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Rottendorf
"Grün in der Regierung wirkt": Katharina Schulze schwört die Parteifreunde in Würzburg auf den Wahlkampf ein
Jahresempfang der Grünen aus Würzburg Stadt und Land mit Katharina Schulze: Die Oppositionsführerin im Landtag versprüht Euphorie, doch an der Basis gibt es auch Frust.
Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag, war zu Gast beim Jahresempfang der Grünen-Kreisverbände Würzburg und Würzburg-Land. 
Foto: Patty Varasano | Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag, war zu Gast beim Jahresempfang der Grünen-Kreisverbände Würzburg und Würzburg-Land. 
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:16 Uhr

Es ist gerade ein paar Tage her, da stand Fred Stahl am 1. Oktober mit seinen Parteifreunden am Grab von Petra Kelly. Die Mitbegründerin der Grünen ist vor 30 Jahren gestorben. "Sie war eine der wichtigsten Vorkämpferinnen der ökologischen und der weltweiten Friedensbewegung", sagte Patrick Friedl an ihrem Grab im Würzburger Waldfriedhof.  

Es sind diese Ideale, die auch Fred Stahl bewegt haben, in die Partei der Grünen einzutreten. Der 72-Jährige aus Theilheim hat gegen Atomkraft in Wackersdorf protestiert und ist für den Frieden marschiert. Über seine Grünen lässt er eigentlich nichts kommen. Und eigentlich müsste er jetzt überglücklich sein, die Grünen auch in der Regierung zu sehen.  

Jahresempfang mit 120 Gästen aus Politik und Gesellschaft

Doch Fred Stahl ist nicht zufrieden. „Die Grünen sind weichgespült“, sagt er am Rande des Jahresempfangs in Rottendorf am Samstag. Gerade bei den Themen Tempolimit und Vermögenssteuer wünscht er sich mehr Durchsetzungskraft. Aber, „wir lassen uns zu viel von der FDP vorführen“, kritisiert er und weiß sich gerade im Kreis der Altvorderen mit dieser Meinung nicht alleine.

Rund 120 Menschen besuchten den Jahresempfang der Grünen von Stadt und Landkreis in der Erasmus-Neustetter-Halle in Rottendorf.
Foto: Patty Varasano | Rund 120 Menschen besuchten den Jahresempfang der Grünen von Stadt und Landkreis in der Erasmus-Neustetter-Halle in Rottendorf.

Hubert Hofmann aus Veitshöchheim pflichtet bei. Auch er ist 72 Jahre alt und gerade nicht zufrieden mit seiner Partei. Er wünscht sich eine "Rückbesinnung auf die alten Werte, denn die Ideale und Ziele der Grünen von damals haben heute noch viel mehr Bedeutung", sagt er. 

"Die Grünen sind weichgespült."
Fred Stahl, Gründungsmitglied der Grünen aus Theilheim

"Kluge Politik bedeutet Lösungen für alle", sagt Katharina Schulz dann auf der Bühne. Gut 120 Gäste aus Politik und Gesellschaft hören ihr zu und erfahren: "Die Grünen sind die Partei, die das Leben für alle besser macht." Die Oppositionsführerin im Bayerischen Landtag nennt die Entlastungspakete der Bundesregierung als Beispiel. Ohne die Grünen in der Regierung sähen diese anders aus, meint sie und ist überzeugt: "Grün wirkt."

Schulzes Forderung zum Neun-Euro-Ticket

Wenn es um Entlastung der Bürgerinnen und Bürger geht, dann dürfe sich auch der Freistaat Bayern nicht aus der Verantwortung ziehen, so Schulze. Möglichkeiten gebe es genug für Ministerpräsident Markus Söder, beispielsweise bei der Fortführung des Neun-Euro-Tickets. „Bayern bremst hier“, sagt die Fraktionsführerin der Grünen im Bayerischen Landtag und fordert, diese Blockade zu beenden. Denn ein günstiges, verbundübergreifendes Ticket für den Nah- und Fernverkehr sei nicht nur gut für den Klimaschutz, sondern auch für die soziale Teilhabe.

"Die Grünen sind die Partei, die das Leben für alle besser macht."
Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag

Katharina Schulze nutzt die Bühne, um die Grünen in Stadt und Landkreis Würzburg auf den Wahlkampf einzuschwören. Sie ist euphorisch, redet frei, setzt Spitzen. „Spätestens bei der nächsten Landtagswahl muss die Energiepolitik in Bayern in grüner Hand sein“, sagt sie und weiß, was sie will. Nämlich, die 10H-Regel bei Windkrafträdern abschaffen, die Solarpflicht auf Dächer und Investitionsrichtlinien für den Ausbau der Erneuerbaren Energien einführen.

Sorge um den Rechtsruck in Europa

Die Themen, die Fred Stahl und Hubert Hofmann interessieren, spricht sie nicht an. Kein Wort zur Atomkraft, kein Satz zum Tempolimit, kein Aufruf zum Frieden. Auch Europaabgeordnete Henrike Hahn hat andere Schwerpunkte. Sie sorgt sich um den Rechtsruck in Europa und ärgert sich, dass EVP-Chef Manfred Weber (CSU) mit seiner Unterstützung für Berlusconi an dieser Entwicklung "aktiv mitgewirkt" habe. 

Europaabgeordnete Henrike Hahn drückte beim Jahresempfang der Grünen Sorge um den Rechtsdruck in Europa aus.
Foto: Patty Varasano | Europaabgeordnete Henrike Hahn drückte beim Jahresempfang der Grünen Sorge um den Rechtsdruck in Europa aus.

Charles Leineweber aus Ochsenfurt zeigt Verständnis für die schwierige Situation, in der seine Partei gerade ist. Der 38-Jährige ist zwar auch nicht zufrieden mit dem Weiterbetrieb von zwei  Atomkraftwerken, er sieht aber auch die unvorhergesehenen Krisen in der Welt. "Da können wir nicht wie geplant arbeiten. Ich beneide Habeck und Co. nicht", sagt er.  

Auf der Bühne ruft Katharina Schulze dann zur Solidarität auf. „Niemand muss alles alleine lösen“, sagt sie und ruft die Tags zuvor nominierten Kandidatinnen und Kandidaten für die bayerischen Bezirks- und Landtagswahlen 2023 zu sich. Mit Kerstin Celina und Patrick Friedl im Landtag, Christina Feiler und Gerhard Müller im Bezirkstag will sie die "großen Aufgaben gemeinsam angehen". 

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Text war zu lesen, dass Fred Stahl in Randersacker wohnt. Das war ein Fehler. Stahl kommt aus Theilheim.

 
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  • P. v.
    Das ist doch die Frau die schneller spricht wie DENKT!!
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  • A. S.
    „Grün in der Regierung wirkt“, das stimmt, nur eben nicht so, wie das diese Schulze und ihre grüne Sekte glauben.
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  • H. S.
    Wieviel Prozent haben die Grünen? Wieviel Prozent der Bevölkerung wählt NICHT grün? Da ist doch einen eindeutige Stimmung zu sehen
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  • D. T.
    Die Grünen - die größte Gefahr für Wohlstand, Wachstum und Mobilität. Die Grundidee - der Klimaschutz - ist sehr wichtig aber wir müssen zu viel Lebensqualität einbüßen für ein im Gesamtkontext nicht messbaren Erfolg für unseren Planeten.
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  • P. v.
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  • K. S.
    Da zeigt es sich wieder, der Wille der Bürger wird ignoriert. Man setzt seine Ideologien in den Vordergrund die leider nicht der Realität entsprechen. Außerdem mit der Wahrheit nimmt man es auch nicht sehr genau. Man wirft H. Söder Dinge vor die nicht der Wahrheit entsprechen sondern nur ihren Sichtweisen entsprechen. Falls es sich nicht herumgesprochen hat, Bayern hat die meiste alternative Energie zu bieten. Bayern hat eine in Deutschland führende Wirtschaftsleistung. Ohne Bayern und deren Länderausgleichsabgabe stünden andere Bundesländer vor dem Bankrott ! Also immer schön auf Bayern schimpfen, aber dann in dessen Landtag einen Sitz zu bekommen.
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  • d. e.
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  • G. M.
    Katha Schulze hat - wie immer - die Basis begeistert, authentisch, offen und zukunftsorientiert!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    @hms: Wie Sie da Populismus erkennen bleibt Ihr Geheimnis! 🙈
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  • W. M.
    @Gardner: Das gibt es nicht!!! Wir sind einmal einer Meinung. Was das mit Populismus zu tun hat, wenn man zu seinem Kind steht, das verstehe ich auch nicht.
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  • H. S.
    Frau Schulze hat gelernt, kam ohne ihr Kind. Diese populistischen Auftritte braucht kein Mensch.
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