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Würzburg
Geschäfts-Aus wegen Corona: Dornblut Pelze in Würzburg schließt
Nach 57 Jahren in der Semmelstraße schließt Dornblut Pelze für immer seine Pforten. Damit endet eine lange Firmengeschichte. Was der Inhaber über die Gründe der Schließung sagt.
Vor ein paar Jahren hatte Junior Matthias Dornblut (rechts) das Geschäft von seinem Vater Dietrich Dornblut (links) übernommen. Nun schließt das Geschäft, das jahrzehntelang in der Semmelstraße ansässig war. In der Mitte Rosina Dornblut.
Foto: Thomas Obermeier | Vor ein paar Jahren hatte Junior Matthias Dornblut (rechts) das Geschäft von seinem Vater Dietrich Dornblut (links) übernommen. Nun schließt das Geschäft, das jahrzehntelang in der Semmelstraße ansässig war.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 09.02.2024 01:03 Uhr

Ein großes Prozente-Schild macht schon von Weitem darauf aufmerksam: Räumungsverkauf. 96 Jahre Firmengeschichte gehen hiermit zu Ende. Bis Jahresende schließt das Geschäft Dornblut Pelze in der Würzburger Semmelstraße – und das für immer.

Die Corona-Pandemie sei der Hauptgrund, warum sich die Unternehmerfamilie Dornblut dazu entschlossen habe, den Laden aufzugeben. "In den letzten eineinhalb Jahren war das Geschäft stark gebrochen", erzählt der Senior-Chef Dietrich Dornblut. "Wir waren da, die Werkstatt war geöffnet und trotzdem ist keiner gekommen." Auch trotz der nachlassenden Corona-Beschränkungen sei das Geschäft noch immer sehr ruhig. "Wir sind finanziell ausgeblutet", so Dornblut. Schließlich laufen die monatlichen Kosten von 4000 Euro weiter. 

Seit 57 Jahren in der Semmelstraße ansässig

Die Geschichte der Unternehmerfamilie beginnt 1925 in Weißenfels bei Leipzig. Paul Dornblut gründet als Kürschner das Pelzhaus. Sohn Dietrich übernimmt das Geschäft und führt es zu DDR-Zeiten weiter. 1958 gelingt ihm zusammen mit seiner Familie die Flucht in den Westen. 1959 eröffnet er ein Geschäft in der Domstraße. Aber schon 1964 siedelt er sich in der Semmelstraße an, dem heutigen Domizil des Pelzgeschäftes.

1983 übernimmt sein Sohn den Laden mit einer Fläche von über 100 Quadratmetern. Er hat den Namen vom Vater: Dietrich. 1980 hatte er seine Frau Rosina geheiratet, die mit ihm gemeinsam das Unternehmen bis vor fünf Jahren führte. Dann war es Zeit für einen Generationenwechsel und Sohn Matthias Dornblut übernahm das Geschäft. Zuvor hatte der 34-Jährige eine Kürschnerlehre gemacht, zudem Textilwirtschaft studiert. "Er sollte einen modernen Zug reinbringen, doch die moderne Textilgesellschaft ist heute leider Gottes nur noch billig, billig, billig", kritisiert Vater Dietrich Dornblut.

Dornblut kritisiert die heutige Wertegesellschaft

Viele Kundinnen und Kunden schreiben ihm, wie schade es sei, dass der Laden nach so vielen Jahren nun für immer die Türen schließt. "Doch von 'Schade' können wir nicht überleben", sagt Dornblut. Er kritisiert die heutige Wertegesellschaft. Die Menschen würden einerseits Wert auf nachhaltige Produkte legen, andererseits dann doch "billige Steppjacken aus Bangladesch kaufen". Früher haben die Menschen einen Pelzmantel gekauft und diesen 20,30 Jahre lang getragen, so Dornblut. Pelz sei Öko. "Das ist eine Scheinwelt, in der wir heute leben!"

Die Kürschner in der Semmelstraße halten nichts von der Wegwerfgesellschaft. Die Pelzprodukte können immer wieder aufbereitet und umgearbeitet werden. Da wird dann aus dem etwas altbackenen Schnitt von Omas Persianer eine flotte Jacke für die Enkelin. "Mit unserem Motto 'Aus alt macht neu' haben wir viel Erfolg gehabt", so der 70-Jährige.

Dietrich Dornblut freut sich über die Schließung

Doch anders als man vermuten würde, freut sich Dietrich Dornblut über die Schließung. "Ich bin froh drum, für mich Alten ist das schön", sagt er. Er habe eine tolle Zeit gehabt, einen fairen Vermieter, super Kunden, "dafür sind wir sehr dankbar." Auf der anderen Seite ist er jedoch auch traurig, dass das Geschäft nicht mehr da sein wird, "aber es hat nun mal alles ein Ende".

 
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Kern ist: es ist grundsätzlich um jedes inhabergeführte Geschäft schade, das wir verlieren - wo auch immer. Denn die Monokultur Döner(nix gegen Türken!) - Mobilfunk - Brötchendiscounter - Textilkette(n) ist auch nicht attraktiver für eine Innenstadt.
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  • eboehrer@gmx.de
    Zum gleichen Zeitpunkt schließt ein weiteres Pelzgeschäft in Unterfranken, die renommierte Firma Renninger in Oerlenbach-Rottershausen, auch aus diesen Gründen. Sie besteht seit über 60 Jahren.
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  • Oreus
    Der Beruf des Kürschners ist halt auch ohne Corona ein "Auslaufmodell".
    Auch immer mehr namhafte Mode-Designer verzichten mittlerweile konsequent auf die Verwendung von echten Pelzen.
    Meine verstorbene Mutter hatte eine sehr schöne Jacke aus Bisam-Wamme. Ganz ehrlich: Die wollte niemand mehr haben, obwohl die mal richtig teuer war, und vom Schnitt her immer noch aktuell...!
    Pelze haben mal unsere Vorfahren vor der Kälte geschützt. Etwas Besseres hatte man da noch nicht. Heute können wir Kleidung herstellen, die viel besser vor Kälte schützen, als Pelze, ohne dass man dafür Tiere töten, und häuten muss.
    Doch aus der ehemaligen Schutzfunktion wurde irgendwann ein fragwürdiges Mode-Accessoire. Pelze hat man nur noch getragen, um zu zeigen dass man sich das leisten kann, und nicht mehr dazu, um sich vor dem Erfrieren zu schützen...
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  • waldtom1
    Der moderne Kälteschutz ist im Gegensatz zu Pelz aber nach Gebrauchsende in der Regel Sondermüll!
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  • kerstin.celina@gmx.de
    Zur Tierschutzdiskussion hier ein paar Hinweise: mit Waschbärfellen könnte man zwar einen Pelz herstellen, ohne dass Tiere dafür explizit gezüchtet und getötet werden, aber in der Realität werden eben Pelze nicht aus einzelnen, aus welchen Gründen auch immer irgendwo in Deutschland geschossenen Wildtiere verwendet, sondern z.B. Marderhunde aus China, die industriell als Billigware genau dafür produziert werden, so dass echter Pelz oft ein billigeren Rohstoff ist als Kunstpelz. Statt mit Pelzjacken wächst der Handel mit Pelzprodukten für Kleinteile, Applikationen und Accessoires. Aktuell können Verbraucher*innen gar nicht erkennen, ob ein Kleidungsstück echten Pelz beinhaltet und welche Tierart für die Herstellung verwendet wurde. Ich plädiere daher für ein Gesetz zur Kennzeichnung von Pelzprodukten und für ein Verbot von Pelzimporten aus Fabriken wie oben beschrieben, um den im Grundgesetz verankerten Tierschutz umzusetzen.
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  • waldtom1
    Es gibt auch Pelze aus nachhaltiger Jagd. Füchse, Waschbären und Marderhunde müssen zur Seuchenprävention bzw. zum Schutz von Bodenbrütern geschossen werden und die Felle können nicht verwertet werden.
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  • Albatros
    Da bin ich bei Ihnen, ändert aber nichts an der Tatsache, dass es weltweit Pelztierzuchtfarmen gibt, wo die Tiere unter erbärmlichsten Zuständen verrecken.
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  • Doedi.wue
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • matthiasr
    "Die Menschen würden einerseits Wert auf nachhaltige Produkte legen, andererseits dann doch billige Steppjacken aus Bangladesch kaufen"

    "Das ist eine Scheinwelt, in der wir heute leben!"

    Pelzmantel hin oder her, aber mit den beiden Aussagen hat er sicher absolut Recht!

    Mit das perverseste sind Bio-Kiwis aus Neuseeland oder auch Zwiebeln aus Neuseeland und sich dann einbilden Freitags die Welt zu retten!
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  • Meinungsvertreter
    Es ist nicht pervers, wenn ausländische Erzeugnisse nachhaltig produziert werden, der Transport ausgeglichen wird und am Ende der Verbraucher einen deutlich höheren Preis bezahlt. Und man muss auch keinen nachhaltigen Lebensstil führen, um Nachhaltigkeit einzufordern.
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  • Albatros
    Was verstehen Sie unter "der Transport ausgeglichen wird"? Etwa Kompensationsprojekte, bei welchen ich meine Flugreise nach Neuseeland mit geplanzten Bäumen kompensieren kann? Das ist eine äußerst dekadente Betrachtung derer, die sich diesen Ausgleich leisten können.
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  • Meinungsvertreter
    Zum Beispiel, ja. Nachhaltigkeit gibt es eben nicht zum Nulltarif und das hat auch nichts mit Dekadenz zu tun. Im Gegenteil. Der Anspruch, alles überall möglichst billig konsumieren zu können, ist dekadent.
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  • Albatros
    Den Ausgleich kann sich aber nicht jeder leisten und genau aus diesem Grund entwickelt sich die Klimadebatte in eine Zweiklassengesellschaft. Dann werden Gutbetuchte Ihr "schlechtes Gewissen" für Ihren Urlaub in den USA mit ein paar geplanzten Bäumchen reinwaschen. Die Reichen werden Ihr Klimaverhalten nicht anpassen müssen, denn man kann sich ja "freikaufen". Wenn das nicht dekadent ist was dann?
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  • MiGeb275
    Herrlich, wie hier wieder die Weltenretter wie die Affen gröhlen, wenns Bananen gibt, selbst aber vermutlich außer ihren unsäglichen Kommentaren nichts weiter zur Veränderung beitragen!
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  • Albatros
    Was Tierquälerei mit "Weltenretter" zu tun hat wird wohl Ihr Geheimnis bleiben. Aber vielleicht war Ihnen einfach nur langweilig.
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  • bernd-gold@t-online.de
    Gut dass hier nur ausgesprochene Veganer kommentieren...
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  • Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • ToDietz@web.de
    Na Gott sei Dank. Diese industrielle Züchtung von Pelzlieferanten ist genauso widerlich wie das massenhafte Abschlachten von Robben, nur damit ein paar Neureiche mit ihrem Geld prahlen können.

    Ein Unternehmer, der die Schuld für sein Scheitern nur bei anderen sucht hat doppelt versagt.
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  • stefan.behringer@web.de
    Ich stehe jetzt auch nicht auf Pelzmäntel - sie sind einfach nicht mehr "in". Aber ein bisschen heuchlerisch ist die Diskussion schon.
    Ein Pelz ist auch nicht schlimmer als eine Lederjacke, Lederschuhe, Lederlenkrad.....
    Schon gar nicht ist es schlimmer, als billige Eier aus Legebatterien (auch Bodenhaltung ist schlecht - bestenfalls Bioeier sind akzeptabel), billigstes Fleisch aus Mega-Zuchtbetrieben und ausbeuterischen Schlachthöfen.
    Also wenn schon Tierschutz, dann bitte ganzheitlich, und nicht nur im Bereich der Luxus-Kleidung.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Na ja, Leder wird meistens aus der Haut von Tieren gemacht die gegessen werden. Das ist schon nachhaltiger als Nerz- oder Nutriazucht.
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