Aufsehenerregende Entwicklung im Frankonia-Prozess um einen mutmaßlichen 51-Millionen-Euro-Betrug: Erst wollten die angeklagten Zwillingsbrüder Thomas und Michael Gerull Geständnisse in dem Betrug an etwa 20.000 Anlegern ablegen. Dann könnten ihre Verfahren schnell mit Haftstrafen zu Ende gehen.
Doch die Verhandlung begann mit einer Überraschung: Bei einem der Verteidiger des angeklagten Slobodan Cvetkovic hat vergangene Woche die Staatsanwaltschaft dessen Wohnung durchsucht. Gegen ihn und einen Zeugen laufen Ermittlungen wegen Geldwäsche. Er selbst soll in Geschäfte verwickelt sein, die Gegenstand der Anklage sind.
Der Anwalt, der sich für seinen Mandanten bisher in Würzburg vor Gericht sehr engagiert hatte, darf nicht weiter verteidigen. Er wurde am Dienstag auf eigenen Antrag entpflichtet und verließ Würzburg.
Äußerungen von Staatsanwältin Claudia Kahnke lassen den Schluss zu, dass bei der Durchsuchung bei einem Zeugen auch – ihm nicht zustehende – Anträge der Verteidigung aus dem Prozess gefunden wurden. Die nähren den Verdacht, dass sie diesem hätten helfen können, sich auf eine Zeugenaussage vorzubereiten.
Cvetkovics verbliebener Anwalt Hans-Jürgen Spilling bat um Vertagung, um seinen Mandanten auf die neue Situation einzustellen. Dies lehnte der vorsitzende Richter Dr. Reinhold Emmert mit der Begründung ab, zur Sicherung und Beschleunigung des Verfahrens sei Spilling eigens als zweiter Verteidiger bestellt.