
Der erste Schluck aus der Leitung, er schmeckt gewöhnungsbedürftig. Zumindest für Menschen, die neu in der Region sind und andere Wasserhärten gewohnt sind. Denn das Würzburger Leitungswasser ist extrem hart - sprich kalkhaltig. Das hat nicht nur Auswirkungen auf den Geschmack, den Feinschmecker sogar im Kaffee oder Tee behaupten zu erkennen. Beim Waschen muss man ein bisschen mehr Waschmittel einplanen, und auch Essig- beziehungsweise andere Reinigungsprodukte dürften in den Einkaufswagen der Würzburger häufiger landen. Doch hat das Wasser auch gesundheitliche Auswirkungen? Was sollte man beim Waschen beachten, und wie kann man seine Pflanzen schützen? Sechs Fragen zum Würzburger Wasser mit den entsprechenden Antworten.
Wie hart ist das Würzburger Wasser wirklich?
Wie kalkhaltig Wasser ist, zeigt die sogenannte deutsche Härte (°dH). Sie gibt an, wie viele Millimol Calciumcarbonat pro Liter Wasser enthalten sind. Eine Wasserhärte von null bis sieben dH gilt als weiches Wasser, bei Werten über 14 dH ist es hart. In Würzburg liegen die Werte deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 16 °dH. Besonders hart ist das Wasser aus den Hochbehältern Galgenberg und Grombühl (39 °dH), die den Großteil des Stadtgebiets abdecken. Im Gebiet Versbach liegt der Wert bei 32, in Zellingen bei 26. Auf der Homepage der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) kann anhand einer Karte ermittelt werden, in welchem Wasserversorgungsgebiet man wohnt. Das Leitungswasser in Würzburg ist im Vergleich mit anderen Regionen in Deutschland sehr hart, sagt Alexander Kämpfe aus der Abteilung Trinkwasserhygiene des Umweltbundesamtes.
Kann ich das Würzburger Wasser bedenkenlos trinken?
Ja. Das Wasser entspricht der Trinkwasserverordnung, heißt es vom Wasserversorger WVV. Daran habe auch der Keim Pseudomonas Aeruginosa nichts geändert, der im vergangenen November nachgewiesen wurde. Zum Schutz der Bevölkerung wurde das Trinkwasser über fast drei Monate gechlort, zudem wird es weiterhin kontrolliert. "Das Trinkwasser war und ist uneingeschränkt als Trinkwasser geeignet", sagt Pressesprecherin Susanna Blum. Laut WVV ist das Würzburger Leitungswasser sogar gut für die Gesundheit, da es einen hohen Anteil an wichtigen Mineralstoffen wie Calcium und Magnesium aufweist. Diese sind beispielsweise gut für Zähne und Knochen. Das kann auch Alexander Kämpfe bestätigen.
Welchen Effekt hat das Wasser auf Haut und Haare?
Es gibt allerdings auch mögliche negative Effekte: "Hartes, sehr kalkhaltiges Wasser, lässt die Haut rauh und trocken und die Haare glanzlos aussehen", sagt der Würzburger Hautarzt Jochen Lahl. Menschen, die ohnehin zu trockener Haut oder entzündlichen Hautkrankheiten neigen, leiden besonders darunter. "Auch Menschen mit berufsbedingt häufigem Wasserkontakt sind verstärkt betroffen", so Lahl. Der Dermatologe rät zu Hautpflegemitteln, die Feuchtigkeit binden. Diese enthalten oft Glycerin und Harnstoff. Und was tut den Haaren gut? "Spülungen mit entkalktem Wasser können hilfreich sein, bei sehr trockener Kopfhaut auch das Auftragen von Olivenöl oder Erdnussöl vor der Kopfwäsche", sagt der Hautarzt. Er rät zudem davon ab, die Haare jeden Tag mit Shampoo zu waschen, da das die Kopfhaut stresst.
Kann ich meine Pflanzen bedenkenlos gießen?
Das Wasser wirkt sich indirekt auch auf Pflanzen aus. Hartes Leitungswasser hebt den pH-Wert des Bodens an, wodurch einige Nährstoffe wie Eisen für Pflanzen schwerer verfügbar werden, erklärt Gottfried Röll von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Das führt zu gelben Blättern mit grünen Blattadern, etwa bei Citrusgewächsen, Rhododendren, Rosen und Erdbeeren. Vorsicht sei bei Pflanzen geboten, die man regelmäßig besprühen sollte, wie Orchideen. "Auf der Erde und an Topfrändern bilden sich Kalkablagerungen, die unschön aussehen", sagt Röll.
Er rät dazu, die Erde vorsichtig flach aufzulockern. "Ratsam ist auch, das Leitungswasser zum Gießen über Nacht abstehen zu lassen". Das Wasser abzukochen, würde er nicht empfehlen, da zu viel Energie benötigt wird. Im Sommer ist Regenwasser eine gute Lösung. Dies vertragen viele Pflanzen besser als das harte Trinkwasser, heißt es auch vom Umweltbundesamt.
Wie oft muss ich meine Haushaltsgeräte entkalken?
Auch Bügeleisen, Wasserkocher und Co. sind vor dem harten Wasser nicht sicher. Wer damit kocht, putzt oder wäscht, bemerkt schnell die weißen Kalkablagerungen an den Rändern und auf den Oberflächen. Die WVV rät zum regelmäßigen Entkalken, damit die Geräte funktionstüchtig bleiben. Dabei kommt es darauf an, wie oft diese jeweils genutzt werden. "Neben der Sichtkontrolle sollten die Herstellervorgaben beachtet werden", sagt Susanna Blum von der WVV.
Lohnen sich zusätzliche Filter?
Um die negativen Effekte des harten Leitungswassers zu vermeiden, gibt es durchaus Bereiche, in denen spezielle Wasserfilter oder Wasseraufbereitungsanlagen zum Einsatz kommen - etwa in Laboren, Industrieküchen oder Wäschereien. Da das Wasser aber nicht gesundheitsschädlich ist, sieht das Umweltbundesamt in Privathaushalten grundsätzlich keinen Handlungsbedarf. "Aus gesundheitlichen Gründen ist eine oftmals teure Entkalkungsanlage entbehrlich", sagt Alexander Kämpfe. Auch die WVV betont, dass das Würzburger Trinkwasser grundsätzlich keine weitere Aufbereitung benötigt.
In HAS 3,31 €/m³
Verkauft werden darf der Schrott trotzdem, weil unbedenklich.