Happy End für die Mozartschule: Nachdem fast 30 Jahre lang die Abrissbirne über dem rund 70 Jahre alten Denkmal schwebte, wurde es jetzt doch saniert. Während der städtische Teil der Schule, mit dem Eingang zur Hofstraße, erst 2023 fertig sein soll, wird der sogenannte Windmühlenflügel an der Maxstraße schon bezogen. Die VR-Bank Würzburg hat ihn 2018 von der Stadt in Erbpacht erworben und zu einem modernen Bürogebäude mit dem Charme der 50er Jahre umgebaut. Am Montag fangen 180 Mitarbeiter hier zu arbeiten an.
An der Fassade des neuen Verwaltungsgebäudes strahlt der Kalkputz im hellen Gelb, die Fenster wurden mit hellgrauer Mineralfarbe so verziert, wie das in den 50er Jahren gemacht wurde. Schon bevor man das neue Verwaltungsgebäude der VR-Bank betritt, sieht man, wie sich Alt und Neu ergänzen. Architekt Thomas Oechsner hat aus alten Plänen die Lage eines nierenförmigen Teichs am Eingangsbereich rekonstruiert, der in den 80er Jahren abgebaut wurde. Er wird an derselben Stelle wieder angelegt und mit den Originalsteinen eingefasst.
Gegenüber führt ein neuer Zugang für Rollstuhlfahrer in das Gebäude - aber keine gerade Rampe, sondern ein elegant geschwungener Bogen. Auch im Inneren setzt Oechsner mit neuen Materialien spielerische Akzente, die die Leichtigkeit der 50er Jahre-Architektur aufnehmen.
Sanierung kostete 15 Millionen Euro
15 Millionen Euro hat die VR-Bank in die Sanierung gesteckt. Wer meint, dafür hätte man genauso gut ein neues Haus bauen könnte, irrt. Denn Qualität und Atmosphäre des dreistöckigen Altbaus sind einzigartig. Im Treppenhaus beleuchten Deckenlampen den abgeschliffenen Kunststein und die kubistischen Elemente im Wandbild-Zyklus von Ludwig Mahler. Seminar- und Büroräume sind hell und großzügig, da am luftigen Grundschnitt von Klassenzimmern und Fluren nichts geändert wurde. Von jedem Raum hat man einen anderen Blick auf die Bäume im Innenhof, zur Residenz oder über die Dächer der Stadt. Im Erdgeschoss gibt es eine wohnliche Cafeteria für die Mitarbeiter, im Keller sind Dusch-, Yoga- und Fitnessräume.
"Für uns ist die Sanierung eine sinnvolle Investition, da wir vom neuen Gebäude jetzt kurze Wege zu unserem benachbarten Hauptgebäude haben", sagt VR-Bank-Vorstandssprecher Rainer Wiederer. Bisher waren Arbeitsplätze in angemieteten Räumen in der Hofstraße ausgelagert. "Als Arbeitgeber möchten wir unseren Mitarbeitern attraktive Arbeitsplätze in einer schönen Umgebung bieten."
Laut Wiederer war die neue Technik die größte Herausforderung der Sanierung: Lüftung, Heizung und Elektrik müssen funktionieren, aber gleichzeitig unsichtbar sein. Auch die bei der Entscheidung über Abriss oder Sanierung viel diskutierte Dämm- und Brandschutzproblematik ist so gelöst: Man sieht sie nicht.
Was man sofort wahrnimmt, sind viele Details, die an die ehemalige Schule erinnern: Von den original Türen im Foyer, über hölzerne Garderoben und Tafeln bis zu den Wandbildern im Treppenhaus - mitsamt den Kritzeleien, mit denen sich Schüler zum Beispiel auf dem Stadtplan Würzburgs im Foyer verewigt haben. "Wir haben nur die Stellen ausgebessert, die wirklich kaputt waren", sagt Oechsner.
Der Würzburger Architekt (u.a. Sanierung Roter Bau und Alte Reichsbank, Neubau Porsche Zentrum) legt Wert auf die Details. So entsprechen Profile und Verleistungen der neuen Fenster genau den Originalen. Die Farbe der jeweiligen Wandkarte im Treppenhaus wird in Boden und Wänden des Stockwerks aufgegriffen. Lampen und Stühle in der Cafeteria passen ins Design der 50er Jahre - und so zieht es sich durch das gesamte Gebäude.
Wer bislang der Meinung war, das "alte Gerutsch gehört abgerissen", sollte sich den sanierten Windmühlenflügel der Mozartschule einmal anschauen. Ein Blick ins Treppenhaus ist jederzeit möglich, der Rest des von der Bank "VR@MOZ" getauften Hauses kann sicherlich einmal an einem "Tag des offenen Denkmals" besichtigt werden.
Öffentlich zugänglich sollen die Hatz'schen Gärten gegenüber der Residenz werden. Der Eingang ist an der Balthasar-Neumann-Promenade bereits gebaut. Doch fertig gestellt werden die Außenanlagen erst, wenn auch der städtische Teil der Schule saniert ist.
Chronik Mozartschule
Der städtische Teil der Mozartschule (Hufeisen) wird seit März renoviert. Derzeit finden an der Hofstraße Rohbauarbeiten statt. 16,5 Millionen Euro Kosten sind geplant. 2023 sollen im Mozarteum Teile der Hochschule für Musik, Städtische Sing- und Musikschule, Mozartfestbüro sowie Veranstaltungsräume untergebracht werden.