Das seelisch kranke und hyperaggressive elfjährige Mädchen, das seit Dezember 2017 die kinder- und jugendpsychiatrische Klinik am Greinberg in Würzburg teilweise lahm legt, kommt den Bezirk Unterfranken teuer zu stehen. Weil der Betrieb der Klinik aus Sicherheitsgründen zurückgefahren werden musste und Patientenbetten seit eineinhalb Jahren nur eingeschränkt belegt werden können, hat der Bezirk für diese Klinik ein Defizit von mindestens 348.000 Euro erwirtschaftet. Dies bestätigt auf Anfrage der stellvertretende Geschäftsleiter des Bezirks Unterfranken, Armin Schneegold.
Der Bezirk deckt die Verluste der Klinik aus Rücklagen
Der Defizit-Betrag setzt sich laut Schneegold aus bereits berechneten 232.000 Euro Mindereinnahmen für das Jahr 2018 und angenommenen Mindereinnahmen von 116.000 Euro fürs erste Halbjahr 2019 zusammen. Tariflohnerhöhungen seien bei dem angenommenen Fehlbetrag für 2019 noch nicht eingerechnet. Die Klinik am Greinberg ist gehalten, mindestens kostendeckend zu arbeiten. Dies hat sie laut Schneegold in den Vorjahren getan; sie hat sogar Gewinne erzielt, die in die Rücklagen gegangen sind. "Aus diesen Rücklagen finanzieren wir jetzt die aktuellen Defizite", erklärt Schneegold. Dafür reiche das Geld; viel Spielraum habe man jetzt aber nicht mehr.
Klinik am Greinberg seit Anfang 2018 nur eingeschränkt belegt: Gefahr durch Elfjährige zu groß
Nach Einschätzung von Professor Marcel Romanos, der Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uniklinik Würzburg und gleichzeitig Chefarzt der Spezialklinik am Greinberg ist, gab es zu der teuren Reduktion des Klinikbetriebs keine Alternative. Nach der Aufnahme des seelisch kranken Kindes habe sich schnell herausgestellt, welch großes Gefahrenpotential von ihm ausgehe. Um dies zu verdeutlichen, hat Romanos gegenüber der Presse einige Vorfälle beschrieben. Seinen Worten zufolge hat die psychisch kranke Patientin zahlreiche Mitarbeiter angegriffen, hat sie schwer verletzt oder versucht, sie schwer zu verletzen.
Chefarzt: "Auch andere Patienten sind betreuungsintensiv"
Das Sicherheitsrisiko für die Mitarbeiter sei immens gewesen; man habe versucht, dem zu begegnen, indem man das Kind "immer zu mehreren" betreut habe. "Aber wenn in einer Betreuungsgruppe neun Patienten sind und vier Pfleger und wenn von diesen vier Pflegern sich drei um das Mädchen kümmern müssen, dann funktioniert die Gruppe nicht mehr", sagt Romanos. Man dürfe auch nicht vergessen, dass auch andere Patienten sehr betreuungsintensiv gewesen seien. Weil das hyperaggressive Kind so viel Fachpersonal gebunden habe und für Mitpatienten ebenfalls eine Gefahr darstellte, habe man die Belegung der Spezialklinik mit insgesamt fünfzehn Betten deutlich zurückfahren müssen.
Aber hätte die Klinik am Greinberg die extrem schwierige Patientin überhaupt aufnehmen müssen?Wie der Geschäftsleiter des Bezirks, Jürgen Oswald, bestätigt hat, kommt das Kind aus Hessen. Eine "Versorgungsverpflichtung beziehungsweise eine rechtlich begründete Aufnahmeverpflichtung" dieser Klinik "auch für außerbayerische Patienten gibt es nach meinen Informationen nicht", erklärt Oswald. Sowohl der Geschäftsleiter des Bezirks wie auch sein Stellvertreter weisen darauf hin, dass man sich in die Entscheidung pro oder kontra Aufnahme eines Patienten aber nicht einmische. Das sei Sache der Ärzte.
Lange Suche nach Betreuungsmöglichkeit für Patientin in Hessen
Der Bezirk Unterfranken hat nach eigenen Angaben schon seit vielen Monaten darauf hingearbeitet, dass die elfjährige Patientin in Hessen betreut werden kann, dem Bundesland, aus dem sie kommt. Tatsächlich galt laut Geschäftsleiter Oswald das außergewöhnlich schwierige Mädchen seit Juli 2018 nicht mehr als "krankenhausbehandlungsbedürftig". Es sei in der Folge darum gegangen, für das Kind eine Betreuungsmöglichkeit zu finden. Die Suche aber habe sich aufgrund der immensen Gefährdung, die von der Elfjährigen ausgehe, lange hingezogen; denn das Kind brauche eine eigene, abgetrennte Jugendhilfeeinrichtung mit Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Wie Oswald ausführt, hat sich nach langer Suche mittlerweile ein gemeinnütziger Verein gefunden, der in Zusammenarbeit mit dem Landeswohlfahrtsverband Hessen eine solche Einrichtung geschaffen hat und das Mädchen möglichst im August aufnehmen will.
Bezirk will Verluste nicht von Hessen zurückfordern
Laut dem stellvertretenden Geschäftsleiter des Bezirks, Armin Schneegold, wird der Bezirk Unterfranken die durch die Klinikreduktion entstandenen Defizite in Höhe von rund 348.000 Euro nicht von Hessen zurückfordern. Der Nachweis, dass Belegungsausfälle allein durch das hyperaggressive Mädchen verursacht wurden, sei zu schwierig zu führen.