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Würzburg
"Glaube an Verschwörungstheorien hat nichts mit Intelligenz zu tun"
Jan Philipp Rudloff erforscht an der Uni Würzburg, wie sich Persönlichkeitsmerkmale auf den Glauben an Verschwörungen auswirken. Welche Menschen dafür besonders anfällig sind.
Jan Philipp Rudloff forscht an der Universität Würzburg über Verschwörungstheorien und die Menschen, die sie verbreiten.
Foto: Thomas Obermeier | Jan Philipp Rudloff forscht an der Universität Würzburg über Verschwörungstheorien und die Menschen, die sie verbreiten.
Dominik Großpietsch
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:45 Uhr

Seit Corona grassieren noch mehr Verschwörungstheorien, Gerüchte und Fake News. Doch was sind das für Menschen, die an Verschwörungsmythen glauben und sie verbreiten? Welche Persönlichkeitsmerkmale haben sie? Jan Philipp Rudloff, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kommunikationspsychologie und Neue Medien der Uni Würzburg, versucht das durch Online-Befragungen herauszufinden. 

Frage: Sie erforschen, was Narzissmus, Egoismus oder Psychopathie mit dem Glauben an Verschwörungstheorien zu tun haben. Wie hängt das zusammen?

Jan Philipp Rudloff: Menschen mit stark ausgeprägten "dunklen" Persönlichkeitsmerkmalen geht es nur um sich selbst – sie handeln, ohne Rücksicht auf andere zu nehmen. Diese Persönlichkeitsmerkmale müssen allerdings nicht zwangsläufig mit Fake News oder Verschwörungstheorien zu tun haben. Es geht um Ziele und Bedürfnisse, die solche Menschen haben. Zum Beispiel haben Narzissten das Bestreben, einzigartig zu sein und bewundert zu werden. Das kann der Glaube an Verschwörungstheorien bedienen - gegen den Strom zu schwimmen und als einer von wenigen die vermeintliche Wahrheit zu kennen, kann für sie reizvoll sein.

Das heißt, diese Menschen sind nur an den Dingen interessiert, die ihnen nutzen.

Rudloff: Ja, mit dieser Einstellung geht vermutlich ein besonderer Umgang mit Fakten einher. Donald Trump, um ein bekanntes Beispiel zu nennen, gilt als Gegner der Wissenschaft - aber nur, solange er nicht von deren Arbeit profitiert. Er leugnet den menschengemachten Klimawandel, lobt aber die schnelle Corona-Impfstoffentwicklung. Wenn er einen Nutzen für sich sieht, stimmt er der Wissenschaft zu. Und das, so nehmen wir an, trifft auch auf einen Teil derjenigen zu, die gegen die Corona-Maßnahmen sind. Der Wissenschaft zu glauben, bedeutet im Corona-Kontext, sich an die Maßnahmen zu halten. Das zu akzeptieren, erfordert ein großes Maß an Solidarität.

Was zeichnet denn Menschen aus, die an Verschwörungen glauben?

Rudloff: Es gibt nicht den einen Umstand, der Menschen dazu bringt, an Verschwörungen zu glauben. Was sicher ist: Der Glaube an Verschwörungstheorien hat nichts mit Intelligenz zu tun. Und solche Menschen sind auch nicht verrückt. Es gibt aber eine gewisse Verschwörungsmentalität, die damit zusammenhängt, dass diese Menschen grundsätzlich anderen in Machtpositionen gegenüber abgeneigt sind, weil sie als bedrohlich angesehen werden. Das kann sich gegen die Politik, die Wissenschaft oder sonstige Eliten richten - also gegen alle, die als mächtig wahrgenommen werden. Der Glaube an Verschwörungen verbindet Personen mit ganz unterschiedlichen Weltbildern: Impfskepsis ist zum Beispiel in esoterischen Kreisen sehr verbreitet, Antisemitismus in der rechtsextremen Szene. Das sieht man auch bei den Demonstrationen.

Wie untersuchen Sie, wer dazu neigt, an Verschwörungen zu glauben?

Rudloff: Wir nutzen Online-Befragungen. Menschen, die dafür angemeldet sind, bekommen verschiedene Fragebögen vorgelegt und beantworten sie. Für die Teilnehmer ist das ein Job, sie machen das freiwillig, werden aber dafür bezahlt. Durch die Selbstauskünfte bei den Antworten sehen wir, dass diese Personen sehr unterschiedlich sind. Wir legen den Teilnehmern Verschwörungstheorien vor. Wir sagen aber nicht dazu, dass das Verschwörungstheorien sind, damit niemand voreingenommen ist: beispielsweise kommt die Verschwörungstheorie vor, dass die Bundesregierung das Coronavirus nur als Vorwand nehme, um Grundrechte einzuschränken. Dann schauen wir uns an, ob es Zusammenhänge zwischen dem Antwortverhalten und den Angaben zur Persönlichkeit gibt.

Welche Rolle spielt Angst? Die Angst um die eigenen Kinder wird ja von Gruppen wie "Eltern stehen auf" in den Vordergrund gestellt...

Rudloff: Es ist verständlich, dass die Pandemie Ängste verursacht und sich Eltern um ihre Kinder sorgen. Und es ist nicht ungewöhnlich, dass man dann auch bei falschen Informationen erst einmal sensibel reagiert und eher daran glaubt. In Telegram-Gruppen wie der von "Eltern stehen auf" werden dann noch weiter Ängste geschürt - so kann ein Teufelskreis entstehen. Wer Angst hat, erlebt einen Kontrollverlust und sucht nach Erklärungen sowie Handlungsmöglichkeiten. Wenn die dann in Form von Verschwörungstheorien und der Teilnahme an Demonstrationen gegen die Maßnahmen geboten werden, kann sich der Glaube verfestigen. Was da aber mittlerweile teilweise gepostet wird, ist eine Hetze gegen die Medien und einen angeblichen Unrechtsstaat - auch, weil die Gruppen unterwandert werden und sich radikalisieren. So kann sich ein Teufelskreis ergeben, der den Menschen dann auch gar nicht gut tut.

Einer der Gründe für Ihre Forschung ist die Annahme, dass Menschen, die an Verschwörungen rund um Corona glauben, sich eher nicht an die Regeln halten. Klingt banal.

Rudloff: Das ist naheliegend, ja. Wer schon angibt, dass das Coronavirus nur so gefährlich wie eine Grippe sei, verhält sich auch entsprechend. Ein sehr ich-bezogener Mensch muss zurückstecken, wenn die Regeln, das große Ganze, der Allgemeinheit helfen. Wenn dieser Verschwörungsglaube nur etwas wäre, worüber man sich mit anderen unterhalten würde, wäre das nicht so kritisch. Es hat aber massive Auswirkungen auf unser gesamtes Leben. Andere Menschen werden gefährdet, wenn ein Infizierter Regeln missachtet - und auch bei ausufernden Demonstrationen. Das macht diese Verschwörungstheorien so gefährlich und unsere Forschung wichtig.

 
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  • H. M.
    Sie verkennen und verdrehen Tatsachen!! Der Wissenschaftler leugnet nicht die Influenza (Grippe). Das tut niemand! Es gibt aber schon eine gefühlte Ewigkeit einen Impfstoff dagegen. Der sorgt dafür, dass man nicht oder zumindest weniger stark an einer Grippe erkrankt. Wer sich nicht impfen lässt und schwer erkrankt oder daran stirbt, ist selbst schuld. Die Grippe ist zwar auch ansteckend, aber nicht so extrem wie Covid19. Dass man Viren durch Impfungen ausrotten kann, hat niemals jemand behauptet und das ist m.E. auch nicht möglich. Man kann aber durch Impfungen dafür sorgen, dass es nicht zu Epidemien oder Pandemien kommt. Vorausgesetzt, dass weltweit genügend Menschen durchgeimpft sind! Das hat schon mit vielen Krankeiten/Viren geklappt. Wir sollten alle froh sein, dass es schon jetzt Impfstoffe gegen Covid19 gibt. Normalerweise dauert die Entwicklung Jahre!! Es ist halt Geduld gefragt. Das gilt auch für alle Besserwisser!!!
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  • S. S.
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  • K. K.
    Dafür muss man studieren??
    Einfach mal nicht jeden Mist lesen der einem zwischen die Finger kommt.
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  • J. N.
    Allerdings was ein richtiger Verschwörungstheoretiker ist, der wird den Teufel tun, einen Fragebogen auszufüllen....
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  • U. A.
    Hat vielleicht nichts mit Intelligenz zu tun, aber ganz bestimmt mit Dummheit. Häufig auch mit Bildungsferne.
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  • J. N.
    Wie Recht Herr Rudloff hat! "Mein" Verschwörungstheoretiker wie er im Buche steht...
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  • E. V.
    Werden die Kommentare hier eigentlich auch von Hr. Rudloff ausgewertet zwinkern
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  • R. F.
    Selten so einen Schwachsinn gelesen....
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  • H. H.
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  • K. F.
    es wird immer verschwörer geben, die sich gegen etwas stemmen und auch bei corona.
    wegzuleugnen dieser pantemie ist ein unding. es gab auch schon andere pantemien weltweit, wie z. b. die pest oder oder... damals starben die menschen zu millionen auf dem globus weg, und vermutlich da gab es sie auch schon.
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  • R. E.
    Ich habe diesen Beitrag jetzt mehrfach gelesen, kann allerdings beileibe nichts fundamental Wissenschaftliches finden. Vielmehr sehe ich eine Aneinanderreihung von recht trivialen und zum Teil auch schwarz-weißen Bildern und Aussagen. Im übrigen findet - das stimmt - eine Radikalisierung statt im Umfeld von Corona. ABER auf vielen Seiten. Und zum Abschluss: ich bin kein Verschwörer, keine Wissenschaftler, nicht verrückt und habe wohl durchschnittliche Intelligenz.
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  • F. K.
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  • A. N.
    Ich finde, man sollte sich als Wissenschaftler erst einmal ganz nüchtern mit dem Begriff Verschwörungstheorie auseinandersetzen.
    Dieser Begriff wird nicht nur verwendet, wenn es sich eindeutig um Unwahrheiten handelt (z. B. Coronaleugner). Er wird auch verwendet, um andere mundtot zu machen und selber die Deutungshoheit zu behalten. Es ist ein sehr manipulativer Begriff und impliziert, dass eine Seite die Wahrheit kennt und die andere Unsinn denkt. Einen solchen Begriff sollte dich die Wissenschaft nicht aneignen.
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  • H. H.
    Jetzt wird versucht, eine Schablone zu basteln um Kritiker abzustempeln.
    Geschichte lernen wäre besser.
    Und unter Wissenschaftler gibt es genügend Narzissten und nicht jeder wissenschaftliche Erkenntniss entspricht auch die Tatsachen und es ist gut bekannt, dass es wird genügend Unsinn publiziert und verbreitet in wissenschaftlichen Kreisen.
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  • R. D.
    Sehr interessant. Da gibt es tatsächlich Parallelen zu Verschwörungstheoretiker im erweiterten Bekanntenkreis.
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