Trotz des bundesweiten Aufwinds ihrer Partei ist die Anzahl der grünen Mitglieder im Landkreis Würzburg noch überschaubar: 224 sind es, im Kreistag ist die Partei derzeit mit neun Sitzen vertreten. Doch die Landkreis-Grünen haben Ambitionen. Nicht neun grüne Kreistagsmitglieder soll es nach der Kommunalwahl 2020 geben, sondern mindestens doppelt so viele. Und natürlich eine grüne Landrätin, Karen Heußner. Deshalb widmen die Grünen bei der Aufstellung der Kreistagsliste in Eibelstadt den ersten 20 Listenplätzen besondere Aufmerksamkeit. Wer sich für diese Plätze bewirbt, darf sich und seine politischen Ziele in einer fünfminütigen Vorstellung präsentieren.
Es ist eine familiäre Veranstaltung, bei der die Landkreis-Grünen Unterstützung von ihren Parteifreunden aus der Stadt Würzburg und aus Kitzingen bekommen. So ist etwa der Würzburger Landtagsabgeordnete Patrick Friedl erschienen, der bei den vielen Abstimmungen die Zettel einzusammeln hilft. 34 stimmberechtigte Mitglieder sind gekommen, um über die 70 Plätze umfassende Liste abzustimmen. Am Ende wird sich Karen Heußner sehr zufrieden zeigen mit der Zusammensetzung dieser Liste. "Sie ist paritätisch, mit ganz jungen und auch vielen älteren Mitgliedern, und berücksichtigt den gesamten Landkreis."
Handeln vor Ort ist wichtig
Zuvor aber steht die Vorstellungsrunde der Bewerber an, in der erwartungsgemäß bestimmte Themen bei den meisten ganz vorne auf der Agenda stehen. Eine deutliche Verbesserung des ÖPNV gehört ebenso dazu wie "ganz viel Klima", wie es Karen Heußner in ihrer Bewerbung um den ersten Listenplatz formuliert. Sven Winzenhörlein, der zweite auf der Liste, ergänzt die Ziele um die Bewahrung von Natur und Landschaft in der Region. "Die Grünen erfahren viel Zuspruch. Deshalb sind wir auch in der Verantwortung, etwas zu leisten", sagt er.
Jessica Hecht sieht die Notwendigkeit, benachteiligte Menschen mitzunehmen und auf kommunaler Ebene etwas zu erreichen. Das ist auch Sebastian Hansen wichtig, der auf Platz vier der Liste steht. Der 24-Jährige findet, beim Klimapaket der großen Koalition sei "nicht viel herum gekommen", deshalb müsse vor Ort gehandelt werden.
Kandidaten aller Altersstufen sind vertreten
Relativ bescheiden bewirbt sich die Landtagsabgeordnete Kerstin Celina für Platz fünf. Genau da wolle sie sein, sagt sie. In der Mitte der Liste, zwischen Jung und Alt. Zu den Altgedienten zählt beispielsweise Rita Heeg, seit über 30 Jahren bei den Grünen und demnächst zwölffache Großmutter. Die "neue Energie" der Partei hat sie mitgezogen, und nun will sie die B 26n verhindern helfen.
Am anderen Ende der Altersskala findet sich Sebastian Huber aus Kürnach, 20 Jahre jung, der sich völlig entspannt vor seine Parteigenossen stellt und sagt, was ihm stinkt: Die Service-Wüste im ÖPNV und die argumentative Einöde in manchen politisch aktiven Köpfen im Landkreis. Mit Begründungen wie "Das haben wir noch nie so gemacht" beziehungsweise "Das haben wir schon immer so gemacht" will er sich nicht abspeisen lassen.
Ein Rückblick auf schwierige Zeiten
Die jungen Grünen wollen ran an die althergebrachten Strukturen, bei den Älteren blicken viele mit milder Verwunderung auf den Wandel zurück, den ihre Partei erlebt hat. Josef Meixner aus Ochsenfurt etwa erinnert sich an ungemütliche Zeiten vor mehr als 20 Jahren, als es im Ochsenfurter Gau nicht leicht gewesen sei, als Sympathisant der Grünen aufzufliegen. "Das hat sich inzwischen gewandelt", sagt Meixner.
"Es sind keine gewöhnlichen Zeiten für die Grünen", sagt daher auch Patrick Friedl. Dennoch hält er eine Verdoppelung der Zahl der Kreistagssitze für alles andere als utopisch. "Das ist der Anspruch der Grünen in Unterfranken", sagt er. Und Christoph Trautner aus Eibelstadt verteilt diesem Anspruch entsprechend Päckchen mit Walnüssen: 18 an der Zahl.
Mehr Grün im Stadtbild, wie es in Würzburg die Parteilinie ist, war in Eibestadt leider nicht die Ansicht der Grünen-Partei im Stadtrat. Und die Basis hat stillgehalten.