Ein großes Prozente-Schild macht schon von Weitem darauf aufmerksam: Räumungsverkauf. 96 Jahre Firmengeschichte gehen hiermit zu Ende. Bis Jahresende schließt das Geschäft Dornblut Pelze in der Würzburger Semmelstraße – und das für immer.
Die Corona-Pandemie sei der Hauptgrund, warum sich die Unternehmerfamilie Dornblut dazu entschlossen habe, den Laden aufzugeben. "In den letzten eineinhalb Jahren war das Geschäft stark gebrochen", erzählt der Senior-Chef Dietrich Dornblut. "Wir waren da, die Werkstatt war geöffnet und trotzdem ist keiner gekommen." Auch trotz der nachlassenden Corona-Beschränkungen sei das Geschäft noch immer sehr ruhig. "Wir sind finanziell ausgeblutet", so Dornblut. Schließlich laufen die monatlichen Kosten von 4000 Euro weiter.
Seit 57 Jahren in der Semmelstraße ansässig
Die Geschichte der Unternehmerfamilie beginnt 1925 in Weißenfels bei Leipzig. Paul Dornblut gründet als Kürschner das Pelzhaus. Sohn Dietrich übernimmt das Geschäft und führt es zu DDR-Zeiten weiter. 1958 gelingt ihm zusammen mit seiner Familie die Flucht in den Westen. 1959 eröffnet er ein Geschäft in der Domstraße. Aber schon 1964 siedelt er sich in der Semmelstraße an, dem heutigen Domizil des Pelzgeschäftes.
1983 übernimmt sein Sohn den Laden mit einer Fläche von über 100 Quadratmetern. Er hat den Namen vom Vater: Dietrich. 1980 hatte er seine Frau Rosina geheiratet, die mit ihm gemeinsam das Unternehmen bis vor fünf Jahren führte. Dann war es Zeit für einen Generationenwechsel und Sohn Matthias Dornblut übernahm das Geschäft. Zuvor hatte der 34-Jährige eine Kürschnerlehre gemacht, zudem Textilwirtschaft studiert. "Er sollte einen modernen Zug reinbringen, doch die moderne Textilgesellschaft ist heute leider Gottes nur noch billig, billig, billig", kritisiert Vater Dietrich Dornblut.
Dornblut kritisiert die heutige Wertegesellschaft
Viele Kundinnen und Kunden schreiben ihm, wie schade es sei, dass der Laden nach so vielen Jahren nun für immer die Türen schließt. "Doch von 'Schade' können wir nicht überleben", sagt Dornblut. Er kritisiert die heutige Wertegesellschaft. Die Menschen würden einerseits Wert auf nachhaltige Produkte legen, andererseits dann doch "billige Steppjacken aus Bangladesch kaufen". Früher haben die Menschen einen Pelzmantel gekauft und diesen 20,30 Jahre lang getragen, so Dornblut. Pelz sei Öko. "Das ist eine Scheinwelt, in der wir heute leben!"
Die Kürschner in der Semmelstraße halten nichts von der Wegwerfgesellschaft. Die Pelzprodukte können immer wieder aufbereitet und umgearbeitet werden. Da wird dann aus dem etwas altbackenen Schnitt von Omas Persianer eine flotte Jacke für die Enkelin. "Mit unserem Motto 'Aus alt macht neu' haben wir viel Erfolg gehabt", so der 70-Jährige.
Dietrich Dornblut freut sich über die Schließung
Doch anders als man vermuten würde, freut sich Dietrich Dornblut über die Schließung. "Ich bin froh drum, für mich Alten ist das schön", sagt er. Er habe eine tolle Zeit gehabt, einen fairen Vermieter, super Kunden, "dafür sind wir sehr dankbar." Auf der anderen Seite ist er jedoch auch traurig, dass das Geschäft nicht mehr da sein wird, "aber es hat nun mal alles ein Ende".
Auch immer mehr namhafte Mode-Designer verzichten mittlerweile konsequent auf die Verwendung von echten Pelzen.
Meine verstorbene Mutter hatte eine sehr schöne Jacke aus Bisam-Wamme. Ganz ehrlich: Die wollte niemand mehr haben, obwohl die mal richtig teuer war, und vom Schnitt her immer noch aktuell...!
Pelze haben mal unsere Vorfahren vor der Kälte geschützt. Etwas Besseres hatte man da noch nicht. Heute können wir Kleidung herstellen, die viel besser vor Kälte schützen, als Pelze, ohne dass man dafür Tiere töten, und häuten muss.
Doch aus der ehemaligen Schutzfunktion wurde irgendwann ein fragwürdiges Mode-Accessoire. Pelze hat man nur noch getragen, um zu zeigen dass man sich das leisten kann, und nicht mehr dazu, um sich vor dem Erfrieren zu schützen...
"Das ist eine Scheinwelt, in der wir heute leben!"
Pelzmantel hin oder her, aber mit den beiden Aussagen hat er sicher absolut Recht!
Mit das perverseste sind Bio-Kiwis aus Neuseeland oder auch Zwiebeln aus Neuseeland und sich dann einbilden Freitags die Welt zu retten!
Ein Unternehmer, der die Schuld für sein Scheitern nur bei anderen sucht hat doppelt versagt.
Ein Pelz ist auch nicht schlimmer als eine Lederjacke, Lederschuhe, Lederlenkrad.....
Schon gar nicht ist es schlimmer, als billige Eier aus Legebatterien (auch Bodenhaltung ist schlecht - bestenfalls Bioeier sind akzeptabel), billigstes Fleisch aus Mega-Zuchtbetrieben und ausbeuterischen Schlachthöfen.
Also wenn schon Tierschutz, dann bitte ganzheitlich, und nicht nur im Bereich der Luxus-Kleidung.