Die Forderung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Lehrerinnen und Lehrern die zusätzliche Arbeit in den abgesagten Faschingsferien eigens zu vergüten, sorgt für viel Diskussion. Ein Meinungsbeitrag dieser Redaktion, erschienen unter dem Titel "Forderung nach Zusatz-Geld für Lehrer ist einfach nur dreist", wird in den sozialen Netzwerken kontrovers diskutiert.
Der Kommentar mache ihn sauer, schreibt etwa der frühere GEW-Bezirksvorsitzende und heutige Würzburger Bürgermeister Martin Heilig (Grüne) bei Facebook. Seine ehemaligen Kollegen gingen "auf dem Zahnfleisch", so Heilig. Die Ferien seien so wichtig "wie Wasser in der Wüste". Deshalb sei die Forderung nach einer Bezahlung der "erzwungenen Arbeit" nur legitim.
Anders sieht es das GEW-Mitglied Sebastian Rüthlein, Lehrer in Würzburg. Er stimme der Kritik an der GEW-Forderung gerade auch mit Blick auf andere Branchen zu, "wo Kurzarbeit oder gar Arbeitslosigkeit die Gefahren der Stunde sind". Empört ist die Würzburger Kabarettistin Birgit Süß. Dass gut bezahlte Lehrer "Zusatz-Geld" fordern, während viele Menschen, darunter Künstler und Gastronomen, im Lockdown "nichts verdienen, nichts, keinen Pfennig", sei "arg unsensibel, freundlich gesagt", so Süß bei Facebook.
"Die Ressourcen der Lehrer sind begrenzt"
Derweil betont Florian Kohl, der stellvertretende Landesvorsitzende der GEW, in einem Schreiben an die Redaktion, es gehe der Gewerkschaft nicht darum, "so viel wie möglich für das eigene Klientel herauszuholen". Es gehe ihr auch nicht ums Geld. Vielmehr wolle man klarmachen, "dass das Kultusministerium nicht beliebig mit der Arbeitszeit von Lehrkräften jonglieren kann, so wie es ihm gerade am besten passt". Die Ressourcen der Kollegen seien begrenzt. Es gehe nicht an, so Kohl, die Ferien zu streichen, "ohne an anderer Stelle für spürbare Entlastungen zu sorgen".
Zuletzt hätten sich die Anforderungen an Lehrkräfte "erheblich erhöht", schreibt Kohl. Einen Mehraufwand bedeute nicht zuletzt die notwendige Umstellung von analogem zu digitalem Unterricht. In der Öffentlichkeit aber werde "weiterhin das Bild bedient, dass Lehrkräfte in den letzten Monaten nicht so viel zu tun hatten". Der GEW-Landesvize ist sicher, dass Beamte, wenn sie streiken dürften, es längst tun würden. "Jetzt stellen sie hoffentlich viele Anträge auf Vergütung der Mehrarbeit. Und hoffen eigentlich nur auf Freizeitausgleich. Denn der ist bei allen bitter nötig."
Lehrerverband kritisiert GEW-Vorgehen
Unterdessen wirft Gerhard Bleß, der Vorsitzende des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (BLLV) in Unterfranken, der GEW ein "unverantwortliches Spiel mit den Erwartungen der Lehrerinnen und Lehrer" vor. Der BLLV habe ebenfalls gegen das Streichen der Faschingsferien protestiert, die Forderung nach einer Vergütung der Mehrheit aber sei "rechtlich unhaltbar". Die GEW stoße mit solchen Aktionen "sowohl in der Breite der Lehrerschaft als auch in der Öffentlichkeit zurecht auf Unverständnis und Ablehnung", sagt Bleß. Er vermute, dass die GEW den Ärger nutzen wolle, um im Vorfeld der im Sommer anstehenden Personalratswahlen "Lehrkräfte zu ködern".
Jörg Nellen, komm. GEW-Bezirksvorsitzender
Auch als Nichtbetroffener finde ich es sehr ungerecht wie das Kultusministerium mit seinen Lehrern umgeht.
Mit solchen Entscheidungen fördert das Ministerium sicher nicht die Motivation der Lehrer.
Lehrer zu sein in der heutigen Zeit ist ganz bestimmt nicht Vergnügunssteuerpflichtig. Nicht nur wegen der Pantemie!
diesen Satz muss man sich mal richtig auf der Zunge zergehen lassen.
und in Krankenhäusern und Altenheimen wissen die Leut net
wo sie zuerst anfangen sollen, sammeln Überstunden ohne Ende
die sie in ihrer Lebenszeit nie mehr abfeiern können...
ich glaub echt es geht los!
Als Lehrerin am Gymnasium kann ich abseits der Vergütungsdiskussion nur sagen, dass man gerade merkt, dass bei den Schülern die Luft raus ist. Nach wochenlangem alleine vor dem PC sitzen, fehlt die Motivation und eine Pause wäre einfach toll. Schade, dass man das im Ministerium nicht sehen will.
Die GEW sollte sich schämen, auch Martin Heiligs Aussage ist eine Schande.
Ansonsten: Das stammtischhafte pauschale Lehrerinnebashing hier ist eine Zumutung.
Ein(e) FacharbeiterIn, der (die) Überstunden leistet, sollte ja auch immer einen Ausgleich erhalten, in Geld oder Freizeit.
Die hier angestoßene Diskussion wirkt jedoch wohl leider kontraproduktiv. Die klassische Lehrer-Neid-Debatten erhält somit nur neues Futter.
Ein bis zwei Brückentage könnte SchülerInnen und Lehrkräften wohl mehr bringen.
Jörg Nellen, komm. GEW-Bezirksvorsitzender
Vor-und Nacharbeit sind bereits in der regulären Arbeitszeit enthalten.
30 weitere Ferientage x 8 Std. für außerunterrichtliche Aufgaben sind 240 Stunden für Konferenzen, Elternabende und was noch ????.
Pflegepersonal wird gerade jetzt täglich zu Überstunden "geködert", in der Zeit in der an Zusammenhalt und Durchhalten appeliert wird.