
Der Grundschulbetrieb in Bayern wird stufenweise wieder hochgefahren. Am 11. Mai starten die Viertklässler, am 18. Mai folgen die Erstklässler. Doch welche Auswirkungen hat die plötzliche Veränderung eigentlich für die Kinder? Und wie erklärt man die neuen Regeln, ohne Angst zu machen? Was eine Professorin für Grundschulpädagogik und das Kultusministerium empfehlen und wo Eltern sich Hilfe holen können.
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Für die Kinder ist die Öffnung der Schulen keine einfache, aber eine wichtige Veränderung, sagt Professor Sanna Pohlmann-Rother, Inhaberin des Lehrstuhls für Grundschulpädagogik an der Uni Würzburg. "Die Öffnung der Schulen füllt für Kinder eine Lücke. Im Normalfall freuen sie sich auf ihre Lehrerin und auf ihre Mitschüler, das hat ihnen gefehlt." Jetzt gehe es darum, die Kinder sozial einzubinden und nicht darum, fachliche Dinge einzutrichtern.
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Laut Pohlmann-Rother wird vieles anders sein. Oft würde etwa nicht die gesamte Klasse zusammenkommen und die Kinder müssten jetzt Abstand halten. "Wir sollten uns hier jedoch nichts vormachen, die Kinder werden nicht ständig zwei Meter Abstand voneinander halten." Grundschülern sei jedoch zuzutrauen, dass sie sich regelmäßig die Hände für eine gewisse Zeit waschen. Auch andere Hygieneregeln, wie sich in die Armbeuge zu niesen, könnten Grundschüler durchaus befolgen.
- Tipp vom Kultusministerium: Besprechen Sie nicht alles, was vielleicht sein kann. Sonst werden Ängste und Unsicherheit noch größer.
Es sei nicht davon auszugehen, dass die Veränderungen den Kindern Angst machen, so Pohlmann-Rother. "Ich würde eher von Verunsicherung sprechen. In der Grundschule eignen sich Sitzkreise oder Gesprächskreise, um darüber zu sprechen." Eltern sollten sich auf der Webseite der Schule über das weitere Vorgehen informieren und individuell darauf schauen, wie das eigene Kind reagiert. "Dabei muss man sensibel sein für die individuellen Bedürfnisse. Die vergangenen Wochen gehen nicht spurlos an den Kindern vorbei."
- Tipp vom Kultusministerium: Sprechen Sie so mit Ihrem Kind, dass es die Dinge verstehen kann. Machen Sie es nicht zu schwer, aber beantworten Sie die Fragen ehrlich, soweit Sie es können.
Leistung sollte laut Pohlmann-Rother jetzt sekundär sein. "Bei der Notengebung sollten sich Schulen fragen, ob Noten jetzt noch Sinn machen." Sinnvoller seien Berichte der Lehrkräfte, die im Dialog mit den Eltern entstehen. Für Eltern spiele nun auch Frustrationstoleranz eine Rolle. Wichtig sei, sich regelmäßig über den Lernstand der Kinder zu informieren, Sprechstunden zu nutzen und den Lehrkräften Rückmeldung darüber zu geben, wie das Lernen zuhause laufe.
- Tipp vom Kultusministerium: Zeigen Sie Ihrem Kind, wie Sie selbst besonnen mit der Situation umgehen. Besprechen Sie, was Sie beruhigt und Ihnen hilft. Ihr Kind lernt von Ihnen.
Wichtige Fragen sind laut Pohlmann-Rother: Was hat daheim gut geklappt? Wo gab es Probleme? Welche Arbeitsblätter haben gut funktioniert, welche nicht? Wie läuft es an den Tagen, an denen keine Schule ist? Auch der Austausch zwischen den Eltern sei wichtig. "Das geht über selbst organisierte Eltern-Chats, E-Mails oder durch den Austausch von Arbeitsmaterialien."
- Tipp vom Kultusministerium: Nutzen Sie die Lernangebote der Schule Ihres Kindes. Achten Sie auf angemessene Pausen. Überfordern Sie Ihr Kind und sich selbst nicht.
"Kinder können sich über Skype, Facetime oder sogar über die normale Post bei den Hausaufgaben austauschen", so Pohlmann-Rother. Dies sei bei den Dritt- und Viertklässlern denkbar. Erst- und Zweitklässler hingegen sollten mit dem Medium nicht allein gelassen werden. Auch innerhalb der Schule gebe es Möglichkeiten: "Ich werde bei meiner eigenen Tochter darauf achten, dass sie bei Lerngruppen in der Schule mit ihren Freunden eingeteilt wird."
- Tipp vom Kultusminsterium: Ermöglichen Sie Kontakte mithilfe der sozialen Medien. Zeigen Sie Ihrem Kind, wie sie mit anderen in Kontakt bleiben können.
"Neben den Lehrkräften sind hier die für Ihre Schule zuständige Beratungslehrkraft und die Schulpsychologin bzw. der Schulpsychologe wichtige Ansprechpartner", heißt es dazu auf der Webseite des bayerischen Kultusministeriums. Darüber hinaus können Eltern sich an die staatlichen Schulberatungsstellen wenden.