Die Berichte über das elfjährige Mädchen, das durch seine aussergewöhnliche Aggressivität die kinder- und jugendpsychiatrische Klinik am Greinberg in Würzburg seit Anfang 2018 teilweise lahm legt, hat viele Leser betroffen gemacht. "Wie kann ein Kind so werden? Was hat es?", fragen sich Leser. Einige Leserkommentare zielten auch auf die "Hartherzigkeit" der Berichterstattung ab, die auf rückläufige Belegzahlen der Spezialklinik sowie auf erwirtschaftete Defizite des Bezirks Unterfranken fokussieren anstatt des Schicksal des armen, seelisch kranken Kindes zum Thema zu machen.
Ärzte sind an Schweigepflicht gebunden
Das Problem bei der Berichterstattung besteht darin, dass Ärzte selbstverständlich an ihre ärztliche Schweigepflicht gebunden sind. Dies gilt natürlich auch für den Chefarzt der Spezialklinik am Greinberg, Professor Marcel Romanos. Auf Nachfrage dieser Redaktion nach rückläufigen Belegungszahlen in der Klinik am Greinberg und daraus resultierenden Defiziten bestand für Verantwortliche der Klinik und des Bezirks Auskunftspflicht: Schließlich handelt es sich bei dem erwirtschafteten Defizit des Bezirks von 348.000 Euro um öffentliche Gelder. Rückläufige Belegungszahlen und Defizite in den kinder- und jugendpsychiatrischen Intensiveinheiten der Uniklinik Würzburg, deren Träger der Bezirk Unterfranken ist, waren in einer öffentlichen Sitzung des Bezirks thematisiert worden.
Beim Defizit des Bezirks handelt es sich um öffentliche Gelder
Die Darstellung der Aggressivität des seelisch kranken Kindes war also weder hartherzig noch sensationsheischend, sondern schlicht die Erklärung für die Entscheidung der Klinikleitung, aus Sicherheitsgründen die Belegung zu reduzieren. Aus Sicht der Klinikleitung stellte das Mädchen eine nicht zumutbare Gefahr für Mitpatienten und Mitarbeiter dar. Was die Geschichte des Kindes angeht, ist nur so viel bekannt:
Aggressivem Kind wurden schon vor Würzburger Klinikaufnahme Psychopharmaka verabreicht
Laut dem Chefarzt der Klinik, Professor Marcel Romanos, kam das Mädchen mit neun Jahren in die Klinik am Greinberg. Aufgrund der hohen Aggressivität habe es schon über viele Jahre in allen Lebensbereichen Integrationsprobleme gezeigt und sei in vielen verschiedenen Kliniken und Betreuungsstrukturen gewesen, so die Klinikleitung. Zum Zeitpunkt der Aufnahme in Würzburg waren "von verschiedenen Seiten viele verschiedenen Behandlungsversuche unternommen worden", heißt es aus der Klinik, "und zwar sowohl pädagogische und verhaltenstherapeutische Behandlungsversuche". Auch seien "eine ganze Reihe von Psychopharmaka", verabreicht worden, die aber "alle nicht ausreichend geholfen haben".
Ausmaß der Beeinträchtigung des Kindes auch für Klinikpersonal außergewöhnlich
Die Aufnahme in die Klinik am Greinberg erfolgte, weil diese Spezialklinik den Ruf hat, die schwierigsten Fälle in Deutschland behandeln zu können und alle vorherigen Behandlungsversuche gescheitert waren. Nach Auskunft der Klinikleitung hat sich das Verhalten des Kindes durch die intensive Behandlung deutlich bessern und stabilisieren können, jedoch nur unter extrem hohem personellen Aufwand. Was die Diagnose angeht, wird von einer "komplexen Entwicklungsstörung" gesprochen. Es sei anzunehmen, dass die Symptomatik des Kindes aus einem "Zusammenspiel aus körperlichen Faktoren, psychischen Belastungen und der jahrelangen Hospitalisierung" zu erklären sei. Auch für das Personal der Greinberg-Klinik sei das Ausmaß der Beeinträchtigung des Kindes außergewöhnlich. Das Mädchen gehöre sicher "zu den schwersten Fällen überhaupt".
Jetzt versucht die MP zurück zu rudern.
eine Überschrift hat den Zweck, kurz und prägnant Interesse für den Artikel zu schaffen. Unserer Meinung nach ist das hier gelungen, ohne reißerisch zu sein.
Freundliche Grüße
Lukas Will
Digitales Management
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