Einen Göttinger Anwalt kommt die Unterstützung eines prominenten Mandanten aus dem Motorrennsport teuer: 2016 hatte er Slobodan Cvetkovic juristisch beigestanden, dem Mitbegründer des „Prosperia“-Rennstalls. Doch der Verteidiger wurde "ausgebremst", sein Mandant als Haupttäter im Frankonia Prozess um einen 50-Millionen-Euro-Betrug zu zehneinhalb Jahre Haft verurteilt.Jetzt sitzt der Verteidiger selbst am Landgericht Würzburg auf der Anklagebank - weil er von dubiosen Geschäften profitiert haben soll.
Langwierige Aufarbeitung des Betruges an 25.000 Anlegern
Mit dem am Montag startenden Prozess geht - nach dem Urteil gegen Weltklasse-Fechter Elmar Borrmann - die juristische Aufarbeitung des Millionen-Betruges an 25 000 Anlegern durch ein Firmennetzwerk um die Firma CSA weiter. Kleinanleger hatten CSA Millionen anvertraut, nachdem ihnen eine zusätzliche Altersabsicherung aus den Zinsen guter Geschäfte versprochen worden war. Dass vieles davon nur Lug und Trug war, stellte sich erst vor Gericht heraus.
Rennstall-Besizter Cvetkovic hatte 2009 von Borrmann die CSA gekauft und weiterentwickelt. Aus dieser Quelle finanzierte er, ohne dass es die Geldgeber ahnten, laut Anklage auch einen 275 000 Euro teuren Rennwagen – und den Anwalt, der seit Jahren Insiderkenntnisse von seinen Geschäften gehabt haben soll.
Fünfstelliger Vorschuss verlangt
Als Cvetkovic kurz vor Weihnachten 2014 inhaftiert wurde, wurde der Anwalt aus Göttingen zum Pflichtverteidiger bestellt. Durch eine Kopie des Durchsuchungsbeschlusses soll er schnell eine Vorstellung vom Ausmaß der Ermittlungen gewonnen und erst einmal einen satten fünfstelligen Vorschuss verlangt haben. Dabei, so die Anklage, müsste der Anwalt gewusst haben, aus welcher Quelle das Geld stammen würde. Laut Anklage soll der Verteidiger per E-Mail auch dafür gesorgt haben, dass bei CSA rund eine Viertelmillion Euro abgezweigt wurde und im "Dunstbereich" seines Mandanten landete. Geld, das eigentlich der CSA und deren Investoren zugestanden hätte.
In Geschäfte des Angeklagten verwickelt?
Im Würzburger Frankonia-Prozess gegen Cvetkovic, zwei ehemalige Weltklasse-Fechter und zwei weitere Angeklagte glänzte der Anwalt vor drei Jahren zunächst durch besonders engagierte Verteidigung. Im März 2016 dann die Überraschung vor Gericht, noch bevor die beiden Fechter ihre Geständnisse ablegen konnten: Staatsanwältin Claudia Kahnke äußerte den Verdacht, der Anwalt und ein Zeuge für den Prozess könnten selbst in Geschäfte des Angeklagten verwickelt sein. Sie ließ die Räume des Verteidigers durchsuchen - und wurde fündig.
Äußerungen der Staatsanwältin ließen den Schluss zu, dass bei einem Zeugen auch Anträge der Verteidigung für den Prozess gefunden wurden, die ihm nicht zustanden. Sie nährten den Verdacht, dadurch habe er sich auf eine Zeugenaussage vorbereiten können. Die Vertreterin der Anklage sagte, es werde wegen Geldwäsche ermittelt.
Der Göttinger Anwalt durfte 2016 nicht weiter verteidigen, er wurde schließlich auf eigenen Antrag entpflichtet. Drei Jahre später kommt er nun in eigener Sache wieder und muss sich gegen den Vorwurf der Geldwäsche verteidigen – bei der gleichen Kammer, die seinen Mandanten verurteilt hatte.
Die Frage ist eher in welchem sozialen und beruflichen Umfeld man aufwächst und sich bewegt. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Kriminelle in uns zum Tragen kommt, lässt sich mit Wahrscheinlichkeitrechnung leicht ermittelt. Aber damit tut sich unsere Elite (auch die zukünftige) scheinbar schwer. (s.a. diesjähriges Matheabi)