In den sozialen Medien kursierte kürzlich ein Foto, das vor Giftködern im Würzburger Stadtteil Grombühl warnt. Auf dem Foto ist ein Pappschild in einer Grünfläche zu sehen. Darauf ist zu lesen: "Achtung! Hier werden giftige Hunde-Köder ausgelegt!"
Immer wieder tauchen in Würzburg derartige Warnungen in Online-Hundegruppen und in speziellen Apps für Hundehalterinnen und Hundehalter auf. Denn die Köder sind tückisch. Je nach Inhalt bleibt im Ernstfall nur wenig Zeit, um den Hund zu retten.
Zwei Würzburger Expertinnen wissen, mit welchen Tricks Hundehalterinnen und Hundehalter ihre Vierbeiner von gefährlichen Ködern fernhalten können, welche Maßnahmen zu ergreifen und welche auf jeden Fall zu vermeiden sind.
Welche Köder können meinem Hund gefährlich werden?
Grundsätzlich müsse man bei den ausgelegten Ködern zwei Arten unterscheiden, sagt Tanja Weigert, Tierärztin mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie für Hunde in Würzburg. So könnten die Köder entweder Giftstoffe enthalten oder mit spitzen oder scharfen Gegenständen wie Scherben, Nägeln oder Rasierklingen präpariert worden sein. "Bei den Giftstoffen gibt es zwei Stoffe, die häufiger eine Rolle spielen", sagt Weigert, "einerseits Rattengift und andererseits Schneckenkorn". Aber auch andere Betäubungs- und Schädlingsbekämpfungsmittel könnten Hunden in Ködern gefährlich werden.
"Das Problem ist: Das sind Substanzen, die viele sowieso zuhause haben beziehungsweise jeder erwerben kann", sagt Carolin Schmitt, Hundetrainerin und Verhaltenstherapeutin aus Würzburg, "alle Gifte, die man gegen andere Tiere im Haus oder im Garten einsetzt, sind auch für Hunde giftig".
Getarnt als Köder seien Gift und scharfkantige Gegenstände dann meist in für den Hund schmackhaften Lebensmitteln wie Hackfleisch oder Wurstresten versteckt.
Handelt es sich um Köder, die mit Scherben, Nägeln oder Ähnlichem präpariert wurden, können die Symptome relativ schnell sichtbar werden, sagt Tanja Weigert. Klassisch seien hier Verletzungen und Blutungen im Maulbereich. Schwieriger werde es hingegen bei Giftködern. "Bei den Giften ist das Problem, dass sie sehr unterschiedlich wirken", sagt Weigert.
Bei sogenannten Akutgiften wie dem Schneckenkorn setzen die Symptome in der Regel relativ schnell ein. "Da hat man oft schon innerhalb einer halben Stunde ein Problem", so Weigert. Rattengift hingegen wirke meist deutlich verzögert. So könne es vorkommen, dass vergiftete Hunde teilweise erst am Tag nach der Vergiftung erste Symptome zeigen.
"Sobald der Hund stark speichelt, Schaum vor dem Maul hat, apathisch ist oder nicht mehr fressen will, könnten das Anzeichen für eine Vergiftung sein", sagt Carolin Schmitt. Symptome wie Erbrechen und Durchfall sollten hingegen nicht überbewertet werden. "Das sind sehr unspezifische Symptome", sagt Tanja Weigert. Diese könnten viele Ursachen haben und kämen bei Hunden durchaus häufiger einmal vor. Bedenklich werde es vor allem, wenn besonders starker, blutiger oder sehr flüssiger Durchfall auftrete, sich Blut im Urin fände oder der Hund blutig erbreche, erklärt Schmitt. Ursache hierfür könnten durch das Gift ausgelöste Blutungen im Magen des Tieres sein.
Hinweise auf eine Vergiftung könnten zudem auffällige Verhaltensänderungen des Hundes wie Zittern, ungewöhnlich starke Müdigkeit, starkes Hecheln, Torkeln oder Teilnahmslosigkeit geben, erklärt Weigert.
Auch kleine Einblutungen in den Schleimhäuten können ein Warnzeichen sein. "Diese Einblutungen sind sehr kennzeichnend, man muss nur wissen, wo man hinschauen muss", sagt Weigert. In speziellen Erste-Hilfe-Kursen könnten Hundehalterinnen und -halter beispielsweise lernen, wie man die Einblutungen in den Schleimhäuten an Augen und im Maul der Tiere erkennt, rät die Expertin.
Welche Maßnahmen ergreife ich, wenn mein Hund einen Giftköder gefressen hat?
Zeigt der Vierbeiner Symptome, die auf eine Vergiftung schließen lassen, sollte dieser sofort zu einem Tierarzt, einer Tierärztin oder in eine Tierklinik gebracht werden, raten die Expertinnen. "In dem Moment geht es wirklich um Leben oder Tod. Das kann extrem schnell gehen", sagt Carolin Schmitt. "Gerade bei Schneckenkorn geht es um jede Minute", warnt Tanja Weigert.
Fällt bereits bei der Gassirunde auf, dass der Hund verdächtige Nahrung frisst, könnte man zwar versuchen, den Hund am Weiterfressen zu hindern oder Teile der Köders aus dem Maul zu entfernen, allerdings sei das, ohne intensives vorheriges Training, meist kaum möglich, meint Carolin Schmitt. Wenn möglich, sollten Hundehalterinnen und -halter jedoch zumindest Überreste des Köders etwa in einem Hundekotbeutel sichern. Diese könnten entscheidende Hinweise für eine Behandlung geben oder für eine spätere Anzeige bei der Polizei wichtig sein.
Was sollte ich auf keinen Fall tun?
Im Zweifelsfall könnten die Maßnahmen den Schaden noch verschlimmern. "Durch den Würgereiz beim Erbrechen wird alles zusammengedrückt, die Klingen oder Glasscherben werden gepresst und schneiden dadurch noch leichter", so Weigert. Habe der Hund Säuren oder Laugen verschluckt, könnten diese beim Erbrechen zudem zu inneren Verätzungen führen. Deshalb lieber umgehend tierärztliche Hilfe einfordern, raten die Expertinnen.
Wie kann ich meinen Hund davon abhalten, Giftköder zu fressen?
Um seinen Hund vor Giftködern zu schützen, sei es wichtig, früh mit dem Training zu beginnen. Viele Hundeschulen bieten hierfür spezielle Anti-Giftköder-Trainings an. Dabei lernt der Hund beispielsweise, sich am Halter oder der Halterin zu orientieren, sich nicht zu weit in schwer einsehbares Gebüsch zu entfernen und gefundene Nahrung zunächst anzuzeigen, statt sie direkt zu fressen.
Sicherheit geben auch spezielle Anti-Fress- oder Anti-Giftköder-Maulkörbe, die Hunde durch ein Netz daran hindern, Köder aufzunehmen. In speziellen Apps, wie der kostenlosen Giftköder-App oder dem Giftköder-Radar, können entsprechende Funde zudem gemeldet und andere Halterinnen und Halter dadurch gewarnt werden.
Bedenken vor dem Gassigehen müssten Hundehalterinnen und -halter in der Regel aber nicht haben. "Vergiftungen sind gar nicht so häufig, wie man annimmt", beruhigt Tanja Weigert. Zudem seien nur sehr selten wirklich Giftköder die Ursache. Viel häufiger würden giftige Topfpflanzen, Putzmittel oder Schädlingsbekämpfungsmittel in den eigenen vier Wänden dem Hund zum Verhängnis, warnt Carolin Schmitt.
Aber sie hat auch innerhalb von wenigen Stunden ihrem Hund beigebracht dass der, auch wenn er alleine im Auto ist, immer im Beifahrer-Fußraum bleibt, egal, was kommt.
Genauso ist es möglich, einem Hund beizubringen dass er definitiv nichts frisst, was ihm nicht freigegeben wurde.
Hunde wollen lernen, denn die wollen uns wirklich gefallen!
Doch man muss sich dann auch mit so einem Hund beschäftigen, und ihn nicht nur, wie eine Trophäe, zweimal am Tag an der Leine Gassi führen.