
Die Universität Würzburg wird immer mehr zum Zentrum für Spitzenforschung in Nordbayern. Mit drei so genannten Advanced Grants des Europäischen Forschungsrates (ERC) konnte die Julius-Maximilians-Universität aktuell so viele Förderpreise einheimsen wie die TU München als Exzellenz-Uni.
Dotiert sind die Auszeichnungen jeweils mit 2,5 Millionen Euro. Aus Bayern kamen ansonsten nur noch die Münchner LMU und die Uni Erlangen-Nürnberg mit je einem Preis zum Zuge.
Europäische Preise als Beweise für bayerische Forschungsexzellenz?
Tut sich der Freistaat in der laufenden Exzellenzrunde von Bund und Ländern eher schwer, freut sich Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) umso mehr über die Auszeichnungen auf europäischer Ebene. In einer Mitteilung spricht er von Projekten "mit bahnbrechendem Potenzial" für die ausgewählten Unis. Zum zweiten Mal in Folge sei Bayern "Bundesprimus bei den extrem renommierten ERC Advanced Grants".
In der Ausschreibungsrunde 2023 wurden europaweit 255 Preise mit einer Gesamtsumme von rund 650 Millionen Euro vergeben. Der Europäische Forschungsrat zeichnet damit herausragende Leistungen erfahrener exzellenter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus.
Die Advanced Grants belegen insofern die Kapazität von Hochschulen in der Spitzenforschung. Von der Uni Würzburg ausgezeichnet wurden:

Physiochemiker Thomas Brixner:
Bei dem Inhaber des Lehrstuhls für Physikalische Chemie I geht es um die elektronische Anregung in Atomen oder Molekülen. Prof. Brixner misst sie nach wissenschaftlichen Maßstäben und untersucht, wie sich angeregte Elektronen wechselseitig beeinflussen. Mit einem neuen Ansatz werden Moleküle mit verschiedenen Laserintensitäten angeregt und jeweils zeitabhängig die Entwicklung beobachtet. Das Verfahren entwickelten Brixner und sein Team mit Partnern an der Universität von Ottawa (Kanada).

Biomediziner Bernhard Nieswandt:
Er hat den Lehrstuhl I für Experimentelle Biomedizin inne und forscht an der Würzburger Uniklinik vor allem zu Thrombozyten – also Blutplättchen – und deren Rolle bei Erkrankungen. Prof. Nieswandt hat erkannt, dass die Blutplättchen viel mehr können als Blutungen stillen oder Infarkte auslösen: Sie treiben über das Immunsystem auch Entzündungsprozesse voran und können somit das Gewebe schädigen. Wie das genau funktioniert, will Nieswandt mit weiteren Untersuchungen herausfinden und damit einen Beitrag für künftige Therapien leisten.

Zellbiologin Isabel Roditi:
Die Professorin leitete bisher am Institut für Zellbiologie der Universität Bern eine Gruppe, die den Erreger der Afrikanischen Schlafkrankheit erforscht. Im Laufe dieses Jahres soll sie aus der Schweiz an den Lehrstuhl für Zoologie I an die Uni Würzburg wechseln. Die in Simbabwe geborene Roditi befasst sich mit so genannten Trypanosomen, einzelligen Parasiten, die neben der Schlafkrankheit auch die Tierkrankheit Nagana verursachen.