz | Die Toiletten im "VR@MOZ": Pastellfarbene Kacheln und ein Spiegel in typischer 50er Jahre Form. 

Chronik Mozartschule

1955 hat die Stadt die Schule als höhere Lehranstalt für Mädchen nach einem Entwurf des damaligen Baudirektors des Hochbauamtes Rudolf Schlick gebaut. 1995 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt, zeitgleich begann die Stadt mit Investoren über Verkauf und Abriss zu verhandeln. Bis 2001 war das städtische Mozart-Gymnasium hier untergebracht. 
2007 entschied der Stadtrat, auf dem Areal von Schule und Faulhaber-Platz ein Einkaufszentrum zu bauen. Mehrere Anläufe das Gelände zu verkaufen scheiterten. 2012 startete ein neuer Investorenwettbewerb für ein Einkaufszentrum plus Büros, Wohnungen und einer Tiefgarage mit 900 Stellplätzen.
Im Bürgerentscheid „Rettet das Moz“ stimmte 2015 die Mehrheit der Wähler (Beteiligung 20 Prozent) für den Erhalt der Schule. Der Bürgerentscheid „Grüner Platz am Theater“ verhinderte 2017 die Bebauung des Faulhaber-Platzes und den Bau einer Tiefgarage. Bis 2016 nutzte das Central-Kino Aula und Foyer des Moz. Außerdem waren verschiedene Schulen, Vereine und private Mieter hier untergebracht.
2018 erwarb die VR-Bank den Windmühlen-Teil der Schule in Erbpacht und kaufte den später gebauten Anbau sowie ein Grundstück zwischen Schule und ihrem Verwaltungsgebäude an der Ecke Theaterstraße/Balthasar-Neumann-Promenade. Im sanierten Windmühlenteil "VR@MOZ " arbeiten ab 13. September 180 Mitarbeiter, die bislang in gemieteten Räumen in der Hofstraße waren. Der Anbau wird bis April 2022 saniert und aufgestockt. Hier entstehen 780 Quadratmeter Wohnfläche. Für das Baugrundstück gibt es laut VR-Bank derzeit keine Pläne. 

Der städtische Teil der Mozartschule (Hufeisen) wird seit März renoviert. Derzeit finden an der Hofstraße Rohbauarbeiten statt. 16,5 Millionen Euro Kosten sind geplant. 2023 sollen im Mozarteum Teile der Hochschule für Musik, Städtische Sing- und Musikschule, Mozartfestbüro sowie Veranstaltungsräume untergebracht werden.   
Quelle: gam
 
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  • georg-ries@web.de
    Gibts da einen Tag der offenen Tür, um sich das anzuschauen?
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  • georg-ries@web.de
    Herr Oechsner hat ja auch einen sehr guten Ruf, da sind andere "Stararchitekten" weit von entfernt! Nicht zu vergessen ein Dank an die VR Bank, die diese nicht unerheblichen Kosten auf sich genommen hat!
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  • sepele
    Schaut toll aus! Das hat sich gelohnt.
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  • woody
    Bravo. Das hätte ich nicht erwartet, dass man das im Stil der 50er Jahre tatsächlich so ansehnlich hinbekommt. Zumindest wirkt die Gestaltung auf den gezeigten Bildern durchaus positiv.
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  • Reinshagen153@t-online.de
    Absolut! Hätte ich auch nicht erwartet. Einmalig, was Architekt Thomas Oechsner da mit viel Einfühlungsvermögen schuf und den Charme der 50er wieder erstrahlen ließ - mitten in der steril gewordenen Welt des 21 Jh. Mit Kalkputz & Mineralfarben, statt Gipsputz & Dispersionsfarben der heutigen Plastik-Fassaden, die unser Land verschandeln und die schnell versiffen & verschimmlen.
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