Macht es Spaß, den Haushalt der Gemeinde Veitshöchheim zu verabschieden? Christina Feiler, Fraktionssprecherin von Bündnis90/Die Grünen, dachte über diese Frage in den Haushaltsberatungen nach. Während landläufig bei vielen nämlich der Eindruck entstehe, Veitshöchheim sei eine reiche Gemeinde, sehe die Realität ganz anders aus. "Wir können nicht locker Geld ausgeben", dämpfte Feiler die Erwartungen und war damit eins mit ihren Ratskollegen.
Neuverschuldung in Höhe von 3,8 Millionen Euro
Dass Veitshöchheim mit seinen rund 9650 Einwohnern nicht zu den reichsten Gemeinden im Landkreis Würzburg gehört, zeigen die 1,4 Millionen Euro Schlüsselzuweisungen, eine Art Finanzausgleich des Freistaats Bayern. Diese sind ein grobes Indiz für die Finanzkraft der Gemeinde. Zum Vergleich: Höchberg, das mit 9360 Einwohnern ähnlich groß ist wie Veitshöchheim, bekommt weit weniger, nämlich rund 320 000 Euro Schlüsselzuweisung.
"Wir sind nicht die Reichsten, aber auch nicht die Ärmsten", sagte CSU-Fraktionssprecher Marc Zenner und konnte dies auch belegen. Denn für die Vorbereitung des Kreishaushaltes bekam er Einblick in die Haushaltszahlen anderer Gemeinden. "Unsere Finanzen sind solide", sagte Zenner, und Bürgermeister Jürgen Götz gab ihm recht. So seien beispielsweise die 3,2 Millionen Euro, die in roter Schrift auf der Soll-Seite des Gemeindekontos zu Jahresende stehen werden, durch Reserven abgedeckt, erklärte Götz. Nicht eingerechnet ist dabei die geplante Neuverschuldung von 3,8 Millionen Euro für die Wohnanlage der Bundeswehr. Als "rentierliche Schulden" bezeichnete sie Götz, denn Veitshöchheim hat wie keine andere Gemeinde im Landkreis 120 Wohnungen, die wiederum Mieteinnahmen in die Gemeindekasse spülen.
Neuer Rekord bei den Gewerbesteuereinnahmen
Die Gemeinde Veitshöchheim profitiert wie viele Kommunen von der guten Konjunktur. Mit fünf Millionen Euro aus der Gewerbesteuer rechnet Kämmerer Erich Müller. Eine Million Euro weniger waren es 2018. Auch die Anteile an der Einkommenssteuer gehen noch oben. 6,6 Millionen Euro werden erwartet, 300 000 Euro mehr als im Vorjahr.
CSU-Sprecher Zenner sprach von einem "Gewerbesteuerrekord", warnte aber vor den Unwägbarkeiten der Zukunft. Wie entwickelt sich die Konjunktur? Bleibt die Kreisumlage bei diesem niedrigen Hebesatz? Was wird aus der Straßenfinanzierung? Angesichts dieser offenen Fragen müssen wir "investieren mit Augenmaß", forderte Zenner.
30 Millionen Euro möchten die Veitshöchheimer bis einschließlich 2022 investieren. Die Eichendorffschule, der Kindergarten St. Martin, das Rathaus und die Bundeswehr-Wohnanlagesollen unter anderem erneuert werden. "Mittelfristig wird das Geld in der Rücklage aufgebraucht sein", prophezeite Zenner.
Als "verantwortungs-und realitätsbewusst" bezeichnete Marlene Goßmann (SPD) den Haushaltsplan. Sie wies auf die hohen freiwilligen Leistungen der Gemeinde hin und zählte auf: die eigene Musikschule, die Bücherei, das Geißbergbad, die Sportstätten, die Synagoge. "Wir wollen diese gute Infrastruktur erhalten", sagte sie und fügte hinzu: "Lebensqualität gibt es nicht zum Nulltarif." Sie betone dies absichtlich,damit dies der Bevölkerung bewusst werde. Etwas bange sei ihr zumute, wenn sie in die Zukunft blicke. "Wie stehen wir in Zukunft als Gemeinde da, wenn wir keine Grundstücke mehr haben?" Denn die Endlichkeit von Bauland sei auch in Veitshöchheim gegeben.
Einstimmig verabschiedet
Von einem "positiv konservativen Haushalt" sprach Stefan Oppmann (UWG). "Wir können sehr zufrieden sein, mit dem, was uns zur Verfügung steht."
Einstimmig stimmte der Gemeinderat dem Haushalt zu.
Zuführung für Investitionen: 1,5 Millionen Euro
Die wichtigsten Einnahmen:
Anteile aus Einkommenssteuer: 6,6 Millionen Euro
Gewerbesteuer: 5 Millionen Euro
Schlüsselzuweisungen: 1,4 Millionen Euro
Zuschüsse: 1,4 Millionen Euro
Grundsteuer B: 1 Million Euro
Die wichtigsten Ausgaben:
Personalausgaben: 5,2 Millionen Euro
Zuschüsse: 4,1 Millionen Euro
Kreisumlage: 4 Millionen Euro
Die wichtigsten Investitionen:
Bundeswehr-Wohnanlage: 4,27 Millionen Euro
Sanierung von Gemeindestraßen: 1 Million Euro
Kindergarten St. Martin: 700 000 Euro
Eichendorffschule Bauabschnitt II: 700 000 Euro
Neues Löschfahrzeug: 460 000 Euro
Neue Laufbahn Freisportanlage: 500 000 Euro