Nach eineinhalb Stunden lebhafter und teils emotional geführter Diskussion hat sich der Stadtrat mit knapper Mehrheit von 23 zu 18 Stimmen entschieden: Das neue Baugebiet mit rund 280 Wohneinheiten an der Lengfelder Carl-Orff-Straße in Lengfeld soll unverändert weitergeplant werden. Ende September hatte sich eine gut besuchte Bürgerversammlung in Lengfeld aus Sorge vor zusätzlicher Verkehrsbelastung im Altort und im Pilziggrund mit großer Mehrheit dagegen ausgesprochen.
Es war nicht das erste Mal, dass sich der Stadtrat wegen des geplanten Lückenschlusses am Lengfelder Ortsrand die Köpfe heiß geredet hat. Die rund neun Hektar große Fläche ist bereits an drei Seiten von Wohnbebauung umgeben, geplant ist ein nachhaltiges Wohngebiet mit Regenwasserbewirtschaftung und dezentraler Energieversorgung mittels Erdwärme.
Der Ausschuss für Planung, Umwelt und Mobilität benötigte drei Anläufe, um sich für eine Variante zu entscheiden
Der Ausschuss für Planung, Umwelt und Mobilität (Puma) benötigte drei Anläufe, um sich im Januar mit neun zu sechs Stimmen für eine Variante zu entscheiden, die jetzt im Stadtrat als "Variante 1" vorgestellt wurde. Darin enthalten ist eine Erschließungsstraße als Durchstich von der Carl-Orff-Straße zur Georg-Engel-Straße, durch die für Busse und Autos künftig eine direkte Verbindung vom Pilziggrund zum Lengfelder Altort realisiert werden soll.
In der Bürgerversammlung meldeten sich hauptsächlich Gegner dieser Pläne zu Wort, die keinen zusätzlichen KfZ-Verkehr in ihren Wohnstraßen haben wollen. Das Votum von rund 150 Bürgerinnen und Bürgern: Lediglich die Grundschule und die Kindertagesstätte sollen erweitert werden, zusätzlich könnte eine Anlage für Seniorenwohnen entstehen – im Stadtrat jetzt als "Variante 2" präsentiert.
Mehrheit stimmte dafür, die bisherige Planung (Variante 1) fortzusetzen
Weil die Verwaltung diese Lösung für unwirtschaftlich hält und zusätzlicher Wohnraum in der Stadt gebraucht wird, präsentierte Stadtbaurat Benjamin Schneider eine "Variante 3", für die sich auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt stark machte. Darin wird das Baugebiet geteilt: Der nordöstliche Teil mit Kindergarten, Grundschule und einem kleineren Anteil an Wohnbebauung würde vom Altort erschlossen, der südöstliche Teil mit mehr Wohnhäusern vom Pilziggrund aus über die Stauferstraße.
Der OB wollte diesen Kompromissvorschlag genauer untersuchen lassen und mit den Menschen in Lengfeld diskutieren. Dazu wird es nach aktueller Beschlusslage nicht kommen: Die Mehrheit der 41 Stadträtinnen und Stadträte stimmte dafür, die bisherige Planung (Variante 1) fortzusetzen und einen Bebauungsplan-Entwurf vorzulegen.
Vor allem für die CSU, die schon im Puma gegen die Planungen gestimmt hatte, ist das eine Missachtung des Votums der Bürgerversammlung: "Ich finde es ziemlich hart, wie man hier mit dem Bürgerwillen umgeht", so Stadträtin Rena Schimmer. Ihr Fraktionsvorsitzender Wolfgang Roth erinnerte daran, dass sich auch der Lengfelder Bürgerverein wegen der zusätzlichen Verkehre inzwischen gegen das Baugebiet ausspricht, das er früher befürwortet hat.
Für Grüne, SPD, ÖDP, Freie Wähler und FDP/Bürgerforum gibt es keine Alternative zur bisherigen Planung. "Es handelt sich um einen echten Lückenschluss mit guter verkehrlicher Erschließung. Wer das verhindern möchte, handelt nach dem St. Florians-Prinzip", sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Alexander Kolbow. Ähnlich äußerte sich Raimund Binder (ÖDP): "Wir haben eine Gesamtverantwortung für die Stadt und dürfen nicht einknicken." Noch deutlicher wurde die Fraktionsvorsitzende der Grünen. Es sei nicht legitim, dass Neuansiedlungen von denjenigen verhindert werden, "die dort bereits wohnen und selbst ein Auto haben", sagte Sandra Vorlova.
OB Christian Schuchardt musste vermittelnd eingreifen
Auch Alt-Oberbürgermeister Jürgen Weber (Würzburger Liste) sprach sich für die Verkehrsverbindung zwischen Altort und Pilziggrund aus. Er habe kein Verständnis "für wenige Anwohner, die dagegen Stimmung machen", sagte Weber und forderte – ohne Namen zu nennen - von Stadtratskolleginnen und -kollegen, die selbst im Umfeld wohnen, "mehr Fingerspitzengefühl" und Zurückhaltung in der Diskussion.
Gemeint waren Bürgermeisterin Judith Jörg und Wolfgang Roth, die am Rand des Lengfelder Altorts wohnen, und Charlotte Schloßareck (FDP/Bürgerforum) aus dem Pilziggrund. Richtig emotional wurde die Debatte, nachdem Roth den Vorwurf von Jürgen Weber zurückgewiesen hatte. Schloßareck fühlte sich von einer Äußerung des CSU-Fraktionsvorsitzenden offenbar persönlich angegriffen und reagierte so emotional, dass Oberbürgermeister Christian Schuchardt vermittelnd eingreifen musste.
Sowohl Schloßareck als auch Roth teilten am folgenden Tag auf Anfrage der Redaktion mit, dass es sich um ein Missverständnis gehandelt hat und sie sich nach der Sitzung im Büro des Oberbürgermeisters ausgesprochen haben. "Wir haben uns die Hand gegeben, damit ist die Sache erledigt", sagte Roth.
Was man selbst erreicht hat, will man das anderen nicht gönnen, um sich selbst hervorzuheben.
Lengfeld hat übrigens Erfahrung mit verhindern, Wü hätte längst ein weitere Umgehung, Aber der Greinberg wird weiter belastet und die Lindleinsmühle mit vom Verkehr verseucht.
Lengfeld, schafft es immer wieder mit ihren Stadträten andere zu blockieren. Diesmal halt nicht.
Mit freundlichen Grüßen,
Patrick Wötzel