Zuerst die schlechte Nachricht: Das Freilicht-Amphitheater, das das Würzburger Theater Chambinzky in Randersacker errichten wollte, wird so nicht kommen. Jedenfalls nicht an der ursprünglich geplanten Stelle in den Mainauen, dort, wo bis vergangenen Sommer der Biergarten am Glashaus war. Der Grund: Das Gelände wurde inzwischen verkauft und steht nicht mehr zur Verfügung. Der neue Besitzer hat bereits per Plakat Biergarten-Personal gesucht.
Aber die schlechte Nachricht ist möglicherweise eine gute. Das Gelände wäre ohnehin problematisch gewesen: Für den Standort am Glashaus wären aufwändige Genehmigungsverfahren nötig geworden, sagt Theaterleiter Csaba Béke. Angefangen von der Umwidmung des Geländes, das derzeit noch als landwirtschaftliche Fläche eingestuft ist, bis hin zur Frage der Hochwassersicherheit: "Der Platz liegt im Überschwemmungsgebiet, da wird jede bauliche Veränderung sehr genau begutachtet." Béke hatte schon eine entsprechende Checkliste vom Landratsamt bekommen. "Eine riesige Herausforderung - da wären auf jeden Fall zusätzliche Gelder nötig geworden."
Das Projekt als solches ist mitnichten gestorben, sagt der Theaterchef
Der Theaterchef scheint sich aber recht schnell von der ersten Enttäuschung erholt zu haben. Denn das Projekt als solches sei mitnichten gestorben: "Wir wollen es genau so umsetzen wie geplant. Nur eben an anderer Stelle auf dem Gebiet des Marktes Randersacker." Aus dem Rathaus sei das klare Signal gekommen, dass man weiterhin an einer Kooperation interessiert sei. Und in der Tat: Ein erster Kandidat für einen neuen Standort ist gefunden.
"Wir waren vorher schon in gutem Austausch und sind es auch weiterhin", sagt Bürgermeister Michael Sedelmayer. Der Markt sei zwar von den Flächen her relativ eingeschränkt: "Wir haben vor allem Weinberge und Mainufer. Aber wir konnten dem Theater schon einen ersten Vorschlag für einen neuen Standort machen: neben dem Sportgelände am Sonnenstuhl."
Das Grundstück sei Eigentum des Marktes Randersacker und derzeit im Flächennutzungsplan für Sport und Freizeit eingetragen. "Wir können uns das vorstellen. Und wenn zwei ein Ziel haben, kommt man zu einem Ergebnis", so der Bürgermeister.
Nach dem ersten Eindruck sind jetzt vor allem viele Fragen zu klären
Csaba Béke teilt nach einer Ortsbegehung diesen Optimismus: "Wir finden die Wertschätzung toll, die wir erfahren." Noch gebe es aber sehr viel zu klären: "Wir stellen jetzt einen Fragenkatalog zusammen, da geht es um Themen wie den Schallschutz zur B13 oder die Frage der Umnutzung des Geländes." Der neue Standort unterscheide sich sehr vom ersten: "Das ist ein weißes Blatt Papier. Dort hatten wir ein Wäldchen, hier ist es eine Wiese."
Wie gesagt, das Projekt als solches soll sich, bis auf Anpassungen an den neuen Standort, nicht ändern. Es soll ein Freiluft-Amphitheater mit 400 Plätzen werden. Gebildet aus aufsteigenden Rängen aus Muschelkalk-Quadern, umgeben von "fliegenden Bauten", also Schiffscontainern für Garderobe und Requisite, die der Optik wegen mit Holz verkleidet werden. Und möglicherweise mit einer zweiten, kleineren Bühne.
Die Gesamtkosten waren ursprünglich mit gut 326.000 Euro angesetzt
165.000 Euro Förderung vom Bund waren bereits bewilligt, weitere 99.000 erhoffte sich Béke vom Freistaat. Damit wären 80 Prozent der Finanzierung gesichert gewesen. "Jetzt muss die Finanzierung komplett neu evaluiert werden", so der Theaterleiter. Allein die Bauplanung habe bislang 25.000 Euro gekostet, weitere Planungskosten werden hinzukommen. Es müsse außerdem geklärt werden, ob bereits gegebene Förderzusagen Bestand haben und ob vielleicht neue hinzukommen. "Es gibt zum Beispiel einen gemeinsamen Entwicklungsplan von Stadt und Landkreis Würzburg, ich könnte mir vorstellen, dass wir da gut hineinpassen."
Der Freistaat hatte übrigens schon den "vorläufigen Maßnahmenbeginn auf eigenes Risiko" genehmigt, wie das im Förderdeutsch heißt. Was bedeutet: Das Chambinzky hätte schon mit den Arbeiten beginnen können und dadurch trotzdem etwaige spätere Förderzusagen nicht gefährdet. Wären diese Zusagen dann doch ausgeblieben, wäre das Theater freilich auf den Kosten sitzengeblieben.
Die Gesamtkosten waren ursprünglich mit gut 326.000 Euro angesetzt. Je nachdem, wie der neue Standort aussieht, könnte sich der Betrag verändern. Womöglich wird es sogar günstiger, denn die teuren Gutachten, die man im Überschwemmungsgebiet hätte beauftragen müssen, fallen ja höchstwahrscheinlich weg.
Die Gastronomie zur Freilichtbühne will das Chambinzky gleich mit übernehmen. Wenn alles klappt, könnte das Theater irgendwann eine vollwertige zweite Hauptsaison zu eigenen Bedingungen durchspielen, müsste kein fremdes Material anmieten, keine fremden Spielstätten ertüchtigen. "Damit könnten wir den ganzen Betrieb des Theaters auf breitere Schultern stellen", sagt Csaba Béke, "wir könnten Leute dazu holen und die aktuellen Arbeitsplätze sichern."