
Der Würzburger Verlag Main-Post erhöht zum Jahreswechsel seine Abo-Preise. In Zeiten, in denen die gedruckten Zeitungen generell an Auflage verlieren und die Menschen immer weniger Geld im Portemonnaie haben, ist das ein brisanter Schritt.
Er wirft das Licht auf die wirtschaftliche Lage die Main-Post. Und darauf, welche Rolle ihr Journalismus spielt. Geschäftsführer David Brandstätter bezieht im Interview Stellung.
David Brandstätter: Wir würden gerne auf jede Art von Preiserhöhungen verzichten. Das macht uns keinen Spaß. Aber da muss man die Rahmenbedingungen heranziehen: Also zum Beispiel beim Papier, bei dem wir innerhalb von gut eineinhalb Jahren Kostensteigerungen von 250 Prozent haben plus die gesamten Energiekosten, steigende Lohnkosten und eine unglaublich große Personalnot - all das zwingt uns, leider deutlich die Preise anzuheben.
Brandstätter: Das wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, weil Online auf einem relativ niedrigen Niveau wächst. Allerdings muss man klar sagen: Im Online-Bereich hat man natürlich eine ganz andere Kostenstruktur als im traditionellen Geschäft mit Material, Druck und Zustellung. Das ist viel mehr Aufwand, den wir hier treiben müssen als im Digitalen. Insofern hilft uns das Digitale heute schon gut und wird uns irgendwann ganz wesentlich alimentieren. Im Moment ist es vom Gesamtumsatz her noch sehr überschaubar.
Brandstätter: Es kommt immer darauf an, was man da alles reinrechnet. Ganz grob kann ich sagen, dass wir noch knapp unter 10 Prozent des Gesamtumsatzes liegen.

Brandstätter: Man wird in den nächsten Jahren sehr intensive Diskussionen führen müssen genau in diese Richtung. Es ist auch die Frage, bis zu welcher Uhrzeit die Zeitung ausgeliefert sein muss. Denn eines unserer Probleme ist, dass wir in der Nacht ein sehr kurzes Zustellfenster haben. Dadurch brauchen wir in dieser Zeit unheimlich viele Menschen, die wir leider schon gar nicht mehr finden. Wir würden mit weniger auskommen, wenn wir ihnen einfach mehr Zeit geben könnten. Natürlich ist irgendwann die Frage, ob man sechs Mal in der Woche erscheinen muss oder fünf Mal nicht auch reicht. Solche Fragen werden gestellt werden und ich glaube, dass man gute Lösungen finden wird.
Brandstätter: Na ja, die Anzeigen sind in den vergangenen Jahren ganz extrem zurückgegangen. Die Umsätze sind nur noch ein Bruchteil dessen, was es einmal gab. Ganze Rubriken sind zusammengeschmolzen: Auto, Immobilien, Stellenmarkt. Trotzdem: Der Abo-Preis plus die Anzeigen sind in der Wertschöpfung des Unternehmens nach wie vor der wichtigste Teil.

Brandstätter: Das Briefgeschäft ist eine gute Alimentierung der Zeitungszustellung. Es ist ja kein Geheimnis, dass die Printauflage zurückgeht. Fehlende Mengen können wir aber durch Briefe auffüllen. Unser allergrößtes Problem ist der Personalmangel und das, obwohl wir durch Zuschläge deutlich über Mindestlohn bezahlen. Und die Aufgabe ist ein ganz wichtiger Beitrag für unsere Gesellschaft. Die unabhängigen Medien – natürlich egal, ob gedruckt oder in digitaler Form – sind das Nervensystem der Demokratie.

Brandstätter: Die Zustellung der Zeitung ist kein ganz einfaches Geschäft. Wir machen das sechs Mal in der Woche. Der Mensch ist es aber mittlerweile gewöhnt, eine Fünftagewoche zu haben. Dann ist die Zustellung frühmorgens unter nicht immer einfachen Bedingungen. Alles Dinge, die beim Kampf gegen den Personalmangel nicht gerade helfen. Und dann so was wie am 9. April dieses Jahres: ein ungewöhnlicher Wintereinbruch vor allem im Raum Würzburg. Die Zeitungen waren fix und fertig gedruckt, die Zustellerinnen und Zusteller draußen warteten auf sie – und wir kriegen wegen des Schnees die Zeitungen nicht vom Hof. Da hast du Tränen in den Augen. Das sind die schrecklichsten Tage im Berufsleben.
Brandstätter: So etwas zu tun, wäre falsch. Das würde unsere Nachrichten in den reinen Populismus führen und die Menschen würden sich sehr schnell auf den Arm genommen fühlen. Ja, es gibt diesen Trend im Internet. Doch wir machen in der Redaktion etwas anderes sehr gut: Wir müssen für die Menschen relevant sein. Wir holen sie also ab bei all ihren Bedürfnissen, die sie im Alltag haben. Das müssen wir erspüren und den Menschen solche Informationen anbieten. Dann wird man auch bereit sein, dafür zu bezahlen.
Brandstätter: Man muss das differenzieren: Die reine Sichtbarkeit der Main-Post hat mit den Geschäftsstellen zu tun. Dort gab es – wie es so schön heißt – keine Geschäftsvorfälle mehr. Das war wirtschaftlich nicht mehr darstellbar. Also braucht man auch kein Ladenlokal mehr. Durch das Uploadportal mainpost.de/einsenden wiederum haben wir unsere Tore geöffnet. Dort können sich Vereine direkt an uns wenden und wir erleben dabei echte Steigerungen. Wir beobachten, dass Vereine, über die kaum noch berichtet worden ist, nun selbst Initiative ergreifen. Im Umkehrschluss können wir unsere Redakteurinnen und Redakteure nun dafür einsetzen, Geschichten selbst zu recherchieren. Wir haben früher viel Terminjournalismus gemacht und sind oft fremdbestimmt worden. Jetzt ist unser Journalismus deutlich besser geworden. Wir erfüllen damit besser denn je unsere Kontrollfunktion.
Möglicherweise wissen Sie gar nicht, dass Ihr Verlagshaus telefonisch über die Telekom gar nicht zu erreichen ist. Dieser Zustand herrscht seit mehr als zwei Jahren. Man hat nur die Möglichkeit entweder über Mobiltelefon oder über Internet Ihre Mitarbeiter zu erreichen (zum Beispiel bei fehlender Lieferung der Printausgabe). Diese Möglichkeiten haben nicht alle Ihre Kunden, vor allem die älteren Leser und Leserinnen nicht! Ihre Mitarbeiter wurden auf diese Misere wiederholt aufmerksam gemacht. Darauf wurde entgegnet, dass es bereits bekannt sei, dass man als Kunde den Service nicht über Festnetztelefon erreichen könne. Schuld sei angeblich die Telekom.
Sie werden daher sehr gebeten, diesen Missstand abzustellen.
Wie bereits von Herrn / Frau Saubert genannt, können es ja nicht die Papier bzw. Lieferkosten sein!
Ich denke eher an eine Gewinnmaximierung…
Ich denke, da kann man getrost drüber weggehen. Denn es sind in der Regel eh rückwärtsgewandten Anhänger von konservativen Parteien bis hin zu Reichsbürgern, die auf absehbare Zeit als zahlende Leser ausfallen. Zum anderen hat’s sich ja Zeitung und die öffentlich-rechtlichen viel zu lange den Mächtigen angedient. Speziell in Bayern hat das Spuren hinterlassen. Für mich ist der Lokalteil der online MP wichtig. Überregionale Nachrichten, ohne Bezug zur Region beziehe ich aus anderen (Zeitungs-)Quellen. Wichtig sind mir Hintergrundberichte , die in die Tiefe gehen. Aus den Rathäusern wird mir zu wenig berichtet. Viele meiner Schulfreund*innen, die schon lange nicht mehr in der Region wohnen, aber noch interessiert sind, haben die online Ausgabe abonniert, um informiert zu sein. Auch ich war der Heimat näher, als ich für längere Zeit in den USA, China, Australien oder Kanada lebte.
Zu einer regional starker Zeitung gehört auch, die Region ernst zu nehmen!
Sie sollten sie persönlich auch wertschätzen! Ehrenämter die Sie bekleiden sollten Sie ernst nehmen und Termine auch wahrnehmen!
Sie sollten die heimische Wirtschaft positiv begleiten! Sie waren bei wieviel IHK Sitzungen?
Ihr Blatt sollte die Wirtschaft ohne politische Meinungsbildung ihrer Redakteure neutral begleiten! Ideologien sind fehl am Platz!
Es gibt Unternehmen oder Unternehmer jeder politischen Ausrichtung, die alle eine Wertschätzung verdienen!
Das alles sind Gründe warum Unternehmen sich zurück ziehen, weniger Stellen schalten und Werbung platzieren!
Die Bindung geht verloren! Da tragen leider die Hofberichterstatter der Städte und Kreise mit ihrem Richtungsberichten auch dazu bei!
Dann könnte sich das Image wieder wandeln!
Vielen Dank für die Rückmeldung und der nunmehr aktuellen Preisliste für 2023.
Sie selbst können vermutlich nichts dafür, aber hätte man nicht vor oder zusammen mit der Veröffentlichung des Interviews auch die zukünftigen Preise für die gedruckten sowie digitalen Ausgaben veröffentlichen können? Es wäre alles so einfach gewesen und manch Kommentar hier wäre nicht nötig gewesen. Da muss ich sagen, ganz schlecht gemacht von ihren Kollegen. Note 6.
Vorschlag: Vielleicht veröffentlicht die MP auch mal eine Tabelle, in der die beiden Preislisten nebeneinander stehen und man auf einem Blick die alten und neuen Preise sowie die Veränderung gegenüber dem Vorjahr gut zu sehen sind.
In diesen Zeiten ist .....auch in vielen Berichten der MP immer wieder von Transparenz die Rede. Hier hätte es die MP mal vorleben können.
Schwamm drüber, nachbessern oder nächstes Jahr besser machen. Ihnen, Herr Zimmermann wünsche ich noch einen schönen 4. Advent.
Kritische regionale Berichterstattung, anstatt nicht regionale linke Mainstream Nachrichten. Ich kann schon verstehen, das viele es nicht einsehen für eine dünne Zeitung mit uninteressanten Inhalten auch noch 2,20€ zu bezahlen, würde ich auch nicht machen.
Haben Sie eigentlich mal darüber nachgedacht, dass sich viele ein Online Abbo gar nicht leisten können, weil sie sich mit Computer, Apps oder einem Tablet nicht auskennen oder diese Medien einfach schon in der Anschaffung zu teuer sind? Schauen Sie doch auch mal über den eigenen Tellerrand hinaus.